Berlin. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt sagt Schweinegrippe-Impfung auf Wunsch für alle zu, so ein Medienbericht. Einen Urlaubsverzicht bringe nichts. Die Zahl der Schweinegrippe-Kranken werde in Deutschland nach Angaben des NRW-Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit noch deutlich ansteigen.
Die Schweinegrippe ist nach Einschätzung von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) kein Grund, weswegen man auf die Urlaubsreise verzichten sollte. «Man kann sich nicht nur im Ausland, sondern auch hier in Deutschland anstecken», sagte Schmidt der «Passauer Neuen Presse». Wie in anderen Ländern auch, müsse hierzulande ebenfalls mit «größeren Ausbrüchen» gerechnet werden. Schmidt wies darauf hin, dass Deutschland bei der Zahl der Infizierten inzwischen an dritter Stelle in Europa liege. Die meisten Infektionen in Europa gibt es bislang in Großbritannien, wo inzwischen 14 Todesfälle wegen der Schweinegrippe registriert wurden.
Als besten Schutz «neben den Hygienemaßnahmen» empfahl die Gesundheitsministerin das Impfen. Auch wenn mit der geplanten Impfkampagne zunächst nur ausgewählte Gruppen geimpft würden, habe die Allgemeinheit nicht das Nachsehen, versicherte die SPD-Politikerin: «Wenn jemand geimpft werden möchte, wird das auch gemacht.» Wartezeiten seien zwar möglich, wenn erforderlich könnten aber zusätzliche Impfdosen nachbestellt werden.
Schmidt bestätigte, dass die Bundesländer zunächst soviel Impfstoff bestellen werden, dass «30 Prozent der Bevölkerung geimpft werden kann». Vorrangig geimpft werden sollen alle, die für das Gesundheitswesen und die öffentliche Ordnung zuständig sind sowie diejenigen, die zu einer Risikogruppe gehören. Die ersten Impfdosen würden spätestens im Oktober ausgeliefert werden.
Geplante Massenimpfung im Herbst
Die Zahl der Schweinegrippe-Kranken wird in Deutschland nach Angaben des nordrhein-westfälischen Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit noch deutlich ansteigen. Das berichtet das Bielefelder «Westfalen-Blatt». Nach Angaben von Kirsten Bradt, Ärztin und Leiterin der Liga-Fachgruppe Infektion und Hygiene, sei es lediglich möglich, den Anstieg der Krankenzahlen bis zur geplanten Massenimpfung im Herbst zu verlangsamen. Man müsse Zeit gewinnen, «bis der Impfstoff zur Verfügung steht».
Die Impfung in NRW soll den Angaben zufolge in 60 speziellen Stammimpfstellen erfolgen, die in Schulen und Turnhallen eingerichtet werden. Hier könnten täglich bis zu 15 000 Menschen geimpft werden. Wenn die Zahl der Erkrankten rapide zunehme und sich der bisher glimpfliche Krankheitsverlauf verschlimmere, müsse zudem mit der zeitweiligen Schließung von Schulen und Kindergärten sowie der Absage von Sportveranstaltungen, Kino- und Theateraufführungen und Großereignissen wie Karnevalssitzungen und Festumzügen gerechnet werden, hieß es.
Bundesweit gibt es laut der Zeitung 834 Menschen, die an Schweinegrippe leiden. Davon haben sich 419 in Deutschland angesteckt. Die höchste Krankenzahl wird mit 334 in Nordrhein-Westfalen verzeichnet. Die weitaus meisten Fälle gebe es in den Großräumen Düsseldorf und Köln sowie angrenzenden Kreisen und Städten wie Mettmann, Leverkusen und Neuss.