Ruhrgebiet. Eine Befragung der Polizei zu Sicherheit und Kriminalität im Land hat überraschende Ergebnisse erbracht. Warum sie wiederholt wird.
Von 200 Leuten, denen Sie auf der Straße begegnen, haben drei ein Messer bei sich. Und acht Pfefferspray. Beides „zum Schutz vor Kriminalität“, wie sie angeben. Das sind zwei der spannendsten Ergebnisse der ersten polizeilichen Studie „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland (SKiD).“ Es gibt noch mehr Erkenntnisse - und jetzt die zweite Auflage der Studie.
40.000 Menschen allein in Nordrhein-Westfalen bekommen demnächst einen Fragebogen vom Landeskriminalamt (LKA), hunderttausende insgesamt in den acht Bundesländern, die sich beteiligen. Darin: die Fragen. Ob man Kriminalität erfahren habe, ob man sie angezeigt habe, welche Folgen sie hatte. „Es geht darum, das Aufkommen an Opfererfahrung besser abschätzen zu können“, sagt Maike Meyer von der Kriminalistisch-Kriminologischen-Forschungsstelle des LKA. Es gehe neben der Forschung aber auch um Vorbeugung und darum, „polizeiliches Handeln fortzuentwickeln“.
„Uns interessiert, was die Menschen von einer Anzeige abgehalten hat“
Denn die Polizeiliche Kriminalstatistik zählt natürlich nur angezeigte Delikte - oder besser, den Verdacht auf solche, sie zählt ja keine Urteile. „Im Hinblick auf das Sicherheitsgefühl fragen wir jetzt beispielsweise danach, an welchen Orten sich die Menschen wie sicher fühlen, etwa am Bahnhof oder im eigenen Umfeld“, so Meyer. Es gehe aber auch um Erfahrungen der Menschen mit Kriminalität im Internet oder sexueller Belästigung. „Auch interessiert uns, was sie gegebenenfalls von einer Anzeige bei der Polizei abgehalten hat.“
Die 40.000 Befragten werden nach dem Zufallsprinzip aus den Einwohnerregistern ausgewählt, die Antworten anonymisiert. Das Ergebnis wird repräsentativ sein für die Gesamtheit der Menschen ab 16 Jahren, die in Deutschland leben. Eine dritte Befragung folgt 2026. Die Wiederholungen seien wichtig, um „verlässlich Entwicklungen erkennen zu können, die Handlungsbedarf signalisieren“, sagt Holger Münch, der Präsident des Bundeskriminalamts.
42 Prozent fürchten, Opfer von Betrug im Internet zu werden
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Die Studie von 2020 hatte erwartbare und weniger erwartbare Einsichten geliefert. Die häufigsten Delikte (außer Ladendiebstahl) sind demnach Cyberkriminalität wie Warenbetrug im Internet (acht Prozent der Bevölkerung betroffen), Missbrauch persönlicher Daten (sechs Prozent) oder Beleidigung im Internet (fünf Prozent). Folgerichtig sorgen sich 42 Prozent der Menschen, Opfer von Betrug im Internet zu werden - die Befürchtung ist größer als vor jeder anderen Art von Kriminalität. 34 Prozent befürchten, dass es ihnen innerhalb eines Jahres passiert.
Ans Licht kam auch: Männer sind tendenziell häufiger Opfer von Straftaten als Frauen, Frauen sind aber deutlich häufiger betroffen von Gewalt in der Partnerschaft und Sexualstraftaten. Auch bei Letzteren gibt es häufiger eine Vorbeziehung zwischen Opfer und Täter als bei anderen Delikten. Und schließlich: Menschen mit Migrationshintergrund aus der Türkei oder Polen haben größere Sorgen, Opfer von Kriminalität zu werden, als Menschen ohne Migrationshintergrund.