Mülheim. . In Mülheim eröffnet an diesem Dienstag ein kleines aber feines Hotel. Es erfüllt alle Voraussetzungen für fünf Sterne. Die Besitzer investierten Millionen in eine alte Villa. Eine Nacht in einer Suite kostet 595 Euro.
Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Auch der Unternehmer Ralf Hermann Schmitz sieht es so und reagierte auf das obere Ende der Schere: „Es wird immer Menschen geben, die etwas Exklusives wünschen“, sagt er. Zusammen mit seiner Frau Susanne Schmitz-Abshagen hat er am Ruhrufer in Mülheim in einer alten Villa eines der kleinsten Fünf-Sterne-Hotels Deutschlands geschaffen, mit Spa und zwei eigenen Golfplätzen, den am Mülheimer Raffelberg und den Kosaido International Golf Club in Düsseldorf. Heute wird die kleine Luxuswelt eröffnet.
Die Villa hatte das Unternehmerpaar, das bereits ein Drei- und ein Vier-Sterne-Hotel in Mülheim besitzt, schon länger im Auge. Bewohnt war das Haus zuletzt von einer älteren Dame, nach deren Tod wurde das Haus von 1898 verkauft. Der Umbau war schwierig. Vier Jahre hat er gedauert und rund 4,5 Millionen Euro verschlungen, bis die „Villa am Ruhrufer Golf & Spa“, so der offizielle Name, entstanden war. Probleme tauchten immer wieder auf, letztlich blieb nur das äußere Mauerwerk aus dem 19. Jahrhundert, unter Denkmalschutz stehend, erhalten.
Preise zwischen 275 Euro und 595 Euro pro Nacht für Zimmer oder Suite
Die neue exklusive Welt kommt in Schwarz-Weiß daher. Die weiße Villa ist von weißem Kies umgeben, schwarze Fenstereinfassungen sorgen für den äußeren Kontrast. Das Schwarz wiederholt sich in den sechs Suiten, die im Altbau errichtet wurden, und in den sechs Zimmern im Neubau, der im hinteren Bereich des Gartens entstanden ist. Unterirdisch sind beide Komplexe durch ein Gebäude verbunden: Living-Room nennen sie es, Wohnraum. Lichteffekte vermitteln den Eindruck von Tageslicht. Ein großer erleuchteter Bildzug an der Wand gibt das Ruhrufer wieder.
Im Living-Room befinden sich auch das unterirdische Schwimmbecken, die Saunen, der Speiseraum. Eine exklusive Küche wird es für die Hausgäste geben. 24-Stunden-Service gilt als selbstverständlich beim Preis von 595 Euro für die Suite und 275 Euro für ein Zimmer. Die Suiten, gut 40 Quadratmeter groß, tragen Namen wie Turm-Suite, Ruhrauen-Suite oder Venezianische Suite. Egal welche Unterkunft der Gast wählt, an Schwarz-Weiß kommt er nicht vorbei. Bis ins Detail ist alles aufeinander abgestimmt. Überall gibt es einen Kamin, großzügige Bäder. Die Lampen stammen aus Italien.
Geschäftsreisende und Golfliebhaber
Das Ehepaar setzt vor allem auf Geschäftsreisende, auf Golfliebhaber, natürlich auch auf Menschen, die für ein paar Tage im Luxus entspannen wollen und eben keine fünf Sterne im Großformat wünschen. „Es gibt in dieser Klasse einen Trend zum Überschaubaren“, sagt Schmitz, der beim Einzugsgebiet an die Städte Essen, Duisburg, Oberhausen denkt, auch, aber weniger an Düsseldorf, wohin der Gast per Shuttle aufs Green zum Golfen gefahren wird. Ab dem Sommer will man mit einem eigenen Schiff auf der Ruhr locken, eine venezianische Wasserlimousine.
Mit fünf Sternen wird längst geworben, dabei hat das Unternehmerpaar sie noch nicht Schwarz auf Weiß. Aber es zweifelt keinen Moment daran: „Alle Auflagen und Anforderungen für diese Kategorie übertreffen wir deutlich“, sieht Schmitz der Bewertung durch den Hotel- und Gaststättenverband gelassen entgegen. Mit ihrem Hotel, sagt Susanne Schmitz-Abshagen stolz, tauche der Name Mülheim nun auch im Verband „Small Luxury Hotels of the World“ auf.
Dabei macht auch Luxus Ärger: Die beiden Drachen, die den Eingang zieren, hatten sie in knalligem Rot übermalt – und da sah der Denkmalschützer Schwarz. Man fand einen Kompromiss. Und in der Nachbarschaft spendet nicht jeder dem Fünf-Sterne-Standort Beifall, trauert dem alten Gemäuer von einst nach und fragt skeptisch nach Parkplätzen. Nun, es gibt einige. Aber Schmitz winkt ab: „Die Gäste, die wir erwarten, kommen per Taxi oder Fahrer.“