Ruhrgebiet. Die Extraschicht 2023 ist durchgeplant. Sie wird an 43 Spielorten über die Bühnen gehen. Mehrere neue sind auch darunter. Und ein verbotener Ort.
„Letzter Wagen Dezember 2008“ steht im Kreisverkehr vor der früheren Zeche Westerholt, dahinter: Bauzäune, Warnschilder, Betreten verboten. In diesem Sommer wird die alte Zeche zum ersten Mal Spielort der „Extraschicht“. Sie kehre damit zu ihren Ursprüngen zurück, sagt Axel Biermann, der Geschäftsführer der „Ruhr Touristik“. Und die Ursprünge waren: „Verbotene Orte zu öffnen.“ Was Sie wissen sollten über die Extraschicht 2023, das steht hier.
Wann findet die Extraschicht statt?
Üblicherweise am letzten Samstag im Juni, das ist dieses Mal der 24. Juni 2023. Aber Achtung: Zwei Tage vorher beginnen bereits die NRW-Sommerferien. Das Programm beginnt am Samstagabend um 18 Uhr und endet um 2 Uhr in der Nacht.
Was bezahlt man?
Frühbucher können von sofort an ein Ticket für ermäßigte 14 Euro kaufen. Die Zahl ist limitiert. Vom 4. Mai an kostet das Ticket 16 Euro, an der Tageskasse 24 Euro. Das Ticket beinhaltet den Eintritt zu allen Spielorten sowie die Fahrten mit den eigens eingesetzten Pendelbussen und dem normalen Bus- und Bahn-Nahverkehr an dem Abend.
Bei gutem Wetter rechnen die Veranstalter mit 200.000 Besuchern
Wie groß ist die Extraschicht?
Dieses Jahr gibt es 43 Spielorte zwischen Moers und Hamm. Neu sind darunter die Wolfsburg in Mülheim, das „Museum am Erzschacht“ in Marl, die „Villa Vorsteher“ in Wetter, die Schau „Phoenix des Lumières“ in Dortmund und eben das frühere Bergwerk Westerholt. Es liegt teils in Gelsenkirchen, teils in Herten. Nach einer Auszeit sind das Depot in Dortmund und die Fiege-Brauerei in Bochum wieder mit dabei.
Was sind diese neuen Spielorte?
Die Wolfsburg ist eine Tagungsstätte des Ruhr-Bistums im Gebäude eines früheren Kurhotels. Das Museum am Erzschacht ist eine frühere Erz-Förderstätte mit den typischen oberirdischen Gebäiden. Die Villa Vorsteher ist eine frühere Unternehmervilla. „Phoenix des Lumières“ ist eine Lichter-Show zu Klimt und Hundertwasser. Das Depot ist eine ehemalige Straßenbahnwerkstatt, und Fiege ist Fiege.
Wie viele Leute gehen da hin?
Die Besucherzahl ist kontinuierlich gestiegen. In den letzten Jahren liegt sie bei etwa 200.000 Menschen. „Ich glaube, die Menschen haben wieder starken Bedarf, das zu erleben“, sagt Axel Biermann. 2018, als der Bergbau im Ruhrgebiet endete, sollen es sogar knapp 300.000 Besucher gewesen sein. Wetterbedingt gibt es aber auch Ausreißer nach unten.
60 Prozent der Kosten kommen durch den Ticketverkauf zurück
Was kostet die ganze Veranstaltung?
Rund eine Million Euro. Davon kommen 60 Prozent durch den Ticketverkauf zurück, der Rest sind Landesmittel und Sponsorengelder, etwa von der RAG-Stiftung und der RAG Montan Immobilien, der logischerweise etliche Spielorte gehör(t)en.
Wo kommt die Extraschicht her?
Die „Internationale Bauausstellung Emscher Park“ verabschiedete sich 1999 mit einer rauschenden „Nacht der Industriekultur“, die zum Vorbild der jährlichen Extraschicht wurde. Sie ist das größte Spektakel, das das Ruhrgebiet zu bieten hat. Im 21. Jahr sei sie inzwischen „eine Ruhrgebietstradition“, sagt Bernd Lohse, Geschäftsführer der „Neuen Zeche Westerholt“.
Spielt Corona noch eine Rolle?
2020 und 2021 war die Extraschicht deswegen ausgefallen. 2022 herrschte noch lange Unsicherheit, was im Juni sein würde. Das erschwerte die Planungen erheblich, aber dann ging sie ganz normal über die Bühnen.
Die Details zum Programm gibt es im Mai
Was weiß man über das Programm?
Noch nichts genaues. An den großen Spielstätten wird normalerweise sehr viel mit bunten und beeindruckenden Licht-Shows gearbeitet. Aber es gibt auch Theater, Konzerte, Kabarett, Kleinkunst, Tanz, Pantomime, Straßen- und Improvisationstheater . . . Am 4. Mai wird die „Ruhr Touristik“ Details bekanntgeben, aber an demselben Tag sind die Karten bereits teurer.
Und die Zeche Westerholt?
Wird bald kein verbotener Ort mehr sein. Von den riesigen 39 Hektar Fläche ist etwa die Hälfte gewerblich vermarktet. Nach dem laufenden Abriss des Kohlenwäsche-Gebäudes bleibt ein Ensemble aus 26 Gebäuden aus dem frühen 20. Jahrhundert erhalten. Die müsse man „bewahren und in die Wirtschaftsnutzung zurückführen“, sagt Geschäftsführer Bernd Nolte. Bürobetrieb unter Kauen-Körben? Schwer vorstellbar. Nolte nennt als positive Vorbilder die Firma „Manufactum“ auf Zeche Waltrop und die geballte Gastronomie auf „Fürst Leopold“ in Dorsten.