Essen. In NRW sollen Brandschützer später in Rente gehen, dagegen protestieren sie. Ein Brandoberinspektor aus Essen nennt seinen Grund.

Feuerwehrleute aus ganz NRW gehen am Montag, 22. April, auf die Straße, um gegen die geplante höhere Altersgrenze zu demonstrieren. Bislang durften die Brandschützerinnen und Brandschützer mit 60 Jahren in den Ruhestand gehen. Nun sollen die Beamtinnen und Beamten der Städte und des Landes schrittweise länger im Dienst bleiben und am Ende je nach Laufbahn bis maximal 62 Jahre arbeiten. Die Gewerkschaft Verdi und Komba rufen zur Kundgebung vor dem Düsseldorfer Landtag auf, an dem am Montag Sachverständige den Gesetzesentwurf einordnen.

Für reguläre Arbeitnehmer wäre ein Renteneintritt mit 62 Jahren immer noch früh – Axel Galla, 57 Jahre alter Brandoberinspektor aus Essen, erklärt, warum er und seine Kolleginnen und Kollegen trotzdem gegen den Plan protestieren.

„Ich bin seit dem 1. April 1989 Feuerwehrmann in Essen. Ich war immer im Alarmdienst, das heißt, dass ich immer 24-Stunden-Schichten gemacht habe, im Brandschutz, bei technischen Hilfeleistungen und lange auch beim Rettungsdienst eingesetzt worden bin. Um die Arbeitszeiten geht es uns gar nicht, auch wenn es natürlich etwas anderes ist, mit Mitte 50 oder mit Mitte 20 nachts aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden und zum Einsatz zu laufen. Das haben wir uns ja selbst so ausgesucht.

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Feuerwehrmann: „Es gibt Straßenzüge, da kann ich an fast jeder Haustür etwas erzählen“

Mir persönlich geht es auch nicht so sehr um die körperliche Belastung. Natürlich ist das mehr geworden. Aber viel entscheidender ist die psychische Belastung. Wenn man 35 Jahre in dem Job gearbeitet hat, hat man einfach sehr viel gesehen und man weiß irgendwann nicht mehr, wo man das alles hinpacken soll.

Axel Galla wehrt sich gegen die Pläne der Landesregierung, die Arbeitszeit der Feuerwehrkräfte in den Städten und beim Länd um zwei Jahre zu verlängern. Für ihn ist das auch eine Frage des Respekts.
Axel Galla wehrt sich gegen die Pläne der Landesregierung, die Arbeitszeit der Feuerwehrkräfte in den Städten und beim Länd um zwei Jahre zu verlängern. Für ihn ist das auch eine Frage des Respekts. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ich sage es mal platt heraus: Die ersten zehn, 20 Toten, die man als Feuerwehrmann gesehen hat, die kann man noch zur Seite drängen. Mit 45, 47 Jahren kommt man dann so auf 500 Tote. Das sind Bilder, die gehen nicht mehr weg. Es gibt Straßenzüge in meiner Stadt, da kann ich an fast jeder Haustür eine Geschichte erzählen, weil ich dort so viele Einsätze gefahren bin.

Seit 34 Jahren bei der Feuerwehr: „Bei uns älteren Kollegen kommen sofort die Bilder hoch“

Man darf nicht vergessen, in welchen Situationen wir gerufen werden. Da geht es um Verkehrstote, um Brandopfer, auch um Menschen, die sich das Leben genommen haben. Als junger Kollege war ich bei schweren Verkehrsunfällen immer vorne dabei, weil ich unbedingt alles darüber wissen wollte, wie man vorgeht. Heute bin ich froh, wenn ich nicht hinschauen muss, sondern mich im Hintergrund halten kann. Bei uns älteren Kollegen kommen sofort die Bilder hoch. Wenn ich heute im Urlaub ein Martinshorn höre, denke ich sofort an den Einsatz, den die Jungs fahren.

Wir Feuerwehrleute helfen uns untereinander, sprechen miteinander. Aber mir geht es auch darum, dass andere wissen, was wir leisten. Wir haben uns diese Arbeit selbst ausgesucht, keine Frage, aber es ist keine Arbeit wie jede andere. Diese zwei Jahre mehr Arbeitszeit machen einen Unterschied, Kollegen werden das nicht schaffen. Und damit riskiert das Land hier, dass sich die öffentliche Sicherheit und Ordnung verschlechtert. Das muss man doch sehen und Respekt haben für unsere Arbeit, die wir leisten.

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Und noch was: Das Argument, dass wir so viel früher in Rente gehen als andere, halte ich für falsch. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und meine Lebensarbeitszeit mit der eines normalen Arbeitnehmers zu vergleichen. Wenn man unsere Lebensarbeitszeit auf Allgemeinbürger übertragen würde, müssten sie bis 79 Jahre arbeiten.“