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Der Zugverkehr kam durch die Warnstreiks von Bahn-Mitarbeitern für zwei Stunden fast komplett zum Erliegen. Im Nah- und Fernverkehr hatten die Züge enorme Verspätungen. Auf Teilstrecken war der Bahnverkehr zeitweise eingestellt.
Die Warnstreiks bei der Bahn haben am Dienstagmorgen teilweise zu Chaos im Schienenverkehr geführt. Rund zwei Stunden lang ist der Verkehr in NRW fast zum Erliegen gekommen. Weil unter anderem die Stellwerke in Köln, Düsseldorf, Oberhausen und Dortmund bestreikt wurden, fuhr auf einzelnen Strecken im Großraum Köln, Düsseldorf-Hagen, Dortmund-Hamm sowie Oberhausen-Wesel lange Zeit kein Zug mehr. Im Laufe des Mittags soll sich der Verkehr weitestgehend wieder normalisieren. „Trotzdem wird es noch Verspätungen und vereinzelt Zugausfälle geben, da wir jetzt wieder versuchen müssen, in den Fahrplan-Rhythmus zu kommen“, erklärt NRW-Bahnssprecher Gerd Felser im DerWesten-Gespräch.
Letztlich hatten die Frühaufsteher unter den Pendlern noch Glück, da die Auswirkungen des Streiks die Fahrgäste erst ab 7:35 Uhr mit voller Wucht getroffen haben. Durch die Arbeitsniederlegungen in Nah- und Fernverkehrswerken sind zahlreiche Züge für die Abfahrt nicht vorbereitet worden. Toiletten wurden nicht geputzt und die Brötchen in der Bordküche nicht geschmiert. So lange die Züge nicht fertig präpariert sind, dürfen sie nicht abfahren, so ein Bahnsprecher.
Fernverkehr traf es besonders heftig
Nach Angaben der Gewerkschaft Transnet und GDBA haben sich bundesweit über 1700 Beschäftigte an den Arbeitsniederlegungen beteiligt. Schwerpunkte waren NRW, Bayern und Hessen. Später kamen auch Rheinland-Pfalz, Thüringen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg hinzu. In NRW waren die befristeten Streiks gegen 9 Uhr beendet, im übrigen Bundesgebiet gegen 11 Uhr.
Besonders schlimm hat es den Fernverkehr getroffen. ICEs hatten teilweise 140 Minuten Verspätung. „Einige Züge mussten bis zu zwei Stunden in Bahnhöfen warten, bis die Fahrt fortgesetzt werden konnte, weil die Signalgebung ausgefallen war“, berichtet NRW-Bahnsprecher Gerd Felser auf DerWesten-Anfrage.
Für viel Unmut hat offenbar der Umgang der Bahn mit den Fahrgästen am Kölner Hauptbahnhof gesorgt. Nachdem gegen 7 Uhr nichts mehr ging, blieben mehrere Intercitys an den Bahnsteigen stehen und der Regionalverkehr kam zum Erliegen. Lautsprecherdurchsagen wiesen auf den Streik hin, blieben aber Auskünfte schuldig, wie und wann es weitergehen könnte. Auch die Anzeigetafeln waren weitgehend leer.
Wer aufgrund von streikbedingten Zugausfällen, Verspätungen oder Verlust eines Anschlusses seine Reise nicht antreten kann, hat laut Deutsche Bahn die Möglichkeit, seine Fahrkarte kostenlos umzutauschen oder erstatten zu lassen.
Gewerkschaften drohen mit weiteren Streiks
Die Deutsche Bahn kritisierte die Streiks als „unbegründet und kontraproduktiv“ und schlug den Gewerkschaften eine Schlichtung vor. Grundsätzlich halte der Konzern eine Lösung am Verhandlungstisch für möglich, erklärte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. Jedoch könne es nicht sein, dass die Deutsche Bahn bestreikt werde, um Druck auf Wettbewerber des Konzerns auszuüben.
„Die Eisenbahner haben eindrucksvoll deutlich gemacht, dass sie Lohn- und Sozialdumping auf der Schiene verhindern wollen“, erklärten die Vorsitzenden von Transnet und GDBA, Alexander Kirchner und Klaus-Dieter Hommel. Es seien „deutliche Signale“ an die Arbeitgeberseite gesandt worden. „Wir hoffen, dass man diese Signale verstanden hat“, erklärten die beiden Gewerkschafter. Sollte dies nicht der Fall sein, würden „die Aktionen fortgesetzt“.
Am Freitag wollen die Gewerkschaften mit der Deutschen Bahn zur siebten Runde der laufenden Tarifverhandlungen zusammentreffen. Die Bahngewerkschaften wollen in den nächsten Tagen voraussichtlich auf weitere Warnstreiks verzichten. Zunächst würden Transnet und GDBA die Wirkung der Streiks vom Dienstag auswerten, sagte GDBA-Chef Klaus Dieter-Hommel am Dienstag im „ARD-Morgenmagazin“.
GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel wies zudem das Bahn-Angebot einer Schlichtung zurück. Für eine Schlichtung lohne das vorliegende Angebot nicht, sagte er. Die Arbeitgeber müssten sich endlich bewegen. Auf der aktuellen Basis zu schlichten, sei unmöglich. Ferner kritisierte Hommel erneut, dass es für die Beschäftigten für gleiche Arbeit bis zu 20 Prozent Lohnunterschiede gebe. Niemand sei bereit, einen Wettbewerbsvorteil aufzugeben. (DerWesten - mit afp/dapd/rtr).