Wenn sich die Erde bewegt und Katastrophales geschieht, mobilisiert dies stets auch freiwillige Helfer. In erster Linie denkt man in diesem Zusammenhang an DRK, THW, an Hilfslieferungen oder Suchhunde. Dass das Bochumer Stadtarchiv zum Noteinsatz aufbricht, mutet exotisch an.

Aber das schreckliche Unglück, bei dem am 3. März in Köln das Historische Stadtarchiv zusammenstürzte und die Trümmer in der U-Bahngrube versanken, machte es nötig.

Nach einwöchigem Einsatz in der Domstadt kehrte Stadtarchivar Andreas Halwer am Montag wieder in sein Büro im Gertrudiscenter zurück. Gemeinsam mit einer Kollegin und drei Kollegen, hatte er sich zum Hilfseinsatz in Köln gemeldet. „Für mich war das einfach eine moralische Verpflichtung,” sagt Halwer, der sich mit der Kölner Aktion beileibe nicht in den Vordergrund drängte. Eher beiläufig hatte die WAZ-Redaktion, für die der Wattenscheid-Spezialist hin und wieder einen „Zeitspiegel” schreibt, von dem Köln-Archiv-Einsatz erfahren. „Wie, du bist in Köln, was machst du denn da?”

Halwer und seine Kollegen haben tonnenweise Dokumente gesichtet, grob gereinigt und für den Weitertransport verpackt, die aus dem Archiv-Krater geborgen worden sind. Halwer: „Das war eine ganz schöne Knochenarbeit. Hinzu kam, dass die Betten in der alten Kaserne, in der wir untergebracht waren, nicht gerade nach modernsten orthopädischen Gesichtspunkten ausgestattet waren.” So sanken die Bochumer Helfer nach ihrer Schicht müde und geschafft in die Betten, denen sie morgens nur bedingt erholt wieder entstiegen. „Dann brachte uns ein spezieller Archivar-Shuttel-Bus zu unserem Einsatzort, einem alten Lagergebäude südlich von Köln.” Die Helfer wurden gebeten, den genauen Ort geheim zu halten. So sollen Schaulustige fern gehalten werden. Halwer: „Wir haben mit Archivaren aus Niedersachsen, Baden-Württemberg und auch Hessen zusammengearbeitet. Die Teams wechseln ständig. Zwischen 25 und 80 Kollegen sind jeweils vor Ort.” Noch bis zum Herbst wird es dauern, bis alle Papiere übergangsweise in Asyl-Archive geschafft sein werden. Ein gutes Dutzend gibt es in NRW, und auch das alte Bochumer Archiv-Gebäude an der Kronenstraße gewährt den „obdachlosen” Kölner Dokumenten Asyl.