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Die Ermittlungen im jüngsten Fußball-Wettskandal führen jetzt auch ins Bochumer Gefängnis: Ein unter Manipulationsverdacht stehender Zweitliga-Schiedsrichter aus Waltrop war dort als Auszubildender im Vollzugsdienst eingesetzt und hatte dabei auch Kontakt zu Gefangenen. Das bestätigte das NRW-Justizministerium der WAZ.

In Bochum sitzen nach Informationen der WAZ mehrere im Wettskandal-Beschuldigte in U-Haft. Der 27-jährige Cetin S. ist derzeit vom DFB als Schiedsrichter gesperrt. „Seit Bekanntwerden der Vorwürfe ist er nicht mehr in Bochum, sondern in einer anderen Anstalt ohne Gefangenenkontakt tätig gewesen“, so das Ministerium. Bis zur Klärung setze er seine Ausbildung ohne Kontakt zu Gefangenen fort. Die Staatsanwaltschaft Bochum wollte sich nicht äußern.

Doch hatte der Schiedsrichter, der unter Manipulationsverdacht steht und in der Justizvollzugsanstalt Bochum arbeitet, dort Kontakt zur Wettmafia? Aus der Bochumer Anstalt verlautet, dass genau das der Fall war.

Nach Informationen der WAZ sitzen in Bochum mindestens zwei Verdächtige, die Wettbetrug begangen haben sollen, in Untersuchungshaft. Sie sollen auch Kontakt zum Waltroper Cetin S. gehabt haben. Gegen den 27-Jährigen hatte sich zuletzt der Manipulationsverdacht erhärtet.

Der Deutsche Fußballbund (DFB) hatte vor wenigen Wochen im Zuge des sich ausweitenden Wettskandals gegen den 27-Jährigen eine „Schutzsperre“ verhängt. Dem DFB liege eine Eidesstattliche Erklärung vor, bestätigte ein Sprecher der WAZ. Nach Informationen dieser Zeitung belastet darin ein Zeuge den Schiedsrichter. Dieser soll über einen Mittelsmann bei Live-Wetten auf Spiele gesetzt haben, in denen er selbst als Unparteiischer eingesetzt war.

Wettradar schlug an

Ein Verdachtsmoment hatte sich im Zuge der Ermittlungen aus der Zweitliga-Partie Rot-Weiß Oberhausen gegen 1860 München am 6. Dezember ergeben. Vor dem Spiel, bei dem S. als Linienrichter eingesetzt war, hatte der Wettradar des Europäischen Fußballverbandes Uefa angeschlagen. Das Vorwarnsystem hatte in Asien eine auffällige Veränderung der Wettquoten festgestellt. Über eine Million Euro wurden demnach auf eine Niederlage der Oberhausener gesetzt. Das Spiel endete tatsächlich 0:1 und wurde durch ein Eigentor entschieden. In der Analyse des Spiels hatten die Ermittler des DFB jedoch keine Hinweise auf eine Manipulation feststellen können.

Der Schiedsrichter hatte stets alle Vorwürfe zurückgewiesen. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen, nichts zu verbergen“, sagte er in Interviews. Aufgefallen war S. auch im Zweitligaspiel Greuther Fürth gegen Fortuna Düsseldorf am 3. Oktober. Darin hatten ihm Beobachter des DFB eine schlechte Leistung bescheinigt. Beim entscheidenden Tor hatte der Fürther Schütze im Abseits gestanden.