Ratingen. Der Bürgermeister von Ratingen, Klaus Pesch, kennt viele der verletzten Feuerwehrmänner gut. Die Stadt, sagt er, sei „fassungslos schockiert“.

25 Jahre hat Klaus Pesch ehrenamtlich Dienst getan bei der Freiwilligen Feuerwehr in Ratingen. Wir sprachen mit ihm 24 Stunden nach der Bluttat. „Wenn man gemeinsam auch durch gefährliche Einsätze gegangen ist“, sagt er, „dann sind Worte wie Feuerwehr-Kamerad, Feuerwehr-Kameradin keine Floskel.“ Seit drei Uhr nachts habe er nicht mehr schlafen können, gegen die Tränen manchmal nicht mehr ankämpfen können.“

Die Situation von Donnerstag im Hochhaus hat er sich genau beschreiben lassen. Der harmlose Beginn, nach einer hilflosen Person zu schauen. „Sie sind an der Tür mit dem Ziehfix. Sie ziehen den Handschuh aus, um am Schloss zu fühlen, dass dahinter auch nichts brennt. In dem Moment reißt jemand die Tür auf, etwas explodiert. Die Polizisten und Feuerwehrleute stehen in diesem Gang, das ist wie ein waagerechter Kamin.“

„Die Nervenzellen waren weggebrannt“

Spurensicherer untersuchen den Explosionsort im zehnten Stock eines Ratinger Hochhauses.
Spurensicherer untersuchen den Explosionsort im zehnten Stock eines Ratinger Hochhauses. © dpa | Roberto Pfeil

Der Chef der Feuerwehr habe die Verletzten wenig später unten „im Grünbereich der Straße“ getroffen, sie seien noch selbst hinunter gegangen. Einen habe er nicht mehr erkannt. „Was ist passiert? Wie geht es euch? Habt ihr Schmerzen?“, habe er gefragt. „Wenn die dann sagen, es tut nicht weh, hört sich das für einen Laien zunächst an nach ,Ist doch nicht so schlimm’. Aber tatsächlich konnten die nichts mehr merken. Die Nervenzellen waren weggebrannt.“

Die Schwerstverletzten liegen in einer Spezialklinik für Brandopfer bei Köln - unter Vollschutz, isoliert, weil für jemanden mit solchen Hautverbrennungen alles gefährlich ist, was von außen kommt. Die anderen würden von einem Psychologen und einem Notfallseelsorger betreut, dritte bekämen „jemanden danebengestellt, damit ein Kontakt da ist, wenn sie sich zurückziehen und in sich gehen“.

„Jeder spricht einen an, ruft einen an, scheibt einen an“

Klaus Pesch nimmt an diesem Freitag den einen oder anderen Bürgermeister-Termin wahr. „Ich versuche, durch andere Aufgaben mich abzulenken“, sagt er. Aber es ist alles anders: „Jeder spricht einen an, ruft einen an, schreibt einen an.“ Die Stadt sei einfach nur „fassungslos schockiert“. Und manche fühlten „unbändige Wut“.