An Rhein und Ruhr. . Der Sommer, der ein Herbst ist. Lange Gesichter bei Deutschland-Urlaubern, Ferienkindern, den Chefs von Freibädern, Eisdielen und Biergärten. Aber es bleibt nicht so schlecht, wie es ist, versprechen Meteorologen. In der kommenden Woche soll das Thermometer wieder über die 25-Grad-Marke klettern!
Dauerregen und Herbsttemperaturen im Juli - das sorgt nicht nur für Stimmungstiefs und blassen Teint, sondern auch für klamme Kassen in Freibädern, Eisdielen und Biergärten. Es gibt aber auch Branchen, die vom verregneten Sommer profitieren.
„Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ – im Juli 2011 erlangt der Rudi-Carell-Song aus den 70er Jahren traurige Aktualität. Bei Spitzentemperaturen von 16 Grad und Dauerregen bleiben die Flip Flops im Schrank. Nach Feierabend geht es auch nicht in den Biergarten, sondern mit einem heißen Kakao auf die Couch. Und am Wochenende steht statt Freibad eher die Sauna auf dem Programm.
Aber war der Juli bisher wirklich zu kalt oder meckern wir Deutschen einfach nur furchtbar gerne über das Wetter?
„Eindeutig“, sagt Oliver Klein von Meteomedia. Der Juli 2011 ist einer der kältesten im Vergleich der vergangenen zehn Jahre.
Doch wer leidet am meisten unter dem schlechten Wetter?
Die Freibäder natürlich. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Herbert Hornung, Sprecher der „Enni Gruppe“, die das Freibad Solimare in Moers betreibt. 33 Badegäste – das sei die traurige Ausbeute der vergangenen Tage. Zum Vergleich: Bei einer längeren Hitzeperiode zählt das Bad „bis zu 8000 Besucher pro Tag“. In der Saison 2010 kamen bis zum 25. Juli 83 134 Badegäste ins Freibad, in diesem Jahr waren es bis zum Stichtag nur 21 717.
Und was ist mit den Biergärten, die Sommermonate sind schließlich ihr Hauptgeschäft?
„Wir haben 250 Außenplätze, jetzt sind alle leer“, sagt Karl Herbertz, Chef der Duisburger Lindenwirtin. Einbußen von 50 Prozent seien die Folge, die auch der sehr trockene Frühling nicht ausgleichen könne. „Wir haben vehemente Einbußen“, klagt auch Richard Reichenbach, Betreiber von Franky’s im Mülheimer Wasserbahnhof. Der Biergarten, eine seiner Haupteinnahmequellen, sei schon seit dem Halbfinale der Frauen-Fußball-WM am 13. Juli geschlossen. Ihn zu öffnen lohne sich zurzeit nicht, entweder regne es oder die Temperaturen seien zu niedrig, um draußen zu sitzen.
Und wie finden die Eisdielen-Besitzer das Juli-Wetter?
„Katastrophal“, sagt Andreas Isselmann von der Weseler Eisdiele Lohschelder. Seine Einnahmen lägen 60 Prozent unter denen im Juli 2010. „Wir haben Temperaturen wie im Oktober.“
Während sich Dirk Hermanski in der Vergangenheit vermutlich öfter eine Terrasse vor seiner Eisdiele auf der Rüttenscheider Straße in Essen gewünscht hat, kann sich der Inhaber von „Mörchens Eis“ nun freuen. Die Tische im warmen, trockenen Innenbereich „laufen sehr gut“ – Apfelstrudel, Waffeln und heißen Kirschen sei Dank. Seine Einbußen würden sich auf vergleichbar milde 20 Prozent beschränken.
Gibt es auch Bereiche, die vom kühlen, verregneten Juli profitieren?
Ja, die Museen zum Beispiel. In der Duisburger Küppersmühle verzeichnete man am vergangenen Sonntag, laut Meteorologe Oliver Klein übrigens der kälteste Juli-Tag, einen „sprunghaften Anstieg“. Während es draußen Bindfäden regnete, strömten die Besucher in die Ausstellung von Reisefotograf Hans-Christian Schink. Die Bilder von sonnigen, warmen Orten dürften bei dem einen oder anderen aber schmerzhaftes Fernweh ausgelöst haben, tippt Sprecherin Tina Rudolph.
Aber wann wird’s denn nun mal wieder richtig Sommer?
In der nächsten Woche klettert das Thermometer über die 25-Grad-Marke, verspricht Oliver Klein. Der Meteorologe spricht sogar von „richtigem Badewetter“. Und wenn die Siebenschläfer-Regel greift und Petrus ein klein wenig Gerechtigkeitssinn besitzt, können wir uns auf einen „schönen Spätsommer“ freuen, mit vielen Möglichkeiten auch noch Ferien vor der Haustür zu genießen.
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