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Zum 1. September bekommt die Polizei in NRW neues Personal. Und jeder Polizeipräsident hofft inständig, dass es genug Leute sind. Laut Gewerkschaft der Polizei ist der Personalmangel in NRW längst spürbar - und die Situation wird sich verschärfen.

Der 1. September ist für Polizeibehörden in NRW alle Jahre wieder ein wichtiger Termin. Die Präsidien erhalten ihren „Nachersatz“, wie es so schön im Amtsdeutsch heißt – neue Leute also. Und jeder Polizeipräsident, jeder Landrat hofft inständig, dass es genug Leute sind, um die Abgänge in Pension und die Versetzungen des laufenden Jahres zu decken.

Die Zuteilung erfolgt durch das Innenministerium auf Ba-sis der Kriminalitäts- und Unfallentwicklung vor Ort. Kurz vor Toreschluss ist in Zahlen noch etwas Bewegung. Laut NRZ-Recherchen sieht es aber in weiten Teilen der Rhein-Ruhr-Region dieses Mal gar nicht schlecht aus (Ausnahme: Düsseldorf, siehe Grafik), in anderen Landesteilen sind die Sorgen größer.

Auszeit vom aktiven Dienst

De facto wird die Polizei in NRW auch dieses Jahr wieder mit weniger Beamten auskommen müssen. Dass die frühere Landesregierung die Einstellungszahlen von 500 auf 1100 angehoben hatte, macht sich wegen der drei Jahre Ausbildung noch nicht bemerkbar. Der erste „fertige“ Jahrgang steht erst 2011 bereit.

Die Zahlen für dieses Jahr: Auf dem Papier gibt es zwar 788 Nachbesetzungen. 288 von ihnen sind aber Polizisten, die sich nur eine vorübergehende Auszeit vom aktiven Dienst genommen hatten, um sich weiter zu qualifizieren. Wirklich neu sind nur die 500 Direkteinsteiger, die vor drei Jahren ihre Ausbildung begonnen haben. Ob die aber alle am 1. September ihren Dienst antreten, ist noch offen: Erfahrungsgemäß schaffen etwa 8 Prozent die Prüfung nicht, bleiben also 460 neue Beamte. Und stellt man ihnen die 596 Beamten gegenüber, die in diesem Jahr laut Altersstrukturbericht des Innenministeriums den Dienst quittieren, ergibt sich unterm Strich ein Minus von knapp 140 Polizisten gegenüber 2008.

Personalknappheit wird sich verschärfen

Laut Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist Personalmangel längst spürbar: „Die Reaktionszeiten bei Einsätzen fallen sehr unterschiedlich aus“, mahnte Landesvorsitzender Frank Richter gegenüber der NRZ. Freitagnachmittage etwa oder Samstagabende seien aus polizeilicher Sicht „Rushhour“. Für den Bürger mache es sich mehr und mehr bemerkbar, wenn er dann nach einem Verkehrsunfall auf die Polizei warten müsse, weil diese erst andere Einsätze abarbeitet – ja, abarbeiten muss.

Bedingt durch die Alterspyramide bei der NRW-Polizei wird sich die Situation aber weiter verschärfen: In einiger Zeit werde man es mit bis zu 2000 Beamten pro Jahr zu tun haben, die in Pension wechseln. „Dass zunächst die alte und jetzt noch einmal die neue Landesregierung die Einstellungszahlen angehoben hat, das waren Schritte in die richtige Richtung“, lobte Richter. Reichen werden aber auch die 1400 Polizeibewerber nicht, die das Land ab dem 1. September 2011 einstellen und ausbilden will: „Sachgerecht wäre eine Größenordnung von 1600.“ Damit gleiche man nur Altersabgänge aus, meinte der Gewerkschafter. Neuen Anforderungen werde man dann aber noch nicht gerecht. So benötige die Polizei in NRW dringend drei weitere Hundertschaften. Grund: die vielen Demo- und Fußballeinsätze.