Düsseldorf. Ob die Bluttat von Winnenden private Waffenbesitzer nachdenklich gemacht hat, lässt sich schwer beweisen. Jedenfalls wurden in den ersten sechs Monaten in NRW bereits über 12 000 Waffen zurückgegeben – so viele wie seit über zehn Jahren nicht mehr.
Es gibt einen neuen Rekord bei der Entsorgung von privaten Waffen. In den ersten sechs Monaten gaben in Nordrhein-Westfalen bereits über 12 000 Besitzer ihre Waffen zurück. Ein Drittel mehr als in der ersten Jahreshälfte 2008 waren es bisher. „Die Zahlen belegen eine größere Sensibilität vieler Menschen insbesondere nach dem Amoklauf von Winnenden”, glaubt Innenminister Ingo Wolf (FDP).
Noch bis Ende des Jahres können Waffen und Munition aus illegalem Besitz bei der Polizei kostenlos abgegeben werden, ohne dass die Besitzer rechtliche Konsequenzen fürchten müssen. Allerdings darf mit den Waffen keine Straftat begangen worden sein. In der Regel handelt es sich laut Innenministerium um ältere Exemplare, die innerhalb der Familie vererbt worden seien. Durch die befristete Amnestie hofft Wolf, die Zahl der Waffen in Privathaushalten weiter zu verringern. Seit der Änderung des Waffenrechts 2003 und 2008 müssen geerbte Waffen abgeliefert oder mit einem Blockiersystem ausgerüstet werden. Die Zahl der abgegebenen Waffen verdoppelte sich prompt von 50 000 bis 2002 auf 100 000 in den Jahren danach. Die Waffen werden von der Polizei vernichtet. Zurückgegebene Sammlerstücke mit einem Wert von über 1000 Euro werden verkauft. Das Geld erhält der Eigentümer.
Allerdings verfährt das Land in eigener Sache anders. Ausrangierte Dienstpistolen der Polizei werden in die USA verkauft, 40 000 in zwei Jahren. Einen Verkaufsstopp lehnten CDU und FDP vor der Sommerpause im Landtag ab.