Oberhausen. 63 Prozent der Oberhausener fühlen sich im dunklen Park, in der dunklen Grünanlage unsicher. Lampen könnten helfen, doch die Stadt ist skeptisch.
Es ist im Grunde ein Naturgesetz: Wenn es dunkel wird oder mitten in der Nacht, fühlen sich Menschen draußen unsicherer als am helllichten Tag – das gilt erst recht auf holprigen Wegen in dunklen Parks. In einer im Herbst 2022 durchgeführten Befragung der Stadt Oberhausen gaben über 63 Prozent der Einwohner an, sich bei Dunkelheit in Parks oder Grünanlagen unsicher zu fühlen. Kann man das ändern?
Die Oberhausener FDP jedenfalls sorgt sich darum, dass Menschen auf schlecht beleuchteten Parkwegen stolpern oder schlimme Gefühle haben. Immer wieder mussten sich auf Wunsch der Bürger Oberhausener Stadtbezirkspolitiker mit der Frage beschäftigen, ob dieser oder jene Weg durch einen Grünzug nachts beleuchtet werden kann. Diesen Wunsch lehnten die Fachleute der Oberhausener Stadtverwaltung meist relativ schnell ab – wie zuletzt im Fall des Fußwegs Am Mühlenbach auf der Rückseite des Louise-Schroeder-Heims und im Fall des Fußwegs vom Parkplatz an der Nürnberger Straße am Revierpark vorbei bis zur Eisenbahnüberführung der Ripsdörnestraße.
Oberhausener Rathaus beantwortet Sicherheits-Anfrage der FDP
Um Licht ins Dunkle zu bringen, fragte FDP-Ratsherr Thomas Kattler die Stadtverwaltung nach grundsätzlichen Beleuchtungskonzepten. Deren Antwort auf drei DIN-A4-Seiten lässt sich so zusammenfassen: Es gibt trotz aller Kriminalitätsangst wenig Hoffnung für Spaziergänger und Jogger – und das aus Naturschutz- und Zuständigkeitsgründen.
Denn die Stadt hat es bei verschiedenen Flächen zum einen nicht in der Hand, wie dort Lampen und Leuchten installiert werden können, da diese Areale anderen Eigentümern gehören – etwa die beleuchtete Slinky-Brücke am Rhein-Herne-Kanal der Emschergenossenschaft oder der Revierpark Vonderort dem Regionalverband Ruhr (RVR). Zum anderen haben schon kleinere, dauerhaft geschaltete Lichtquellen in vormals dunklen Ecken nach Erkenntnissen von Naturschützern erhebliche Auswirkungen auf lichtscheue Tierarten. Insbesondere nachtaktive Insekten und Fledermäuse reagieren sehr empfindlich auf jegliches Licht – ihr Verhalten ändert sich, sie büßen Lebenskraft ein.
Allerdings hat Oberhausen gleichwohl im Kaisergarten und am Kanal eine Joggingstrecke installiert – mit Beleuchtung. Hier sollen aber besonders insektenfreundliche Lampen eingesetzt werden.
Damit sich die Bürger also beim nächtlichen Spaziergang trotz fehlender Lampen nicht zu unsicher fühlen, machen die zuständigen Servicebetriebe Oberhausen (SBO) außerhalb von Beleuchtungsaktionen schon einmal das, was die Mitarbeiter können und dürfen: Sie schneiden die Büsche und Sträucher zurück, so dass viele Parkbereiche einsehbar sind. „Insbesondere sollen Sichtachsen aus dem öffentlich angrenzenden Raum in die Parkanlage hinein das Sicherheitsgefühl stärken“, beschreiben die Oberhausener Stadtbediensteten das Ziel.
Oberhausen will Angstraum „Park“ mit neuen Methoden sicherer machen
Damit wollen sich die Fachleute aber nicht begnügen: Tatsächlich beschäftigt sich derzeit eine Arbeitsgruppe mit dem Smart-City-Oberhausen-Projektteam auch mit dem Angstraum „Park“ – man will ein Konzept entwickeln, mit welchen Methoden diese Angsträume beseitigt oder zumindest verbessert werden können.
Kurios ist allerdings weiterhin, dass das Gefühl der Angst, im dunklen Park überfallen zu werden oder dort anderes Schlimmes zu erleben, nicht mit der offiziellen Polizeistatistik in Einklang zu bringen ist. Es gibt ähnlich wie am Oberhausener Hauptbahnhof, in dessen Umgebung sich viele Bürgerinnen und Bürger unwohl fühlen, keine Daten der Kriminalstatistik, die Parks und Bahnhöfe als Spitzenplätze krimineller Handlungen ausweisen. An diesen Orten sind nach den Polizeidaten nicht mehr Straftaten zu verzeichnen als irgendwo anders im Stadtgebiet. Gefühle täuschen die Menschen also – das soll ja nicht nur im Bereich Sicherheit von Fachleuten schon so beobachtet worden sein.