Essen. . Das neue Nichtraucherschutzgesetzt ist noch nicht einmal in Kraft, da schwärzen die ersten Nichtraucher offenbar bereits Wirte an, die ankündigten, sich nicht an die verschärften Bestimmungen halten zu wollen. Doch schon Hoffmann von Fallersleben schrieb im 19. Jahrhundert: „Der größte Lump im ganzen Land, das ist der Denunziant“

In der Straße, in der ich als Kind wohnte, gab es eine Frau, die wir nur „die Guckerin“ nannten. Sie saß fast den ganzen Tag über an ihrem Fenster im ersten Stock und observierte die Straße. Wagten wir es, auf der Straße Fußball zu spielen (was damals üblich war), drohte sie sofort mit der Polizei. Parkte vor ihrem Haus jemand falsch, notierte die „Guckerin“ eilig das Kennzeichen und meldete den Verstoß bei den Behörden. Das war der Höhepunkt ihres Tages.

Jemanden anzeigen, anschwärzen, petzen. Die so was tun, gelten gemeinhin nicht als die beliebtesten Zeitgenossen. „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant“, wusste schon Hoffmann von Fallersleben im 19. Jahrhundert. „Man verpetzt keinen“, pflegte es mein Opa ganz ungereimt auszudrücken.

Gerade hat die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin anlässlich des am 1. Mai in Kraft tretenden Rauchverbots in Kneipen erklärt, schon vor dem Stichtag hätten Nichtraucher die städtischen Ordnungsämter darauf hingewiesen, welche Wirte sich dem Verbot widersetzen wollen. Da sind offenbar schon im Vorfeld selbst ernannte Hüter der öffentlichen Ordnung unterwegs, die sich als Hilfs-Sheriffs fühlen und sich auch so verhalten. Man muss kein Raucher sein, um solch ein Verhalten abstoßend zu finden.

Gesundheit ist höheres Gut als der eigene Tabakgenuss

Das Rauchverbot ist aktuell d e r Streitpunkt schlechthin. Bei kaum einem anderen Thema treffen Gegner und Befürworter derart militant und unversöhnlich aufeinander. Klar ist: Ab dem 1. Mai sind gastronomische Betriebe in NRW qualmfreie Zonen. Das ist die richtige Entscheidung, weil die Gesundheit des Thekennachbarn ein höheres Gut ist als der eigene Tabakgenuss.

Erwischt man eine Kneipe, deren Wirt sich nicht um die Vorschriften schert, kann man das Gespräch mit ihm suchen und – wenn er sich uneinsichtig zeigt – gehen. Ich bin sicher: Das Rauchverbot wird sich schnell durchsetzen, so wie in vielen anderen Ländern auch. Dann hat sich das Thema erledigt. Und die Denunzianten können sich wieder um die Falschparker kümmern.