Düsseldorf. . Die Neuerungen in der ZDF-Show halten sich in Grenzen. Markus Lanz, der Nachfolger von Ex-Show-Gastgeber Thomas Gottschalk, glänzte bei seiner Premiere zwar mit viel Charme, blieb aber insgesamt viel zu ernst. Seine Schlagfertigkeit schien er in der Garderobe gelassen zu haben.
Am Ende verliert selbst der Moderator kurz den Überblick. „Ist es spät geworden“, fragt Markus Lanz, während die Schlussmelodie von „Wetten, dass..?!“ ertönt. Ja, ist es. Aber nicht so spät, wie zwischenzeitlich zu befürchten war. Und auch nicht so schlimm, wie manche Kritiker erwartet hatten. Aber sowohl bei der Show als auch bei Markus Lanz ist Luft nach oben – trotz einer Einschaltquote von 13,62 Millionen Zuschauern.
Vielleicht hat das ZDF zu hohe Erwartungen geschürt mit seinem Gerede von „Wetten, dass..?! Reloaded“. Wo vieles anders und manches neu werden sollte. Und am Ende doch nur der alte Wein in leicht geänderter Verpackung serviert wurde. Wenn auch von einem neuen Gastgeber.
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Der wird mit einem Einspielfilmchen vorgestellt, das sie im Archiv von „Am laufenden Band“ gefunden haben müssen, so platt wirkt es. Und gibt sich zu Begrüßung äußerlich leger im Anzug und ohne Krawatte, innerlich aber wohl sehr nervös. Das würde jedenfalls die lahmen Gags der ersten Minuten erklären, in denen sich Lanz als „Der Neue“ vorstellt und versichert. „Ich habe das alles so nicht gewollt.“ Als ob man ihn gezwungen hätte, die Show zu übernehmen.
Bewegliche Bühne
Der 43-jährige ist Talkmaster. Deshalb bittet er – anders als früher – gleich zu Anfang alle Gäste und Kandidaten auf die Bühne. Damit man gemeinsam plaudern kann. Nur Jennifer Lopez erscheint später, geht dafür aber früher. So viel zum Thema „selbst internationale Stars bleiben bis zum Schluss auf dem Sofa“. Ein Sofa übrigens, das nun beweglich und drehbar auf der Bühne rotiert. Sieht im Fernsehen nett aus, lässt die Zuschauer in der Halle bei Eintrittspreisen von bis zu 50 Euro aber oft nur auf die Hinterköpfe der Gäste blicken.
Alt-Punker Campino ist gekommen, Karl Lagerfeld, Wotan Wilke Möhring, Bülent Ceylan, Rafael und Sylvie van der Vaart, Hannelore Kraft und Rolando Villazón. Und ein wenig wirkt das so wie ein runder Geburtstag, an dem man zu viele Leute eingeladen und am Ende für keinen richtig Zeit hat. So wird es natürlich schwierig, den Gästen eine überraschende Geschichte zu entlocken, wie es Lanz angekündigt hat. Zumal er an diesem Samstag zwar sehr charmant, aber überraschend brav wirkt, sich nicht traut, nachzufassen. Kurze Frage hier, kleine Anekdote dort, und zwischendurch kommen ja auch noch die Wetten.
Da hat es das ZDF Lanz nicht leicht gemacht. Einen Seiltänzer gibt es zu sehen, der auf einem Band balancierend vier Fußbälle per Fallrückzieher in einem Tor versenken will, ohne herunterzufallen – und dabei knapp scheitert. Ein kleiner Junge ist da, der den S-Bahn-Fahrplan von Berlin auswendig kennt. Und ein Ruderachter, der einen Mann durch das Wasser zieht.
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Das „gute alte „Wetten, dass..?!“-Gefühl nennen sie beim ZDF, was oft etwas bieder wirkt. Wie Unterhaltung aus den Jahren, als es nur drei Programme gab in Deutschland. Retro-TV in modernisierter Hülle. Aber vielleicht ist es ja das, was deutsche Zuschauer sich wünschen, in einer Zeit, in der das Fernsehen immer bunter und lauter wird.
Hundehaare, zu lang geraten
Zumal Lanz sich – anders als sein Vorgänger – nicht in den Vordergrund drängelt, selbst wenn er beim Bierkasten-Liegestützen-Wettbewerb in der so genannten „Lanz Challenge“ gegen einen Kandidaten aus dem Publikum antritt. Dumm nur, dass er sich für kaum einen Kalauer zu schade ist („Ich bin ein Moderator mit Migrationshintergrund, manchmal auch mit Migränehintergrund“) und seine Schlagfertigkeit dieses Mal offenbar in der Garderobe gelassen hat.
So müssen ausgerechnet Cindy aus Marzahn als Assistentin oder Michael Kessler als Günther-Jauch-Kopie für Stimmung sorgen. Und ohne Wotan Wilke Möhrings Scherze während einer viel zu lang geratenen Hundehaarwette, wäre mancher Zuschauer wohl auf dem Sofa eingeschlafen.
Aber das kann nächstes Mal schon ganz anders sein. Wenn das ZDF die Show ein wenig strafft, sie zuschneidet auf ihren neuen Moderator. Und wenn Lanz selbst ein paar der Vorlagen aufnimmt, die ihm seine Gäste zuspielen, um sie zu einem Gag zu verwandeln. Dann ist er vielleicht doch, wofür Frank Elstner ihn schon lange hält: „Der richtige Mann für „Wetten, dass?!“.