Kampf gegen den Brustkrebs - "Es gibt keine falsche Hoffnung"
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Ratingen. Annette Rexrodt von Fircks war 36 Jahre alt, als sie die Diagnose erhielt: „Sie haben Brustkrebs, wir geben ihnen noch sechs Monate.“ Die Mutter dreier Kinder war zunächst wie gelähmt. Doch die heute 51-Jährige hat nicht aufgehört zu kämpfen; und sie macht anderen Betroffenen Mut.
Sie war 36, ihre Kinder drei, fünf und sieben Jahre alt, als man ihr sagte: „Sie haben Brustkrebs.“ „Ich war wie gelähmt, hatte das Gefühl, die Erde hört auf, sich zu drehen“, erinnert sich Annette Rexrodt von Fircks an diesen Tag vor 14 Jahren. Die Ärzte, selbst geschockt über die Diagnose, gaben ihr noch sechs Monate, stuften ihre Chance auf eine Genesung mit 15 Prozent ein. Der Krebs hatte bereits gestreut; beide Brüste mussten ihr abgenommen werden. Heute ist die gebürtige Essenerin, die in Ratingen lebt, 51 und macht seit Jahren anderen Betroffenen Mut, sich für das Leben zu entscheiden, zu hoffen – und zu kämpfen.
Vier Bücher hat die gelernte Diplom-Dolmetscherin über ihre Erkrankung und ihren Weg der Genesung geschrieben, in denen sie offen über ihre Ängste, die Nöte ihrer Familie, den Kampf gegen den Krebs und ihre Freude am Leben schreibt. Seit Jahren ist sie in ganz Deutschland unterwegs, hält Vorträge vor Ärzten, Medizinstudenten und Brustkrebs-Patientinnen, die wie sie Operationen, Chemo- und Strahlentherapie erdulden mussten. 2006 hat man sie für ihr Engagement als „Frau des Jahres“ ausgezeichnet.
Verzweiflung überwunden
„Ich habe versucht, sogar die Chemo als meinen Freund zu sehen, der mir hilft zu überleben“, sagt sie denen, die sie um Rat fragen. Sie selbst wollte nie ein Opfer „der Ereignisse“ sein, hat ihre anfängliche Verzweiflung überwunden und so ihre inneren Heilkräfte gestärkt. „Denn dauernde Angst zieht Energie ab, das macht einen krank.“ Annette Rexrodt von Fircks ist sehr dankbar dafür, dass sie leben darf – auch weil sie gute Ärzte hatte. „Da möchte ich anderen etwas zurückgeben.“
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Sie hat erlebt, wie der Krebs nicht nur die Frau, sondern die ganze Familie aus der Lebensbahn werfen kann. „Mein Mann Jo war vier Wochen lang nicht in der Lage, mich nach meiner OP in der Klinik zu besuchen. Der Chefarzt hatte ihm gesagt: ,Sie werden ihre Frau verlieren.’ Mein Mann kümmerte sich um alles bei uns zu Hause. Gefühle zu zeigen, war nicht seine Sache. Das war sehr, sehr hart für mich, aber auch sehr hart für ihn.“
Krebs als böses Tier
Immer wieder habe sie sich dazu gefragt, „was und wie viel sage ich meinen Kindern“. Ihre damals dreijährige Tochter Charlotte wollte irgendwann wissen, ob der Krebs eigentlich ein böses Tier sei. Später wollte sie nicht essen, weil sie Angst hatte, Brüste zu bekommen.
„Mama, musst Du sterben? Kommt der Krebs wieder zurück?“, waren Fragen, die ihre Kinder auch stellten. „Mein siebenjähriger Sohn Lionel machte sich Sorgen darüber, was passiere, wenn auch Papa so krank würde.“ Erfahrungen, die wesentlich dazu beitrugen, dass sie 2005 die „Rexrodt von Fircks Stiftung für krebskranke Mütter und ihre Kinder“ gründete.
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Mit Hilfe der Stiftung, die ihre Projekte mit Spenden finanziert, rief sie 2006 in der Klinik Ostseedeich in Grömitz eine Mutter-Kind-Reha ins Leben, die es in dieser Form noch nicht gab. „Gemeinsam gesund werden“ lautet das Motto der Reha, die heute alle Kassen unterstützen. Sie richtet sich an Frauen nach der Ersttherapie eines Brustkrebses. „Zweitausendvierhundertdreißig Müttern und dreitausendsiebenhundertdreißig Kindern kam dieses Programm schon zugute“, erzählt Rexrodt von Fircks. Väter können an einer eigenen Gesprächsrunde teilnehmen. „Die Kinder begleiten ihre Mütter nicht nur, sondern werden durch Therapeuten selbst gestärkt.“
In Deutschland erkranken jährlich 72.000 Frauen
Ein wichtiges Angebot. Rund 72.000 Frauen erkranken in Deutschland jährlich an einem Mammakarzinom. „Etwa jede Dritte hat Kinder, die unter sechzehn sind.“ Viele Jungen und Mädchen fühlten sich in dieser Lebenskrise der Mutter alleingelassen. „Sie können Verhaltens-Auffälligkeiten, sogar Depressionen entwickeln. Wir hatten einen Neunjährigen in der Reha, der sich weigerte, zur Schule zu gehen. Er wollte bei seiner kranken Mama bleiben.“
Annette Rexrodt von Fircks hat zwei Jahre ihres Lebens in Kliniken verbracht. „Immer wieder gab es den Verdacht auf Metastasen.“ Immer war es ein Fehlalarm.
„Es gibt keine falsche Hoffnung. Ich bin das beste Beispiel dafür“, findet sie und führt ein paar „Hüpfer“ auf einem Trampolin in ihrem Wohnzimmer vor. Ihr tägliches Fitness-Programm.
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