Ruhrgebiet.. Sommer, Schweiß und Sonnenschein - das Ruhrgebiet brutzelte und suchte Abkühlung. Am heißesten war es in Duisburg-Baerl - 36,6 Grad wurden dort am Nachmittag gemessen. Einige Badeseen mussten wegen Überfüllung schließen, Zufahrten wurden gesperrt. Zum Wochenbeginn soll es sich abkühlen - auf 30 Grad - und gewittern.
Achim ist Schuld, hoch lebe Achim! Das Hochdruckgebiet schaufelt fleißig Sahara-Luft Richtung Ruhrgebiet und sorgte für das heißeste Wochenende des Jahres. Die 37 Grad wurden am Sonntag in NRW vielerorts erreicht, etwa in Düsseldorf und Werl. Am Flughafen Münster/Osnabrück waren es sogar 38 Grad. Im Ruhrgebiet war es in Bochum und in Duisburg-Baerl mit jeweils 36,7 Grad am heißesten, erklärte der Deutsche Wetterdienst in Offenbach am Sonntagabend. Damit war es am Sonntag insgesamt rund ein bis zwei Grad wärmer als am Vortag. Nun soll es sich abkühlen – auf 30 Grad! Aber nicht zu früh freuen: Es soll auch gewittern.
Zufahrten zu Badeseen verstopft
„Unsere erste Radio-Durchsage haben wir um 10.30 Uhr veranlasst“, sagt die Polizei am Sonntag in Haltern am See. Inhalt: Bloß nicht mit dem Pkw zum Silbersee kommen! Es hat nicht viel genützt. Rund 80 000 Wassersucher – mehr als die doppelte Einwohnerzahl Halterns – sorgen am Wochenende für Verkehrschaos pur im Naherholungsgebiet. Schon vormittags war etwa die A 43-Abfahrt Lavesum verstopft. Und an den meisten anderen Badeseen in NRW sieht es ähnlich aus. Das Strandbad Blaue Lagune in Straelen musste gar schließen, und auch an der Xantener Südsee hieß es am Sonntag: Überfüllt!
Baden im Kanal - nicht erlaubt
„Das Baden im Kanal ist nicht erlaubt“, sagt Kommissar Detlef Twielemeier. Und weil er weiß, wie hart dieser Satz den vielen Picknickern und Wasserflöhen am Rhein-Herne-Kanal erscheinen muss, fügt er gleich an: „Einiges wird jedoch geduldet.“ Zumindest solange man sich so vernünftig benimmt wie Lisa (21): „Es ist blöd, dass viele ihren Müll nicht wieder mit nach Hause nehmen.“ Oder wie Dennis (21): „Es ist Quatsch, von der Brücke zu springen.“ Hat er früher mal gemacht. Aber ein versenktes Fahrrad am Kanalboden könnte schon zu schweren Verletzungen führen.
Bierbörse unter praller Sonne
Gerstensaft unter praller Sonne – natürlich gab es Bedenken im Vorfeld der Dorstener Bierbörse. Aber größere Ausfälle gab es nicht am Wochende. Tausende Besucher betrachteten den Wanderzirkus kleiner Privatbrauereien offenbar als mobilen Biergarten. Tatsächlich profitierten wohl auch die heimischen Wirte, denn auch die Kneipen waren rappelvoll. „Allerdings scheint die Hitze nicht allen gut bekommen zu sein“, sagt Veranstalter Thomas Hein. „Ich wurde ernsthaft gefragt, ob ich angesichts der Temperaturen Gratis-Wasser zum Ausschank bringen würde.“ Hein schüttelt den Kopf.
Weniger Andrang beim Sommerfestival Schloss Berge
Nicht alle Veranstaltungen profitierten von der Hitze. „Das wird heut nix“, sagt Siegfried Palesch , der am Samstagnachmittag auf 50 Grad heißem Asphalt das Sommerfestival Schloss Berge in Gelsenkirchen sichert. „Sonst ist es um diese Zeit immer viel voller“, berichtet der 62-Jährige aus Erfahrung. Heute trauen sich die Besucher erst in den Abendstunden auf die Wiese am See, angelockt von Olaf Henning und Thomas Godoj. Die Ironie: Vor einem Monat fiel die dreitägige Sause dem Regen zum Opfer, nun schauen die Schausteller wegen der Hitze in die Röhre. Regenschirme sind dennoch zu sehen, sie schützen nun vor der Sonne.
Im IdeenPark ist es schattig
Und warum schauen sich zwei 15-jährige Jungs an einem brüllend-heißen Sonntag Reha-Technik an in einer künstlich beleuchteten Essener Messehalle? „Man kann sich ja jeden Tag treffen, IdeenPark ist nur einmal“, sagt Simon Schulte aus Unna. Und am Stand wird gezeigt, wie man Laufbandtraining mit Computerspiel verbinden kann – Rennen und Springen, „Jump and Run“ mit dem ganzen Körper.
„Aber wir wären auch so drin’ geblieben. Draußen ist es ja unerträglich heiß“, sagt Simon Schulte. Zudem: „Am Baggersee lernt man ja nichts dazu“, sagt Cara Gabriel (16), die mit ihrem Vater gekommen ist. Fluchtpunkt Bildungsmesse. Auch für Klaus Meyer-Tonnendorf (75) aus Grevenbroich. Nicht nur dem Enkel zuliebe – „ich lebe nun in Spanien, da bin ich froh, dass ich hier mal im Schatten bin.“
(Jo Gernoth, Laura Konieczny, Thomas Mader, Patrick Schleu, Nina Stratmann)