Düsseldorf. . In Düsseldorf begann der Prozess gegen Ömer und Turgay C. Die beiden Brüder sollen der verbotenen „Islamischen Bewegung Usbekistan“ angehört bzw. sie unterstützt haben. Auch die Tochter des “Kalifen von Köln“ ist als Zeugin benannt worden.
Zwei mutmaßliche Islamisten stehen seit Montag vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf. Die Brüder Ömer (25) und Turgay (29) C. sollen der verbotenen Terrorgruppe „Islamische Bewegung Usbekistan“ (IBU) angehört bzw. sie unterstützt haben. Darauf stünden bis zu zehn Jahre Haft. Die Verteidigungen streben Freisprüche an.
Einer vermummt, mit starrem Blick, der andere lachend, dem Vater auf der Besucherbank winkend – beim Prozessauftakt gaben die Angeklagten ein ungleiches Brüderpaar. Verschieden sollen auch ihre Rollen gewesen sein im Dschihad, der sie eint. Der Jüngere sehe den „bewaffneten Kampf gegen die Ungläubigen“ als „seine Pflicht“, sagt die Bundesanwaltschaft. Mord und Totschlag seien ihm recht und billig, der eigene Märtyrer-Tod auch. Zu allem entschlossen sei Ömer C. im Juli 2009 von Gelsenkirchen über die Türkei und den Iran ins pakistanisch-afghanische Grenzgebiet gereist. In einem Terrorcamp habe er eine Waffen- und Nahkampfausbildung erhalten. Nach dem Schwur auf den Gefolgschaftseid der IBU sei er dann in den Heiligen Krieg gezogen.
Festnahme in der Essener Uni-Klinik
Ein explodierender Sprengkörper beendete seinen Einsatz im März 2010. Ömer C. erlitt Beinverletzungen und einen Gehörschaden, soll erst in Pakistan operiert, später in mehreren Istanbuler Privatkliniken verarztet worden sein. Zurück im Ruhrgebiet, ließ er sich in der Essener Uni-Klinik behandeln. Dort nahmen ihn BKA-Fahnder am 22. Februar 2011 fest.
Ob Ömer C. in „Kampfhandlungen“ steckte oder nur zufällig in der Nähe war, als die Granate explodierte – davon hängt viel für ihn ab. Verteidiger Axel Nagler hält die Gefechtsversion der Bundesanwälte für gewagt. „Die Beweislage ist etwas dünn“, sagte er.
Ähnlich äußerte sich Rechtsanwalt Jesper Marten. Er vertritt Turgay C., den älteren Bruder. Der soll Spendengelder für die IBU-Terrorkasse gesammelt haben: insgesamt 39 000 Euro. „Das ist nach Aktenlage nicht zu beweisen“, meint sein Verteidiger.
Schwiegersohn des "Kalifen von Köln"
Schillernder als die Vorwürfe gegen Turgay C. erscheint seine Familiengeschichte. Der 29-Jährige ist der Schwiegersohn des als „Kalif von Köln“ bekannten Metin Kaplan. Der Islamistenführer war 2005 in der Türkei zu lebenslanger Haft verurteilt worden. 2010 wurde Kaplans Strafe auf 17 Jahre und sechs Monate reduziert. Im Prozess gegen die Brüder C. soll die Tochter des „Kalifen“ als Zeugin für ihren Ehemann aussagen. Dessen „persönliche Verbindungen mit Vertretern des Kalifat-Staates“ sind Teil der Anklageschrift. Der Prozess geht am Dienstag weiter. Bis Ende Juni sind 30 Verhandlungstage angesetzt.