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Diebe sind in Krankenhäusern Stammgäste. Doch schützen können sich die Patienten vor dem ungeliebten Besuch nur schwer. Denn die Türen der Kliniken sind rund um die Uhr geöffnet. Und zu den Besuchszeiten herrscht Hochbetrieb.
Eigentlich sollte nur der Blinddarm raus. Doch als die Dame aus der Narkose erwachte, war sie auch ihre Zähne los. Diebe hatten während der Operation ihr Stationszimmer betreten und neben Bargeld auch das Gebiss der Patientin eingesteckt.
Diebstähle in Krankenhäusern sind keine Seltenheit. Im Gegenteil. „Ein Problem, das uns lange bekannt ist und sehr beschäftigt“, erklärt Daniel Wosnitzka von der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft in Berlin. Doch wie kann man sich als Patient vor Langfingern schützen?
Die Mittel sind begrenzt, die Türen der Krankenhäuser rund um die Uhr geöffnet. Zu den Besuchszeiten herrscht Hochbetrieb, es ist hektisch. Ein Paradies für Diebe. Untersuchungen, Gespräche mit Ärzten, Spaziergänge im Park, Besuche in der Cafeteria – kaum ein Patient ist ständig in seinem Zimmer. Kameras in den Räumen oder auf den Stationen sind nicht erlaubt, sie würden einen massiven Eingriff in die Privatsphäre des Patienten darstellen.
„Alles was schnell zu greifen ist, nehmen sie mit“
„Es gibt zwei Arten von Diebstählen in Krankenhäusern“, erklärt Ulrich Jansen, Pflegedirektor im Marien-Hospital in Marl. Die Gelegenheitsdiebe kommen ohne Absicht einer schnellen Beute ins Haus. Sie greifen zu, wenn die Gelegenheit günstig ist. Rein zufällig. „Die Uhr auf dem Schränkchen etwa.“
Organisierte Diebe suchen das Krankenhaus hingegen gezielt auf. In kurzer Zeit gilt es an viel Diebesgut zu kommen. „Rein ins Zimmer und schnell wieder raus. Schmuck, Uhren, Handys, Bargeld, auch Bankkarten sind schon weggekommen. Alles was schnell zu greifen ist, nehmen sie mit“, sagt der Pflegedirektor.
Telefonkarten sind besonders begehrt. Das Guthaben lassen sich die Langfinger rasch auszahlen. Sogar Wandbilder sowie Computer und Bildschirme aus Ärzte- oder Untersuchungszimmern sind entwendet worden. „Das Problem tritt meistens regional auf. Zu einer bestimmten Zeit hört man auch von anderen betroffenen Krankenhäusern im Umkreis.“ Bilder und Computer sind im Marien-Hospital neuerdings gesichert.
Hospitäler übernehmen keine Haftung
„Wir haben Hinweisschilder angebracht und bitten unsere Patienten und das Personal, Acht zu geben. Und wir bemühen uns, die Nebeneingänge geschlossen zu halten und alle Personen durch den Haupteingang zu lotsen. Damit stoßen wir auch schon an unsere Grenzen. Leider“, sagt Jansen.
Vor der Aufnahme ins Krankenhaus unterschreiben die Patienten in der Regel einen Behandlungsvertrag. Darin ist festgehalten, dass das Hospital bei Diebstahl keine Haftung übernimmt. Zahlreiche Einrichtungen, auch das Marien-Hospital, verfügen über einen zentralen Safe. Gegen Quittung können die Patienten Wertgegenstände einschließen lassen. Die Schließfächer in den Zimmerschränken seien zumeist aus Holz gefertigt und für Profidiebe kinderleicht zu öffnen.
Michael Pillipp von der Polizei Recklinghausen rät daher, wertvolle Gegenstände oder große Summen an Bargeld erst gar nicht mit ins Krankenhaus zu bringen. „Wir wundern uns immer wieder. Schmuck oder viel Bargeld kann dort sowieso niemand gebrauchen.“
Eine Patientin des Marien-Hospitals hatte Glück. Ihr Geld wäre sie wohl auch ohne Dieb los gewesen. Eine Stationsschwester wunderte sich beim morgendlichen Bettenmachen über die Beschaffenheit des Kopfkissen. Dicke Bündel von Geldscheinen waren gut versteckt. Beinahe zu gut.