Tausende Polizisten beim Revierderby zwischen den Fronten
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Dortmund. Das Revierderby wird der größte Polizei-Einsatz, den die Polizei je bei einem Fußballspiel in Nordrhein-Westfalen erlebt hat. Roman Pahlke ist einer von ihnen. „Pass auf dich auf“, sagt seine Frau, wenn er seine Einsatz-Montur anlegt. Sie gleicht einer Rüstung, und die kann er brauchen.
Roman Pahlke wird sich am Dienstag vor dem Revierderby von seiner Frau verabschieden. „Tschüss, pass auf Dich auf!“, mehr wird sie nicht sagen, glaubt Pahlke. Sie sagt selten mehr, wenn er zum Fußball geht. Dann trifft er in Gelsenkirchen die Kollegen, mit denen er nach Dortmund fahren wird. Bevor sie in die Busse steigen, legen sie die Spieltags-Uniform an: Einsatzanzug, Schutzweste, Arm- und Beinschützer, Helm und Gürtel mit Taschen und Schlagstock. Alles in allem fast 20 Kilogramm schwer.
Pahlke ist Polizist. Er arbeitet in einer der 18 Einsatzhundertschaften in NRW, die immer dann anrücken, wenn die Polizei bei großen Veranstaltungen für Ordnung sorgen soll: Demonstrationen, Karneval, mindestens einmal in der Woche Fußball.
Dreimal mehr Polizisten als üblich
Das Revierderby wird „der größte Polizei-Einsatz, den wir je bei einem Fußballspiel in Nordrhein-Westfalen erlebt haben“, sagt Stephan Hegger, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei NRW. Damit wird es auch einer der teuersten: 3000 Polizisten, zwei- bis dreimal mehr als bei Dortmunder Heimspielen üblich, werden eingesetzt. Alleine der Arbeitstag für die 15 Hundertschaften koste etwa 1,5 Millionen Euro, sagt Hegger.
Die Polizei sieht den Aufwand als letzten Ausweg, als letzte Warnung an gewaltbereite Stadiongänger. Gibt es wieder Ausschreitungen, dann ist es wahrscheinlich, dass die nächsten Derbys ohne Gäste-Fans gespielt werden. Keil würde das enttäuschen. Weil es einer Kapitulation vor den wenigen „gewaltbereiten Störern“ gleich käme. Keil rechnet mit rund 1000 solcher Stadionbesucher, 500 auf jeder Seite. Es sind dreimal mehr Polizisten im Einsatz.
Roman Pahlke wird mit seiner Hundertschaft die Schalker Fans am Dortmunder Hauptbahnhof empfangen und zum Stadion geleiten. Die Störer kenne er vom Sehen, sagt Pahlke. Deswegen möchte er auch nicht, dass sein richtiger Name in der Zeitung steht.
Zu schnell könnte man seine Adresse finden, seine Frau, seine Tochter. Davor haben Polizisten Angst: dass ihr Beruf ihr Privatleben gefährdet. Der Weg zum Stadion war in Dortmund zuletzt besonders heikel, wegen der engen und doch unübersichtlichen Wege zum Stadion und weil sich die Fans beider Vereine dort zwangsläufig mischen. „Sobald die zusammen sind“, sagt Pahlke, „gibt es Auseinandersetzungen. Die müssen nur einen Schal der anderen sehen, dann werden irgendwelche Ur-Instinkte geweckt.“
Einmal entspannt ein Derby sehen
Dann stehen Polizisten zwischen Schwarz-Gelben und Blau-Weißen. Er spüre dann den Hass beider Seiten, sagt Pahlke. „Aber dafür trainieren wir jeden Tag“, sagt Pahlke. Man müsse ruhig bleiben, sich auf das besinnen, was man gelernt habe.
Pahlke kann nicht verstehen, wenn sich Fußballfans von der Polizei provoziert fühlen. Er sagt: „Keine Gewalt – keine Polizei-Einsätze.“ Ihm wäre das nur recht. Er ist Schalke-Fan und könnte dann nach langer Zeit einmal wieder entspannt ein Derby sehen. Wenn alles gut geht, dann ist er um ein Uhr nachts wieder zu Hause. Seine Frau und die kleine Tochter werden schlafen. „Vielleicht wird meine Frau kurz wach“, sagt Pahlke. „Dann wird sie fragen: Und, wie war’s? Dann sage ich: War gut oder war schlecht.“ Und das hat nichts mit dem Ergebnis zu tun.
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