Kerpen/Grenoble. . Nach seinem Ski-Unfall sprechen die Mediziner von einem „außerordentlich ernsten Zustand“. In seiner Heimatstadt Kerpen hoffen die Menschen auf gute Nachricht aus der Klinik. In aller Welt denken Fans an ihr Idol und fordern innerlich: „Kämpfen, Schumi!“

Mit ernsten Mienen sitzen die Ärzte in weißen Kitteln vor Dutzenden Journalisten. „In diesem Augenblick können wir keine Aussage machen über die weitere Entwicklung von Michael Schumacher.“

Es ist der Chef-Anästhesist des Universitätsklinikums der französischen Alpenstadt Grenoble, Jean-François Payen, der diesen traurigen Satz ausspricht. Eines ist klar: Der 44-jährige frühere Formel-1-Rekordpilot kämpft seit seinem Skiunfall am Sonntagmittag um sein Leben.

Schumacher war mit seinem 14-jährigen Sohn Mick im Skigebiet von Méribel unterwegs – außerhalb der Piste. Mit hoher Geschwindigkeit prallte er auf einen Felsen. Die Kopfverletzungen sind extrem schwer, auch wenn Schumacher einen Helm trug. „Ohne den Helm wäre er nicht bis hierher gekommen“, ist sich Payen sicher.

Schweres Schädel-Hirn-Trauma, mehrere Blutungen und Schwellungen im Gehirn, lautet die Diagnose. Als die Retter Schumacher finden, ist er noch bei Bewusstsein. „Aber er hat nicht auf Fragen geantwortet“, präzisieren die Ärzte am Montag.

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Von Reinhard Schüssler

Der frühere Rennfahrer fällt wenig später ins Koma, in dem ihn die Mediziner seither künstlich halten, um den Schädelinnendruck zu verringern. Da die Verletzungen schwerer sind, als zunächst angenommen, wird der 44-Jährige vom Krankenhaus in Moûtiers mit dem Hubschrauber nach Grenoble geflogen. Es folgt eine Not-Operation.

Die Kerpener sind in tiefer Sorger und rufen im Rathaus an

Was die Ärzte zu berichten haben, versetzt Schumachers Heimatort Kerpen in tiefe Sorge. Die Bürgermeisterin Marlies Sieburg (SPD) sagt: „Die Angst ist groß. Nach den Aussagen der Ärzte wird einem angst und bange.“

Alle Bürger seien in großer Sorge um den Rennfahrer. Im Rathaus haben Anrufer ihre Genesungswünsche für Schumacher übermittelt, so Christa Cornely, Sprecherin der 65.000-Einwohner-Stadt. Alle seien „in diesen Stunden bei Michael Schumacher und seiner Familie“, sagt auch der Kerpener Pfarrer Ludger Möers.

Möers ist Pfarrer in der Gemeinde St. Martinus in Kerpen sowie in St. Albanus und Leonhardus im Stadtteil Manheim, wo sich die Kartbahn befindet, auf der Schumacher als Kind und Jugendlicher seine ersten Erfolge feierte.

Familie ist am Krankenbett

Auch in Grenoble hofft ein Freund darauf, dass Schumachers Zustand stabil wird: der renommierte französische Chirurg Gérard Saillant, der den siebenmaligen Formel-1-Weltmeister bereits 1999 nach dessen doppeltem Beinbruch beim Rennen in Silverstone operierte.

„Ich bin hier als Freund“, sagt der 68-jährige Sportmediziner auf der Pressekonferenz. Zu ärztlichen Details will der Leiter des Pariser Instituts für Gehirn und Rückenmark keine Aussagen machen. Aber Menschliches gibt der alte Weggefährte preis: „Seine Frau ist besorgt, die Kinder sind besorgt.“

Die Familie, allen voran Ehefrau Corinna, ist am Krankenbett. Auch alte Freunde haben sich zur Klinik aufgemacht. Wie der französische frühere Formel-1-Fahrer Olivier Panis, der allerdings nicht zu dem Patienten vorgelassen wird.

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Auch Jean Todt, der Präsident des Welt-Automobilverbandes FIA, ist vor Ort, ebenso wie der Chef des Mercedes-Rennstalls, Ross Brawn. Schumachers Familie reagiert in einer Mitteilung auf die Genesungswünsche: „Wir möchten uns beim Ärzteteam bedanken, von dem wir wissen, dass es alles tut, um Michael zu helfen. Außerdem danken wir den vielen Menschen aus der ganzen Welt, die ihr Mitgefühl ausgedrückt und beste Wünsche für Michaels Genesung übermittelt haben.“

Folgeschäden sind möglich, warnt ein Neurologe

„Er kann wieder gesund werden, aber er kann auch körperliche und geistige Folgeschäden davontragen“, warnt derweil der Pariser Neurologe Jean-Luc Truelle beim Radiosender RTL. Die behandelnden Ärzte in Grenoble wollen so weit nicht blicken.

„Wir sprechen derzeit noch nicht von Folgeschäden, sondern von der Behandlung. Wir arbeiten von Stunde zu Stunde“, sagt Anästhesist Payen. Eine weitere Operation sei zunächst nicht geplant. Es bleibt also nur das, was Fans in aller Welt fordern: „Kämpfen, Schumi!“