Ruhrgebiet. Autobahnbaustellen gelten als endlos: Viele Jahre schiebt sich der Verkehr durch diese Engpässe. Manchmal arbeitet dort auch nur der Beton.
Nichts dauert so lang wie eine Autobahn-Baustelle, zumindest gefühlt. Aktuelle Gründe gibt es immer, sie heißen zur Zeit: Dauerregen, Krieg, Lieferprobleme, Personalmangel. Doch es gibt auch strukturelle Gründe für die viele Zeit, die es braucht, beispielsweise aus vier Spuren sechs zu machen. So soll der Umbau des Kreuzes Kaiserberg laut Planungsunterlagen 8,25 (!) Jahre dauern - aber 0,25 sind ja auch schon um.
Zunächst möchte Bernd Löchter etwas klarstellen:: „Die Baustellen dauern nicht so lange, wie es immer wieder behauptet wird“, so der Kommunikationsleiter der staatlichen „Autobahn Westfalen GmbH“. So nutze man gegenüber den Baufirmen „Bonus- und Malusregelungen, die sich positiv auf die Bauzeiten auswirken“. Innovative Baumethoden wie die Fertigteilbauweise von Brücken erhöhen das Tempo demnach ebenso wie deutlich mehr Wochenend- und Nachtarbeit seit einigen Jahren.
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„Nachtarbeit gerade im Ruhrgebiet muss behutsam eingesetzt werden“
Doch jetzt zum Aber.„Nachtarbeit gerade im Ruhrgebiet muss behutsam eingesetzt werden, weil wir viele Anwohner haben, die nicht unbedingt gern durch Lärm oder Licht gestört werden dürfen und wollen“, so Löchter. Auch werde versucht, während der Bauzeiten „möglichst viele offene Fahrstreifen“ zu erhalten, um nicht weiteren Stau zu verursachen. Aber es verlängert die Bauzeit.
Auch sind Autobahnbaustellen dadurch typischerweise lang, schmal und eng. Baufahrzeuge sind dann vielleicht kleiner, als sie es ohne Beengung sein könnten; ihre Manöver dauern auf dem engen und verkehrsumtosten Raum länger als auf einem freien Platz. Dasselbe gilt für Lkw, die Material bringen oder abtransportieren. Im eng bebauten Ruhrgebiet gebe es auch weniger Platz neben den Autobahnen, um beispielsweise Material nah der Baustelle zu lagern. „Auch die Sicherheit der Straßenwärter und Bauarbeiter, die nah am Verkehr arbeiten, spielt eine Rolle.“
„Da müsste man ein Schild aufstellen: Hier arbeitet der Beton für Sie“
„Neue Ausschreibungsmethoden, die die Abläufe der Gewerke besser aufeinander abstimmen, sollen die Baustellen weiter beschleunigen, so Löchter. In der Vergangenheit hatte der „Bauhauptverband“ beklagt, Auschreibungen bei Großbaustellen würden in kleinste Teilaufträge zerstückelt. Dadurch kommen mehr und auch kleinere Betriebe ins Geschäft, aber die Koordination ist aufwändig - und führt nicht selten zu Leerlauf auf der Baustelle.
Und zuletzt: Autobahnbau ist wetterabhängig. Bestimmte Beläge können nur eingebaut erden, wenn es mehrere Tage trocken war. Die Autofahrer aber sehen nur: Da tut sich doch nichts. Einen letzten Punkt nennt Hubert Blaim aus dem Vorstand des Bayrischen Bauindustrieverbandes: Wenn etwa ein Brücken-Widerlager betoniert werde, müsse der Beton einige Tage in der Schale erhärten. „Da müsste man ein Schild aufstellen: Hier arbeitet der Beton für sie.“