Kreis Wesel. Schon länger ist eine innovative Verkehrsführung für die A3-Baustelle zwischen Wesel und Hamminkeln angekündigt. Nun ist sie endlich bereit.

  • Seit März wird auf der A3 zwischen Wesel und Hamminkeln gebaut.
  • Immer wieder kommt es deswegen im Bereich der Autobahn-Baustelle zu Staus.
  • Nun soll ein neues System starten und die Situation auf der A3 deutlich verbessern.

Bei Autofahrerinnen und Autofahrern dürfte diese Ankündigung für Erleichterung sorgen: Auf der A3-Baustelle zwischen den Anschlussstellen Wesel und Hamminkeln soll am Mittwoch, 30.August, ein schon länger angekündigtes System an den Start gehen. Wie die zuständige Autobahn GmbH Rheinland nun mitteilte, erfolge dann zeitgleich mit der Umlegung des Verkehrs auf die Richtungsfahrbahn Oberhausen die Erweiterung auf eine sogenannte Wechselverkehrsführung. Den Verkehrsteilnehmern stehen dann zwei Fahrspuren in die eine und eine Fahrspur in Gegenrichtung zur Verfügung, wobei diese Anordnung in der Regel zweimal täglich – je nach Verkehrssituation – gewechselt wird. Bedeutet zum Beispiel: Wenn im morgendlichen Berufsverkehr die Mehrzahl der Autos in Richtung Oberhausen fährt, stehen zwei Fahrbahnen zur Verfügung, am Nachmittag dann andersherum.

Erstmalig werden dabei vor Ort Verkehrszahlen und Geschwindigkeiten minütlich erfasst und zur Einstellung der Wechselspur verwendet. In Zusammenarbeit mit der Firma Zeppelin Renta, dem mit der Verkehrssicherung beauftragten Unternehmen, wurde in der Niederlassung Rheinland der Autobahn GmbH in Krefeld ein Algorithmus erarbeitet, der diese Verkehrsdaten verarbeitet und entscheidet, für welche Fahrtrichtung die Wechselspur freigegeben wird. „Mit innovativen Baustellenverkehrsführungen machen wir seit Jahren gute Erfahrungen und sind in Nordrhein-Westfalen Vorreiter beim Einsatz derartiger Systeme“, wird Erdal Zorlu, Projektleiter bei der Autobahn GmbH, in einer Pressemitteilung zitiert.

Wie funktioniert die neue Verkehrsführung auf der Autobahn A3 zwischen Wesel und Hamminkeln?

Der Algorithmus ermögliche, dass die Anlage durch Zeppelin Rental gesteuert werden kann. Zur Umstellung der Wechselspur werden eine Reihe verschiedener telematischer Systeme intelligent miteinander vernetzt. Zuerst wird der herannahende Verkehr mithilfe von Geschwindigkeitsbeschränkungen abgebremst. Anschließend wird die linke Fahrspur gesperrt und der Verkehr mithilfe von Anzeigetafeln am Fahrbahnrand und Überkopfbeschilderung auf einen Fahrstreifen geleitet. Die variabel nutzbare, mittlere Fahrspur wird so vom Verkehr freigehalten und zusätzlich mit einer Schranke abgesperrt. Im Anschluss kommt das Kernstück, eine Weiche, zum Einsatz. Die 35 Meter lange und tonnenschwere Weiche wird vollautomatisch über integrierte Fahrwerke angehoben und mittels Rollen quer über die Fahrbahn bewegt.

Damit die Konstruktion stabil bleibt und einer möglichen Kollision standhält, rastet das bewegliche Element in der Endposition an einem Bolzen ein. In der Gegenrichtung wird die Fahrstreifenbegrenzung anschließend aufgehoben und der Verkehr kann die mittlere Fahrspur befahren. Bei der zwischen den Anschlussstellen Hamminkeln und Wesel installierten Wechselverkehrsführungsanlage handelt es sich um die bisher längste in Deutschland eingesetzte ihrer Art. Sie umfasst einen vier Kilometer langen Streckenabschnitt.

Warum verzögerte sich die Eröffnung der dritten Spur auf der A3?

Im April wurde die Fahrbahn Richtung Wesel komplett weggebaggert.
Im April wurde die Fahrbahn Richtung Wesel komplett weggebaggert. © Arnulf Stoffel / Funke Foto Services

Eigentlich war die Einführung des neuen Systems schon Anfang Juli geplant. Für die Durchführung ist es notwendig, den Standstreifen der Richtungsfahrbahn Oberhausen zu befahren. Doch die Arbeiten verzögerten sich. Das Unternehmen, das mit der Stabilisierung des Standstreifens beauftragt wurde, wurde in letzter Zeit von Liefer- und Personalengpässen geplagt, hieß es zuletzt noch von der Autobahm GmbH.

Wie lange dauert die Baustelle auf der A3 zwischen Wesel und Hamminkeln noch?

Laut Sprecher Zoporowski sollen diese Verzögerungen aber keine wesentlichen Auswirkungen auf die geplante Fertigstellung der Autobahnbaustelle haben. Man wolle versuchen, die verlorene Zeit „hinten wieder einzusparen“. Geplant ist also weiterhin, dass die Arbeiten an dem rund vier Kilometer langen Abschnitt gegen Ende des Jahres oder spätestens zu Beginn des neuen Jahres fertiggestellt werden können.

Seit Mitte März werden auf dem rund vier Kilometer langen Abschnitt Fahrbahnen einschließlich der kompletten Straßenausstattung (Entwässerung, Schutzeinrichtungen, Beschilderung etc.) erneuert und zwei Brückenbauwerke ertüchtigt. Um aktuellsten Anforderungen an den Lärmschutz Rechnung zu tragen, wird zudem die Deckschicht der Fahrbahn mit besonders lärmarmen Splittmastixasphalt aufgetragen, der dank seines höheren Hohlraumgehaltes die Geräuschemission senkt.

Wann kommt es zum Stau auf der A3?

Besonders im Berufsverkehr kommt es auf der A3 bei Hamminkeln immer wieder zu Staus.
Besonders im Berufsverkehr kommt es auf der A3 bei Hamminkeln immer wieder zu Staus. © Markus Weissenfels / FUNKE Foto Services

Fast täglich ist der Autobahnabschnitt in den Staunachrichten zu hören – zu groß ist das regelmäßige Verkehrsaufkommen für jeweils eine Spur pro Richtung. Regelmäßig entsteht daher an beiden Seiten der Baustelle ein langer Stau. Laut Zoporowski und dem ADAC tritt dies vor allem zu den Stoßzeiten des Berufsverkehrs auf, also morgens zwischen 7 und 9 Uhr und nachmittags zwischen 16 und 18 Uhr. Der Autobahn-GmbH-Sprecher empfiehlt Autofahrern daher, zu diesen Zeiten mindestens 20 Minuten extra einzuplanen. Mit dem neuen System soll sich diese Situation deutlich verbessern.

Ist die Zahl der Unfälle auf der A3 angestiegen?

Seit Beginn der Dauerbaustelle ist die Anzahl der Unfälle auf dem Abschnitt zwischen Hamminkeln und Wesel deutlich angestiegen. Die Autobahnpolizei vermutet einen Zusammenhang mit der erhöhten Verkehrsdichte. Von Jahresbeginn bis Ende Juli hat die Polizei hier insgesamt 70 Unfälle registriert. Im Vorjahreszeitraum waren es lediglich 29. „Das ist schon ein ungewöhnlicher Zuwachs und relativ viel für diesen kleinen Streckenabschnitt“, so der Polizeisprecher. Ende Juli sind bei einem Unfall auf der A3 zwei Menschen gestorben.