Die deutsch-chinesische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Brustkrebs-Behandlung wird immer intensiver. Nun ist der Chefarzt der Frauenklinik des Marienhospitals Bottrop (MHB), Dr. Hans-Christian Kolberg, der auch das Brustzentrum leitet, auf Einladung des Bundesgesundheitsministeriums für eine Woche nach Nanjing gereist, um gemeinsam mit drei anderen Kollegen beim Aufbau eines Brustzentrums in der Universitätsklinik Nanjing zu helfen.
Die Delegation bestand neben Dr. Kolberg aus Professor Kimmig, dem Direktor der Universitätsfrauenklinik Essen, Dr. Otterbach, einem Experten in der pathologischen Beurteilung von Brustbefunden sowie Dr. Apitzsch, der als Radiologe auf die Brust spezialisiert ist und bereits in der früheren deutschen Kolonie Tsingtao ein solches Projekt betreut.
Operation in Nanjing
In China wird die Behandlung von Brustkrebs nicht von interdisziplinären Zentren, in denen alle beteiligten Fachgebiete eng zusammenarbeiten, durchgeführt, sondern auch in Universitätskliniken ohne gemeinsame Konferenzen und Absprachen durchgeführt. Eines der Ergebnisse dieser Vorgehensweise ist, dass in China fast 90 Prozent der Frauen ihre Brust verlieren, wenn sie Brustkrebs haben. Zum Vergleich: In Deutschland sind es etwa 25 Prozent, in hoch spezialisierten Zentren wie dem Brustzentrum im Marienhospital unter 20 Prozent.
Die Überlebensraten in China sind vergleichbar mit denen in Deutschland von vor über 30 Jahren. Daher hatte sich der Leiter der Abteilung für Brustchirurgie der Universitätsklinik Nanjing, Professor Wang Shui, an die deutschen Experten gewandt, um mit ihnen eines der ersten echten Brustzentren in China aufzubauen. Im November letzten Jahres war er bereits einmal zu Gesprächen in Deutschland, unter anderem mit Dr. Kolberg, den er auch im OP besucht hatte, um Brustkrebsoperationen zu sehen.
Damals war eine Zusammenarbeit zwischen der Universitätsklinik Nanjing und dem Uni-Brustzentrum Essen, in dem auch das Brustzentrum Marienhospital Bottrop mitarbeitet, vereinbart worden. Unterstützt wird das Projekt vom Bundesgesundheitsministerium. Im Frühjahr waren dann chinesische Ärzte für drei Monate in Essen und Bottrop, um von den deutschen Spezialisten zu lernen.
Vom 9. bis zum 16. September ist nun die deutsche Delegation nach Nanjing gereist, um auch vor Ort beim Aufbau des Brustzentrums zu helfen. Die Ärzte hielten Vorträge vor den Mitarbeitern der Brustchirurgie und vor Vertretern der Universität und sprachen vor allem über die Wichtigkeit der Zusammenarbeit aller Fachgruppen in einem interdisziplinären Brustzentrum und über die Notwendigkeit von gemeinsamen Tumorkonferenzen.
Die erste solcher Konferenz fand dann unter Leitung von Dr. Kolberg am 13.September statt. Am gleichen Tag operierte Kolberg auch eine Patientin in Nanjing mit chinesischen Kollegen mit einer von ihm entwickelten Technik für die Erhaltung der Brust bei Brustkrebs.
Dr. Kolberg jedenfalls war begeistert von der Reise. „Es ist faszinierend, wie rasch man in China Dinge bewegen kann, wenn die Gegenseite vom Sinn des Unternehmens überzeugt ist. Und das sind die chinesischen Kollegen, da sie ihre Überlebensraten mit unseren verglichen haben und ehrgeizig sind, dort auch anzukommen, wo wir in Deutschland heute stehen.“