Heiligenhaus. .
Wir schreiben einen Mittag Ende Juli in der Heiligenhauser Innenstadt. Es regnet, der Wind pfeift über die Straßen, es ist kühl. Die Terrasse von Sergio Carniel ist wie leer gefegt. Kein Wunder, denn Carniel besitzt ein Eiscafé. Und deren Betreiber haben im Moment extrem unter Petrus’ Laune zu leiden.
„Normalerweise muss die Terrasse zu dieser Jahreszeit und um diese Uhrzeit richtig voll sein“, sagt Carniel und blickt ungläubig aus dem Fenster seines Eiscafés „Il Doge“ am Rathausplatz. Aber an denn Tischen sitzt keine Menschenseele. „Ich merke den schlechten Sommer schon sehr stark. Im Vergleich zu einem normalen Juli habe ich etwa 50 Prozent weniger Einnahmen. Und viel hängt natürlich vom Wetter ab.“ Vor allem die Spanne bis zu den großen Ferien gehört zu den lukrativsten Zeiten eines Eiscafés. Hierbei machte der bisherige „Sommer“ den Betreibern einen dicken Strich durch die Rechnung. Carniel: „Selbst wenn der August richtig gut wird, macht man in dieser Zeit nicht so viel Umsatz wie im Juli.“ Vor allem, wenn man – wie Carniel – nur Eis anbietet. „Ich betreibe eine pure Eisdiele.“
Apfelstrudel geht zurzeit besser als Eis
Auch für Nguyen Thi Anh Van und Lisa Tran My vom Eiscafé „Vavian“ am Kirchplatz ist der Juli ein Monat zum Vergessen. „Fast keiner möchte Eis kaufen. Wegen der Ferien kommen im Moment ja auch keine Schulkinder“, sagen die beiden. Daher gilt es, in diesen verregneten Julitagen vor allem die Stammkunden bei der Stange zu halten. „Zum Glück ist unser Umsatz nicht so stark gesunken, der April war ganz gut. Und bei diesem Wetter gehen dann eben unsere selbst gemachten Waffeln oder der Apfelstrudel besser weg.“ Bei einem Blick aus dem Fenster findet sich dann doch ein einsamer Gast auf der Vavian-Terrasse wieder. Alf Pawlak genehmigt sich bei Wind und Wetter ein kühles Gläschen Bier. „Ich wollte einfach nur mal an die frische Luft. Dann kann man auch bei diesem Wetter ein Bier oder einen Kaffee genießen“, sagt er.
Wirtschaftlich ein verlorenes Jahr
Das Eiscafé Rinaldo an der Hauptstraße kann mit dem bisherigen Sommer ebenfalls absolut nicht zufrieden sein. „Der Juli war für uns nicht so toll“, berichten Liliana und Giovanni Rinaldo. „Unsere Branche ist nun einmal sehr stark vom Wetter abhängig.“ Für die Betreiber der Eiscafés ist ein schlechter Monat aber nicht nur einfach ein schlechter Monat. „Unter Umständen ist dann ein komplettes Jahr verloren“, so Giovanni Rinaldo.
Das Problem ist nicht nur, dass die Gäste bei Regen, Wind und kühlen Temperaturen kein Eis kaufen. Auch die Tatsache, dass bei diesem Wetter grundsätzlich weniger Leute unterwegs sind, trifft auch die Eiscafébesitzer. Auch die Terrasse der Rinaldos bleib t leer. „Bei schlechtem Wetter ist ja kaum jemand in der Stadt. Hinzu kommt, dass wegen der Schulferien auch so gut wie keine Kinder unterwegs sind.“ Ein schöner und sonniger Restsommer könnte den Verlust des trüben Julis laut Meinung der Rinaldos aber wohl nicht mehr ausgleichen. „Was verloren ist, ist verloren.“