Köln. Nach dem Stadtarchiv fordert NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers Konsequenzen: "Bauaufsicht und Baudurchführung müssen voneinander getrennt werden." Beim Bau der U-Bahn sei etwas schief gelaufen. Gewaltig schief gelaufen. Mit katastrophalen Folgen.

Als Konsequenz aus dem Kölner Archiveinsturz bei U-Bahnbauarbeiten will Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) die Bauaufsicht auf den Prüfstand stellen. "Bauaufsicht und Baudurchführung müssen voneinander getrennt werden", forderte Rüttgers am Mittwoch in Köln bei einer Expertenanhörung zu dem Unglück vom 3. März. Es sei unter anderem grundsätzlich zu klären, ob die bauaufsichtlichen Verfahren angemessen und die Aufgaben richtig zugeordnet seien. Auch sei zu fragen, ob "an den richtigen Stellen" ausreichend Personal vorhanden sei, damit diese Aufgaben auch wirkungs- und verantwortungsvoll wahrgenommen werden könnten.

Diese Fragen würden nun "zügig" und "konsequent" geklärt, versicherte Rüttgers. "Und wenn in der Bauaufsicht zusätzliches Personal erforderlich ist, dann wird das zuständige Bauministerium dies sicherstellen." Die genaue Ursache des Unglücks in der Kölner Südstadt sei derzeit Gegenstand intensiver Ermittlungen, fügte der Düsseldorfer Regierungschef hinzu. Die "Wirkungskette" sei im Detail noch nicht klar. "Aber als gesichert kann gelten: Beim Bau der U-Bahn ist etwas schief gelaufen. Gewaltig schief gelaufen. Mit katastrophalen Folgen."

Ermittlungen können noch Monate dauern

Beim Einsturz des Historischen Stadtarchivs an der Kölner Severinstraße waren zwei junge Anwohner getötet worden, deren Leichen erst nach tagelanger Suche geborgen werden konnten. Das Gebäude des Stadtarchivs, eines der bedeutendsten kommunalen Archive Europas, war in die unmittelbar davor liegende U-Bahn-Baustelle gestürzt. Zahlreiche wertvolle Archivalien wurden unter den Trümmern verschüttet.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt im Zusammenhang mit dem Einsturz wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung sowie Baugefährdung. Das Ermittlungsverfahren richtet sich zur Zeit weiter gegen Unbekannt, wie der Kölner Oberstaatsanwalt Günther Feld auf Anfrage mitteilte. Zur Klärung des genauen Unglückshergangs seien "etliche Gutachter" eingeschaltet worden. Die Ermittlungen könnten "noch Monate dauern".

Gut 16 Wochen nach dem Einsturz sind Rüttgers zufolge mehr als 80 Prozent der Archivbestände aus den Trümmern geborgen. Ein Großteil muss nach Angaben der Stadt aufwändig restauriert werden. Bei der Rettungsaktion erhielt die Stadt Köln Hilfsangebote von zahlreichen Fachleuten und freiwilligen Helfern. Auf der Kölner Expertentagung wollten nun Wissenschaftler und Behördenvertreter aus dem In- aus Ausland über mögliche Konsequenzen aus dem Archiveinsturz beraten. Die Ergebnisse der Anhörung sollen am Donnerstag vorgestellt werden. (AFP)