Michael Schumachers verhängnisvoller Sturz beim Skilaufen wirft auch Fragen nach der Risikobereitschaft von Menschen auf. Die Argumentation, hier habe jemand sein Schicksal herausgefordert, greift jedoch zu kurz. Ein Kommentar
Es mutet wie die makabre Pointe eines Lebens auf der Überholspur an: Nachdem Formel-1-Legende Michael Schumacher selbst die schwersten Unfälle auf der Rennstrecke mehr oder weniger glimpflich überstanden hat, kämpft der 44-Jährige nun um sein Leben – nach einem Unglück bei einem Freizeitvergnügen, dem Millionen Menschen ohne allzu großes Gefahrenbewusstsein frönen.
Schon vor Schumachers Comeback in der Formel 1 gab es viele mahnende Stimmen. Nicht von ungefähr hatte seine Ehefrau Corinna nach seinem ersten Rücktritt auf die Frage, welches Gefühl sie bewege, erleichtert geantwortet: „Dass wir alle heile nach Hause gehen.“
Aber auch ohne den Geschwindigkeitsrausch in seinen PS-Geschossen suchte „Schumi“ weiterhin die Herausforderung, den „Kick“ – ob beim Motorradfahren, Bungee- oder Fallschirmspringen. Und auch auf Skiern reichte es ihm augenscheinlich nicht, wie ein gewöhnlicher Tourist die Hänge herunterzufahren.
Keine Sicherheitsvorkehrungen gegen das Schicksal
Kaum war bekannt, der Sportstar habe sich bei seinem verhängnisvollen Sturz außerhalb der präparierten Pisten bei Mirébel bewegt, wurde denn auch reflexartig die Frage aufgeworfen, ob hier jemand womöglich sein Schicksal herausgefordert habe.
Doch diese Sichtweise, vorzugsweise von Leuten, die von extremen Sicherheitsdenken geprägt sind, greift zu kurz. Wären in der Geschichte der Menschheit nicht immer wieder wagemutige Typen in Grenzbereiche vorgestoßen, die Welt würde heute anders aussehen. Nicht unbedingt besser.
Nebenbei: Ohne diese Mentalität hätte es auch nie den Formel-1-Champion gegeben, den die Sportwelt für seinen Wagemut und seine Coolness bewundert hat.
Die einzige, wenn auch banale Lehre, die aus Schumachers Unglück zu ziehen ist, lautet: Gegen das Schicksal helfen letztendlich keine Sicherheitsvorkehrungen.