Haltern. Auch Brennholz kostet immer mehr. Aber es geht auch günstiger. So ersteigert man ganze Bäume direkt im Wald.

Gas immer teurer, Öl kaum noch zu bezahlen – wohl dem, der einen Kamin im Haus hat. Und das sind immerhin rund elf Millionen Haushalte in Deutschland. Die meisten von ihnen lassen sich das Holz in Scheiten vor die Tür liefern. Andere ersteigern es als ganze Bäume direkt im Wald.

Natürlich kommt der Tag, da will die Säge sägen. Aber nicht heute. Heute will der Mann, manchmal auch die Frau, an der Säge erst einmal etwas zum Sägen ersteigern. In der östlichen Haard nahe Haltern geht das an jedem ersten Donnerstag im Monat zwischen Oktober und März.

Ohne den passenden Motorsägenschein geht gar nichts

Dort bietet RVR Ruhr Grün „Brennholz zum Selbermachen“ an. Für – abhängig von Baumart und Lage – zwischen 20 und 40 Euro den Raummeter, manchmal sogar für deutlich weniger. Zum Vergleich: Im Baumarkt oder bei Händlern zahlt man schnell dreistellig für die gleiche Menge. „Wenn die Energiekosten steigen oder es besonders kalt ist, steigt die Nachfrage“, weiß Ruhr-Grün-Chef Thomas Kämmerling.

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So haben sich an diesem Nachmittag 14 Männer und eine Frau auf einem Waldweg versammelt. Fest ist ihr Schuhwerk, strapazierfähig der Rest der Kleidung, und alle haben sie, was offiziell „Motorsägenschein für stehendes Holz“ heißt. Und alle sägen für den Eigenbedarf, sprich für den Kamin zu Hause. Bei dem einen heizt er „die ganze Bude“, bei vielen anderen zumindest das Wohn- oder Esszimmer. Das lässt den Öl- oder Gasverbrauch sinken, ganz verzichten auf fossile Energien können aber die wenigsten.

Abtransport nur über die befestigten Wege

Leitet die Auktion: Revierförster Harald Klingebiel
Leitet die Auktion: Revierförster Harald Klingebiel © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Kaum einer ist zum ersten Mal auf einer Holzauktion. Trotzdem erklärt Revierförster Harald Klingebiel, heute im Nebenjob Auktionator, noch einmal die wichtigsten Regeln. „Nur die markierten Bäume dürfen gefällt werden.“ Und beim Abtransport mit den Autos und Hängern unbedingt auf den befestigten Waldwegen bleiben. Was gefällt und zersägt wird, muss mit der Schubkarre zur Ladefläche gebracht werden. „Nicht in den Wald fahren. Dann kriege ich die Krise.“ Alle nicken hinter ihren Masken.

Los 100. „Sturmwurffläche“, erzählt Klingebiel. „Die Birken müssen raus“, ein paar Buchen auch. „Sieben Raummeter“, hat er ausgerechnet und ruft den Startpreis auf. Sieben Euro pro Raummeter. Los 101, gleich nebenan sind 15 Raummeter, der Startpreis ist identisch. „Schauen Sie sich alles an.“

„Uns macht die Sache einfach Spaß“

Silke (49) und Mike (52) Rieso machen sich sofort auf den Weg. Worauf sie achten, können sie schnell beantworten. „Wie dick sind die Stämme, wie gut lässt sich das Holz abtransportieren?“ Als sie wiederkommen wissen sie: „Das ist viel Arbeit.“ Aber das ist es immer. „Die Stunden, bis du das Holz klein und aus dem Wald hat, musst du eigentlich auf den Preis draufschlagen“, sagt Jochen Baumgart, der schon öfter ein Los ersteigert hat und gar nicht so begeistert ist über die Zahl der Mitbieter. „Das treibt die Preise in die Höhe.

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„Am Ende ist es aber immer noch günstig“, sagt Mike Rieso. Und überhaupt: „Uns geht es in erster Linie nicht ums Geld. Uns macht die Sache einfach Spaß. Seine Frau stimmt zu. „Die ganze Woche sitze ich im Büro, hier kann ich mich am Wochenende richtig austoben.“ Andere in der Gruppe sind „einfach gerne an der frischen Luft“ oder sehen die Waldarbeit als Workout an. „Besser als jedes Fitnessstudio.“ Was auch immer es ist: „Du musst der Typ für so etwas sein.“

Pappeln sind nur mäßig beliebt

Die einzelnen Lose im Wald sind an den Bäumen markiert.
Die einzelnen Lose im Wald sind an den Bäumen markiert. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Die Besichtigungszeit ist beendet, Klingebiel ruft die Gruppe wieder zusammen. „Ich bitte um ihre freundlichen Gebote.“ In 1- oder 2-Euro Schritten geht es nach oben. Beim ersten Los bis auf 12 Euro pro Raummeter, beim zweiten bis auf 17 Euro. „Nicht so zaghaft“, ruft der Revierförster und erklärt den Weg zu den nächsten Losen.

Aber auch dort gibt es zunächst eher Bietergeplänkel statt Bietergefechte. Was vor allem daran liegt, dass die markierten Bäume suboptimal im Wald stehen. „Da brauchst du einen Hubschrauber, um die heraus zu holen“, sagt einer. Auch die Pappeln, die dort gefällt werden dürfen, wecken wenig Begeisterung. „Pappeln machen puff, dann sind sie auch schon verbrannt“, erklärt einer und ein anderer nickt. „Aber der ganze Kamin ist erst einmal versaut.“

Pflegeeingriff durch Waldarbeiter gespart

Am späten Nachmittag zieht Klingebiel Bilanz. Elf von 12 Losen hat er versteigert, 800 Euro sind so für Ruhr-Grün hereingekommen. „War auch schon mal das Doppelte“, sagt der Förster. Trotzdem ist er zufrieden. Denn durch das Fällen der Bäume durch den Höchstbieter erspart er sich an manchen Stellen den Pflegeingriff durch eigene Waldarbeiter. „Das muss man auch einrechnen.“

Vier bis sechs Wochen haben die Auktionsgewinner nun Zeit, ihr Holz aus dem Wald zu holen. Die meisten aber sind – passendes Wetter vorausgesetzt – viel schneller fertig. „Wenn wir etwas ersteigert haben“, sagt Silke Rieso, „geht es gleich am nächsten Wochenende los.“

Weitere Infos zu Holzauktionen aber auch zum klassischen Holzverkauf durch Ruhr Grün gibt es auf der Seite rvr.ruhr (Suchbegriff Brennholz) im Internet