Die Arbeit von Polizisten kann sehr hart sein. Nicht nur auf Demonstrationen oder bei Fußballspielen sehen sie sich zunehmend mit gewaltbereiten Randalierern konfrontiert. Dabei erfordert es viel Ruhe und Fingerspitzengefühl, um den Situationen angemessen zu reagieren. In der Regel geschieht dies auch. Was also spricht dagegen, dass Polizisten in geschlossenen Einheiten durch einen Namen oder eine individuelle Dienstnummer identifizierbar sind?
Aus Sicht der Polizisten eine Menge: sie befürchten, sich nach Einsätzen privaten Bedrohungen und willkürlichen Anschuldigungen von Demonstranten und Krawallmachern ausgesetzt zu sehen, die sich von ihnen ungerecht behandelt fühlen.
Aus Sicht der Bürger, deren Schutz eine originäre Aufgabe der Polizei ist, spricht jedoch eine Menge dafür: sollte ein Polizeibeamter bei einem Einsatz unverhältnismäßig Gewalt anwenden, wäre er durch eine Dienstnummer auf der Uniform zu identifizieren. Sie wäre ausreichend, um die Privatsphäre des Beamten zu schützen und würde zugleich die Chancen steigern, dass eine Beschwerde bei der Polizei auch zu einer Sanktion des Beschuldigten führt und nicht, wie Amnesty International berichtet, bisher oft im Sande verläuft.
So viel Transparenz muss auch im Interesse der Polizei liegen, dass einzelne Beamte, die sich nicht im Rahmen des Gesetzes verhalten, nicht mehr in der Anonymität der Hundertschaft verstecken können. Eine schnelle Verfolgung dieser Verfehlungen könnte den Ruf der Polizei auch in den Kreisen verbessern, die in ihr bisher ein Feindbild sehen und somit für eine Verringerung des Konfliktpotenzials sorgen.
Konsequenterweise müssten die Ermittlungen von einer unabhängigen Abteilung geführt werden, um dem Eindruck der Befangenheit entgegenzuwirken. Der entsteht automatisch, wenn Polizisten gegen Polizisten ermitteln, in deren Kollegenkreis sie nach einer Zeit bei der Dienstaufsicht wieder zurückkehren. In Großbritannien, Norwegen und Irland gibt es bereits derartige Stellen.