Essen. Die Hochwasserlage hat sich entspannt, doch das Wochenende droht wieder nass zu werden. Wie der Ruhrverband Regenpausen genutzt hat

Der Blick aus dem Fenster lässt vielerorts bangen: Der Deutsche Wetterdienst rechnet mit einem verregneten Silvesterwochenende und damit mit einer erneuten Belastungsprobe für die Gewässer und Böden in der Region. Auch der Ruhrverband mit Sitz in Essen, Hüter über acht aktuell besonders beachtete Talsperren, bereitet sich darauf vor.

„Wir nutzen Regenpausen, um die Wasserabgaben aus den Talsperren zu erhöhen“, sagt Britta Balt, Sprecherin des Ruhrverbands. „In Zeiten, in denen die Gewässerpegel stagnieren, können wir so Freiraum in den Talsperren für ein mögliches nächstes Hochwasser schaffen.“

Talsperren zu 90 Prozent gefüllt - Tendenz fallend

Laut tagesaktuellem Lagebericht haben die acht Talsperren am Freitagmorgen insgesamt pro Sekunde so viel Wasser abgegeben, wie knapp 1000 reguläre Badewannen fassen können. Auf 178 Kubikmeter in der Sekunde Wasserabfluss kommen die acht Bauwerke am Freitagmorgen. Knapp 60 Kubikmeter pro Sekunde sind allerdings zeitgleich wieder hinzugekommen.

Ruhrhochwasser in Hattingen aus dem Motorsegler fotografiert

Die Hattinger Ruhrschleife bei Winz-Baak ist nach den Regenfällen um Weihnachten kaum wiederzuerkennen. Links im Bild: Das Freizeitdomizil Ruhr an der Tippelstraße. Hier kämpften Feuerwehr, DLRG und THW gegen die Wassermassen.
Die Hattinger Ruhrschleife bei Winz-Baak ist nach den Regenfällen um Weihnachten kaum wiederzuerkennen. Links im Bild: Das Freizeitdomizil Ruhr an der Tippelstraße. Hier kämpften Feuerwehr, DLRG und THW gegen die Wassermassen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Auf dem Gelände des Freizeitdomizils Ruhr sammelte sich das Regenwasser. Hier waren am ersten Weihnachtsfeiertag rund 60 Einsatzkräfte im Einsatz, um das Wasser in die Ruhr zu leiten.
Auf dem Gelände des Freizeitdomizils Ruhr sammelte sich das Regenwasser. Hier waren am ersten Weihnachtsfeiertag rund 60 Einsatzkräfte im Einsatz, um das Wasser in die Ruhr zu leiten. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Der Campingplatz Ruhrbrücke in Hattingen wurde komplett überschwemmt. Lediglich dieser Gebäudekomplex trotzt den Fluten.
Der Campingplatz Ruhrbrücke in Hattingen wurde komplett überschwemmt. Lediglich dieser Gebäudekomplex trotzt den Fluten. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Die Lage an der Hattinger Ruhrbrücke: Der Leinpfad entlang des Ruhrufers ist nicht mehr begehbar, das Ufer ist überschwemmt.
Die Lage an der Hattinger Ruhrbrücke: Der Leinpfad entlang des Ruhrufers ist nicht mehr begehbar, das Ufer ist überschwemmt. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Die Lage an der Hattinger Ruhrbrücke: Links ein umspülter Gebäudekomplex auf dem Gelände des örtlichen Campingplatzes, rechts ist die Birschel-Mühle zu sehen.
Die Lage an der Hattinger Ruhrbrücke: Links ein umspülter Gebäudekomplex auf dem Gelände des örtlichen Campingplatzes, rechts ist die Birschel-Mühle zu sehen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Der Campingplatz Ruhrbrücke in Hattingen wurde komplett überschwemmt. Lediglich dieser Gebäudekomplex trotzt den Fluten.
Der Campingplatz Ruhrbrücke in Hattingen wurde komplett überschwemmt. Lediglich dieser Gebäudekomplex trotzt den Fluten. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Der Campingplatz Ruhrbrücke in Hattingen wurde komplett überschwemmt. Lediglich dieser Gebäudekomplex trotzt den Fluten.
Der Campingplatz Ruhrbrücke in Hattingen wurde komplett überschwemmt. Lediglich dieser Gebäudekomplex trotzt den Fluten. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Die denkmalgeschützte Birschel-Mühle (oben lonks im Bild) wurde bereits im Jahr 2021 überflutet. In diesem Jahr müssen die Betreiber wieder gegen das Wasser kämpfen.
Die denkmalgeschützte Birschel-Mühle (oben lonks im Bild) wurde bereits im Jahr 2021 überflutet. In diesem Jahr müssen die Betreiber wieder gegen das Wasser kämpfen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Die Wassermassen bahnen sich ihren Weg: Vor der Kostbrücke (Hintergrund) ist die Ruhr so breit wie selten.
Die Wassermassen bahnen sich ihren Weg: Vor der Kostbrücke (Hintergrund) ist die Ruhr so breit wie selten. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Blick über die neue Seenlandschaft an der Kosterbrücke. Links neben der Brücke liegt der Campingplatz „An der Kost“.
Blick über die neue Seenlandschaft an der Kosterbrücke. Links neben der Brücke liegt der Campingplatz „An der Kost“. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Blick über die neue Seenlandschaft an der Kosterbrücke und den Gewerbe- und Landschaftspark Henrichshütte (Mitte rechts).
Blick über die neue Seenlandschaft an der Kosterbrücke und den Gewerbe- und Landschaftspark Henrichshütte (Mitte rechts). © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Die Wassermassen bahnen sich ihren Weg. Im Hintergrund: der Gewerbe- und Landschaftspark Henrichshütte.
Die Wassermassen bahnen sich ihren Weg. Im Hintergrund: der Gewerbe- und Landschaftspark Henrichshütte. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Die überschwemmte Ruhrschleife auf Höhe des Gewerbe- und Landschaftsparks Henrichshütte. Im Hintergrund: die Kosterbrücke.
Die überschwemmte Ruhrschleife auf Höhe des Gewerbe- und Landschaftsparks Henrichshütte. Im Hintergrund: die Kosterbrücke. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Futterstellen in den Hattinger Ruhrauen: Hier kann vorerst kein Tier mehr speisen.
Futterstellen in den Hattinger Ruhrauen: Hier kann vorerst kein Tier mehr speisen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Futterstellen in den Hattinger Ruhrauen: Hier kann vorerst kein Tier mehr speisen.
Futterstellen in den Hattinger Ruhrauen: Hier kann vorerst kein Tier mehr speisen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Das Hochwasser spült farbenfrohe Mineralien aus den Feldern und Wiesen. Im Hintergrund ist die Kosterbrücke zu sehen.
Das Hochwasser spült farbenfrohe Mineralien aus den Feldern und Wiesen. Im Hintergrund ist die Kosterbrücke zu sehen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Die überspülten Ruhrauen oberhalb der Kosterbrücke.
Die überspülten Ruhrauen oberhalb der Kosterbrücke. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Nah am Wasser gebaut: das Wasserschloss Haus Kemnade.
Nah am Wasser gebaut: das Wasserschloss Haus Kemnade. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Nah am Wasser gebaut: das Wasserschloss Haus Kemnade.
Nah am Wasser gebaut: das Wasserschloss Haus Kemnade. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Nah am Wasser gebaut: das Wasserschloss Haus Kemnade. Rechts im Bild ist die Firma Bötzel zu sehen.
Nah am Wasser gebaut: das Wasserschloss Haus Kemnade. Rechts im Bild ist die Firma Bötzel zu sehen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Das Naturschutzgebiet Alte Ruhr-Katzenstein.
Das Naturschutzgebiet Alte Ruhr-Katzenstein. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Die überschwemmte Brockhauser Straße. Am oberen Bildrand versteckt sich das Schleusenhäuschen.
Die überschwemmte Brockhauser Straße. Am oberen Bildrand versteckt sich das Schleusenhäuschen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
Die überschwemmten Ruhrauen um das Wasserschloss Haus Kemnade mit Blick auf die Firma Bötzel (links) und Blankenstein.
Die überschwemmten Ruhrauen um das Wasserschloss Haus Kemnade mit Blick auf die Firma Bötzel (links) und Blankenstein. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey
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Aktuell sind die Talsperren zu knapp 90 Prozent gefüllt. Das liege zwar über dem langjährigen Mittel für Ende Dezember, so der Ruhrverband. „Nach einem Hochwasserereignis ist das aber nicht verwunderlich“, so Sprecherin Balt. Die Tendenz ist laut Lagebericht zudem fallend. „Wir haben in allen Talsperren noch ausreichend Freiraum, um für weitere Regenfälle gewappnet zu sein“, sagt die Ruhrverbands-Sprecherin.

Talsperren gehören zum Hochwasserschutz

Wie viel Wasser bei Hochwasserlagen abgelassen werden kann, entscheiden Fachleute der zentralen Talsperrensteuerung in Essen auf Grundlage von Erfahrung und verschiedenster Daten. Relevant ist neben Wetterdaten und Pegelständen zum Beispiel die Fließgeschwindigkeit in den nachfolgenden Gewässern - bei hohem Wasserstand fließt das Wasser auch schneller. „Das wird genau mit eingerechnet bei der Frage, wie viel Wasser aus den Talsperren abgelassen werden kann, ohne nachfolgende Gewässer zu überlasten.“

Die Hauptfunktion der Talsperren ist eigentlich, die Wasserversorgung für rund viereinhalb Millionen Menschen im Einzugsgebiet sicherzustellen. Welche hohe Bedeutung sie bei Hochwasserlagen haben, verdeutlicht der Ruhrverband mit Blick auf das Weihnachtswochenende.

Der für den so massiv belasteten Ruhrdeich in Oberhausen entscheidende Pegelstand in Hattingen etwa war zeitweise auf über sechs Meter geklettert. „Ohne die Talsperren wäre der Pegelstand in der Spitze um 30 Zentimeter höher gewesen“, sagt Balt. Zum Vergleich: Bei dem Jahrhunderthochwasser 2021 hatte er die historische Rekordmarke von fast sieben Metern erreicht.

Überlaufen können die Tafelsperren durchaus. An der Möhnetalsperre etwa, die wesentlich für die Frage ist, wie viel Wasser die Ruhr führt, ist das zuletzt 2007 geschehen. In der Mauer der Talsperre sind für diese Fälle, die laut Balt schätzungsweise alle 30 Jahre geschehen, rund 100 Löcher in der Krone der Talsperrenmauer eingelassen.