Duisburg. Krimineller Eigennutz, Vorteilsnahme und vor allem eine überhastete Inbetriebnahme sind die Gründe für die Baumängel beim Brandschutz der Mercatorhalle. Wie aus einem neuen internen Prüfbericht der Stadt Duisburg hervorgeht, mündete ein völlig unrealistischer Zeitplan fast zwangsläufig in Pfusch.

Nicht nur krimineller Eigennutz und Vorteilsnahme Einzelner, sondern ein offenbar unverantwortlicher Zeitdruck und am Ende eine zu frühe Inbetriebnahme gegen den „ausdrücklichen Rat von Fachleuten“ hat nach Einschätzung eines internen Prüfberichtes der Stadt Duisburg zu den massiven Baumängeln beim Brandschutz in der Mercatorhalle geführt. Dies ist die Kernaussage der vierten Fortschreibung des Berichtes des Rechnungsprüfungsamtes der Stadt, über den am Dienstag die Mitglieder des Rechnungsprüfungs-Ausschusses in nicht-öffentlicher Sitzung beraten müssen.

Im Fazit des Prüfberichtes, der der Politik jetzt vorliegt, kommt das städtische Prüfungsamt zu dem Schluss: Hinsichtlich der aufgetretenen bautechnischen Probleme habe sich das Rechnungsprüfungsamt bei vielen der damals Beteiligten informiert, unter anderem auch bei dem früheren technischen Vorstand der Gebag, der dieses Projekt eine Zeit lang begleitet hatte. Als Erklärung für den massiven Pfusch in der Bauausführung sei immer wieder der gesetzte Eröffnungstermin vom 21. April 2007 genannt worden.

Verwaltungsführung wusste, dass der Eröffnungstermin nicht eingehalten werden konnte

Nach Aussage einiger Beteiligter und aufgrund schriftlicher Hinweise sei deutlich geworden, dass die Planer und bauausführenden Firmen mehrfach darauf hingewiesen hätten, dass der gesetzte Eröffnungstermin vom 21. April 2007 nicht zu halten sei. Und das Prüfamt weiter: „Doch die damalige Verwaltungsführung [Anm . d. Redaktion: damit sind der damalige OB Sauerland und seine Beigeordneten gemeint] hat trotzdem an dem Termin festgehalten. Der einmal gesetzte und bekannt gemachte Eröffnungstermin vom 21.04.2007 sollte unbedingt gehalten werden. Dies kommt auch in diversen Schreiben der Projektleitung deutlich zum Ausdruck.“

Obwohl auf der Baustelle Wochen und Tage vor der Eröffnung im 24 Stundentakt und auch an den Wochenenden mit verdoppeltem Personal gearbeitet wurde, konnte nach Auffassung der städtischen Rechnungsprüfer offenbar wegen des Zeitdrucks „eine ordnungsgemäße Bauausführung nicht sichergestellt“ werden.

Zu knapp kalkuliert

Nach den bisherigen Erkenntnissen des Rechnungsprüfungsamtes führte also die viel zu „frühe Inbetriebnahme gegen den ausdrücklichen Rat der beteiligten Fachleute und Fachfirmen u.a. zu den nun vorliegenden baulichen Brandschutzmängeln.“

Erschwerend kam hinzu, dass nicht nur die angesetzte Zeit von neun Monaten für den Endausbau des Rohbaus offenbar viel zu knapp kalkuliert war, sondern dass der Rohbau von der LEG an die Stadt bereits mit zahlreichen Mängeln übergeben wurde. Diese Mängel mussten erst beseitigt werden, bevor die Stadt dann mit ihrem Hallenausbau beginnen konnte. Ein Wettlauf mit der Zeit, der am Ende mit kriminellen Mängeln im Brandschutz bezahlt wurde.