Manches Wohnzimmer könnte bald kalt bleiben. Ende 2024 droht vielen Kaminen die Stilllegung. Warum man aber schon jetzt handeln sollte.
Nicht nur Besitzer von Gas- und Ölheizungen müssen sich Gedanken machen, wie sie ihr Haus in Zukunft warm bekommen. Auch bei Kaminöfen stehen Verbote an. Das müssen Sie wissen.
Warum droht vielen Kaminöfen Ende 2024 das Aus?
Weil sie dann die Vorgaben des Bundesimmissionsschutzgesetz (BimSchV) nicht mehr erfüllen können. Liegt die Feinstaubbelastung, die von ihnen ausgeht, über den erlaubten Grenzwerten, werden sie stillgelegt.
Für welche Feuerstätten genau gilt die Regelung?
Grundsätzlich für alle Feuerstätten, die entweder mit Pellets, Holzscheiten, Hackschnitzeln oder Kohle befeuert werden. Konkret betroffen sind allerdings nur Feuerungsanlagen, die zwischen dem 1. Januar 1995 und dem 21. März 2010 in Betrieb genommen wurden und die gesetzlich vorgeschriebenen, strengen Emissionswerte nicht einhalten.
Gibt es Ausnahmen?
Ja, Bestandsschutz haben Feuerstätten, die vor 1950 errichtet wurden oder als einzige Heizquelle einer Wohnung dienen. Gleiches gilt für sogenannte Kachelgrundöfen, also für aus keramischen Speichermaterialien aufgebauten Öfen. Ausnahmen gibt es ebenfalls für nicht gewerblich genutzte Küchenherde in Privathaushalten und offene Kamine, die nur gelegentlich genutzt werden. Der Begriff „gelegentlich“ ist in jedem Falle dahingehend auszulegen, dass offene Kamine nicht regelmäßig und nicht ausschließlich zur Wohnraumbeheizung betrieben werden dürfen.
Wie kriege ich heraus, wie alt mein Kamin ist?
Das zeigt das Typenschild, das sich oft an der Seite des Heizgeräts befindet. Ist dort kein Schild, kann manchmal eine Liste vom Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik (HKI) weiterhelfen (cert.hki-online.de/de/geraete/hersteller-liste). Wer auch dort nicht fündig wird, kann überprüfen lassen, ob sein Kamin die Grenzwerte einhält. „Aber so eine Prüfung ist aufwändig und kann bis zu 1000 Euro kosten“, weiß Uwe Gobien, Obermeister der Kachelofen-Luftheizungsbauer-Innung Nordrhein. In den meisten Fällen werde so ein alter Kamin die Grenzwerte nicht einhalten, ist Andreas Quentmeier. überzeugt, stellvertretender Obermeister und Pressesprecher der Schornsteinfegerinnung für den Regierungsbezirk Arnsberg. „Sonst hätten ihn die Hersteller längst selber auf den Prüfstand gegeben.“
Welche Alternativen habe ich?
Sie können – nach Absprache mit ihrem Schornsteinfeger - einen aktiven oder passiven Filter einbauen lassen. Mit aktiven lassen sich bis zu 90 % Feinstaub herausfiltern. Die Montage und Anschaffung sind jedoch in der Regel nicht preiswert, sie liegt bei 2000 bis 3000 Euro plus Montage. Hinzu kommt, dass lediglich Staubemissionen gefiltert werden und ein Stromanschluss notwendig ist. Günstiger sind passive Feinstaubfilter. Hier entstehen Kosten von 300 Euro aufwärts. Zudem benötigen sie keinen Stromanschluss. Der Nachteil dieser Filtersysteme ist, dass der Filter während der Heizperiode gereinigt und gewartet werden muss. Außerdem ist ein Tausch der Filterkassette alle ein bis zwei Jahre notwendig
Ist es da nicht besser, gleich einen neuen Kamin zu kaufen?
Wenn sie einen Kaminofenhändler fragen, ja. „Nach 20 bis 30 Jahren sind selbst die meisten hochwertigen Kamine ausgelutscht, sagt Gobien. Quentmeiers Antwort ist neutraler. „Das muss jeder selbst wissen“, sagt er. „Die Filter wirken, aber trotzdem haben sie immer noch einen alten Ofen mit alter Technik.“
Ich möchte nichts investieren. Was nun?
Dann wird ihr Kamin Ende des Jahres vom Schornsteinfeger stillgelegt. Dabei wird der Ofen abgebaut, der Kaminofenanschluss zum Schornstein verschlossen und der Schornstein stillgelegt, soweit dieser nicht von anderen Öfen genutzt wird.
Sind überhaupt wieder Kamine lieferbar?
Grundsätzlich ja, die Engpässe des Jahres 2022 sind überwunden.
Dann muss ich nichts überstürzen?
„Warten Sie mit Ihrer Entscheidung nicht zu lange“, warnen Kaminbauer. Denn auch dieser Branche fehlt das Personal. „Wir kriegen keine Leute mehr“, bestätigt Gobien. Aufgrund des Handwerkermangels können deshalb Wochen wenn nicht gar Monate vergehen, ehe ein Austausch stattfinden kann. „Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich deshalb jetzt schon kümmern“, sagt der Obermeister. Abgenommen werden muss der neue Kamin vom Schornsteinfeger anschließend ebenfalls noch. „Und unser Tag“, stellt Quentmeier klar, „hat auch Ende des Jahres nur 24 Stunden.“