Bochum. Der Prozess gegen die mutmaßlichen Wettbetrüger aus Bochum hat am Vormittag verspätet begonnen. Einer der Angeklagten war nicht pünktlich zur Verhandlung erschienen. „Wahrscheinlich liegt er noch im Bett“, vermutete sein Anwalt.

Der Beginn des Prozesses um die mutmaßliche Führungsriege im bislang größten europäischen Fußball-Wettskandal hat sich verzögert . Einer der sechs Angeklagten erschien verspätet zum Auftakt der Hauptverhandlung am Montag vor dem Landgericht Bochum.

Die Staatsanwaltschaft beantragte daraufhin, den Mann, der nicht in Untersuchungshaft sitzt, polizeilich vorzuführen. „Ich habe keine Erklärung. Mein Mandant ist arbeitslos, sodass ich davon ausgehe, dass er noch im Bett liegt“, sagte dessen Verteidiger Henry Altenberg. Nur wenn alle Beteiligten eines Verfahrens komplett erschienen sind, kann der Verhandlungstag beginnen.

Den sechs Angeklagten im Alter von 29 bis 47 Jahren wird bandenmäßiger Betrug in zahlreichen Fällen zur Last gelegt, weil sie 47 Spiele diverser europäischer Ligen manipuliert und auf den Ausgang der Begegnungen Wetten platziert haben sollen.

Spieler und Schiedsrichter bestochen

Unter den Angeklagten sind auch die beiden mutmaßlichen Köpfe der Wettmanipulationen - Ante S. und Marijo C. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hatten die Täter Spiele unter anderem in Deutschland, Österreich, England oder Asien manipuliert. Dabei bestachen sie sowohl Spieler als auch Schiedsrichter.

Betroffen waren unter anderem das WM-Qualifikationsspiel vom 9. September 2009 zwischen Liechtenstein und Finnland sowie die Champions-League-Begegnung zwischen dem AC Florenz und dem ungarischen VSC Debrecen vom 20. Oktober 2009. Auch das Zweitliga-Spiel zwischen dem 1. FC Nürnberg und VfL Osnabrück (13. Mai 2009) wurde demnach beeinflusst.

Vor allem der aus Berlin stammende Ante S. ist für die Ermittler ein alter Bekannter. Der 35-Jährige war bereits im Zusammenhang mit den Wettmanipulationen um den ehemaligen DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Trotz dieser Verurteilung ließ er aber offenbar nicht von den Wettmanipulationen ab. (dapd)