Bochum. Pfusch oder gar Betrug beim Kanalbau haben dazu geführt, dass an mindestens fünf Bochumer Baustellen mit Schwermetallen belastete Schlacke verbaut worden ist. Vertraglich gefordert war umweltverträgliches Granulat. Noch ist offen, ob die Kanäle wieder herausgerissen werden müssen.

Die Stadt Bochum beklagt Pfusch beim Kanalbau. Auf fünf Baustellen sollen im vergangenen Jahr minderwertige Granulate verwendet worden sein. Zwar bestehe kein Risiko, dass Fahrbahndecken oder Gehwege absacken. Sehr wohl könne es aber zu Verunreinigungen des Grundwassers kommen. Auch andere Städte könnten betroffen sein.

Fahrlässigkeit oder Betrug: Stadtbaurat Ernst Kratzsch hält sich mit einer rechtlichen Bewertung noch zurück. Fakt aber ist: Bauunternehmen, die von der Stadt mit Kanalarbeiten beauftragt wurden, haben bei der Ummantelung der Rohre in 3,50 Metern Tiefe falsches Material eingebaut. Vertraglich gefordert war Schmelzkammergranulat, das aus Steinkohle gewonnen wird und als umweltverträglich gilt. Geliefert wurde mit Schwermetallen belastete Schlacke, die bei der Erzeugung von Kupfer anfällt. Ein Landeserlass von 2004 schreibt vor, dass diese Schlacke nicht in Grundwassernähe ins Erdreich gebracht werden darf.

Deutlich erhöhte Werte an Schwermetallen gemessen

Genau das ist offenbar auf fünf Baustellen geschehen. Bei Proben wurden hier bis zu 39.000 Milligramm Zink pro Kilo gemessen. Beim Kohlegranulat liegen diese Werte bei 150 bis 500 Milligramm. Auch der Blei- und Kupfergehalt ist stark erhöht.

Die Stadt hat einen Gutachter eingeschaltet. Er soll binnen drei Wochen mit Probebohrungen untersuchen, ob auf den fünf Baustellen eine Gefahr für das Grundwasser droht. Muss das Granulat ausgetauscht werden, will die Stadt die Bauunternehmen haftbar machen, die von ihren Lieferanten möglicherweise selbst getäuscht worden sind.

Wahrscheinlich sind auch andere Städte betroffen

Ob das minderwertige Granulat von einer oder mehreren Firmen stammt, steht nicht fest. Erste Ermittlungen der Stadt haben lediglich ergeben, dass 400.000 Tonnen der Kupferschlacke auf dem Markt sind beziehungsweise waren.

„Wir halten es deshalb für sehr wahrscheinlich, dass auch andere Städte betroffen sind“, so Dr. Kratzsch. Das Landesamt für Natur, Umweltschutz und Verbraucher (LANUV) bietet den Kommunen seine Unterstützung an.