Essen. . Im April standen Vater und Sohn wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt vor Gericht und wurden freigesprochen. Nun gehen sie in die Offensive: Sie seien von Essener Polizisten geschlagen und getreten worden, behaupten sie. Die Staatsanwaltschaft prüfte die Vorwürfe.

Wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt standen sie selbst vor Gericht und wurden freigesprochen, nun erheben ein libanesischer Vater und sein Sohn massive Vorwürfe gegen Essener Polizisten: Sie seien, am Boden liegend, von ihnen getreten und mit einem Funkgerät geschlagen worden. Dem 49-jährigen, gesundheitlich angeschlagenen Vater hätten sie sogar seine Asthma-Medikamente verweigert.

Ein Fall, in dem Aussage gegen Aussage steht. Ein Video, das eine Nachbarin von der Szenerie im Oktober 2011 gedreht hatte, ist von dieser selbst gelöscht worden – angeblich aus Angst vor der Polizei. Hintergrund des Polizei-Einsatzes gegen Khaled K. und seinen Sohn Hadi war ein Streit in der Großfamilie. Der war so heftig geworden, dass eine Nichte fürchtete, die Beteiligten könnten sich etwas antun. Deshalb rief sie die Polizei zu Hilfe.

Staatsanwaltschaft legte Berufung gegen den Freispruch ein

Was sich dann genau abspielte und ob die Aussagen der libanesischen Männer nun zu Ermittlungen der Essener Staatsanwaltschaft gegen die Polizisten führen werden, ist noch unklar. „Wir werden das prüfen, sobald wir die Akten vom Amtsgericht zurückerhalten haben“, sagte am Montag Oberstaatsanwältin Anette Milk. Nach dem Freispruch vor dem Amtsgericht Essen für Khaled K. und seinen Sohn Hadi hatte die Staatsanwaltschaft gegen das Urteil sogar Berufung eingelegt.

Das Gericht hatte Vater und Sohn vor allem deshalb freigesprochen, weil sich die beiden Polizisten als Zeugen in Widersprüche verwickelt hatten. Seit Jahren sorgen in Essen libanesische Clans, Großfamilien, immer wieder für Unruhe. Die Auseinandersetzungen zwischen ihnen sind häufig sehr gewalttätig. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Polizisten so dumm waren, sich derart zu verhalten. Sie wissen, dass sie beobachtet werden und meist Handy-Kameras laufen“, sagt ein Kenner der Essener libanesischen Szene.