Essen. / Gelsenkirchen. Eine 15- und eine 19-Jährige soll der Gelsenkirchener erpresst, bedroht und vergewaltigt haben. Vor Gericht bestreitet der 23-Jährige.
Eine Frau soll er mit einem Sex-Video erpresst, die andere mit einer Schreckschusswaffe bedroht haben, um beide zum Sex zu zwingen. Seit Dienstag muss sich ein 23 Jahre alter Gelsenkirchener wegen dreifacher Vergewaltigung vor dem Landgericht Essen verantworten. Wortreich weist er alle Vorwürfe zurück.
Im ersten Fall der Anklage geht es um eine 15-Jährige, die er Anfang 2018 kennengelernt hatte. Nach mehreren Treffen am Gelsenkirchener Hauptbahnhof, bei denen sie seine sexuellen Wünsche unter Hinweis auf ihre Jungfräulichkeit zurückgewiesen haben soll, waren sie im Februar vor seinem Wohnhaus am Rande der Innenstadt verabredet.
15-Jährige in den Keller gelockt
Unter einem Vorwand soll er sie in einen Kellerraum gelockt haben. Dort habe er die Tür verschlossen und sie aufgefordert, sich auszuziehen. Die 15-Jährige, die wie er aus dem arabischen Kulturkreis stammt, sagte laut Anklage, sie könne ihren Eltern und ihrem Bruder nicht mehr in die Augen schauen, wenn sie ihre Jungfräulichkeit verliere.
Aber das soll den damals 18-Jährigen nicht beeindruckt haben. Ob er erst ihre Eltern und den Bruder umbringen müsse, bevor sie ihm gehöre? Dann habe er ihr ins Gesicht geschlagen, sie ausgezogen und vergewaltigt. Deutlich sichtbar für sie habe er den Sex mit dem Handy gefilmt.
Mit dem Tod der Eltern gedroht
In den nächsten Tagen soll er sie unter Druck gesetzt haben. Er liebe sie und wolle sie immer bei sich haben. Zur Schule solle sie nicht mehr gehen. Er habe hinzugefügt, er werde ihre Eltern und ihren Bruder umbringen lassen, falls sie sich weigere.
Aus Angst, so die Anklage, sei es mehrfach zum Sex gekommen. Sie habe auch Sorge gehabt, dass durch das Video ihr Ruf gefährdet werde. Zur zweiten Vergewaltigung sei es Ende Mai 2018 gekommen, als sie mit einer Entzündung im Krankenhaus lag. Er soll sie dort besucht und in die Toilette gezwungen haben, wo es gegen ihren ausdrücklichen Willen zum Sex kam. Erst 2021 soll sie ihn bei der Polizei angezeigt haben, weil sie sich erneut durch das Video bedrängt fühlte.
Als Manager von Sängern vorgestellt
Im Juli 2022 kam es laut Anklage zur Vergewaltigung einer 19-Jährigen. Ihr habe er sich als Manager von Sängern vorgestellt, der auch sie fördern wolle und eine Beziehung mit ihr anstrebe.
Er habe sie zu seiner Wohnung eingeladen und dort auch sie in den Keller gelockt. Dort forderte er Sex, heißt es in der Anklage. Auch sie habe abgelehnt, wollte ihre Jungfräulichkeit nicht verlieren. Auch sie soll er geschlagen und ihr zusätzlich eine Schreckschusswaffe an den Kopf gehalten haben. So habe er seinen Willen durchgesetzt. Sie ging schneller zur Polizei, so dass er seit Sommer 2022 in U-Haft sitzt.
Angeklagter holt weit aus
Vor Gericht weist Verteidiger Lars Volkenborn darauf hin, dass sein Mandant tatsächlich Beziehungen mit den Frauen unterhalten habe. Alles sei aber einvernehmlich geschehen. Dann erzählt der Angeklagte in eigenen Worten. Er holt weit aus, erzählt viele Details.
Nicht nur Richter Lukas Hempel bittet den 23-Jährigen öfter, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auch sein Anwalt stoppt ihn mehrfach und sagt, er solle doch auf den Punkt kommen. Im Kern jedenfalls sagt der Angeklagte, er habe nur Sex gewollt und sei später fälschlich beschuldigt worden.
Ein eigenes Sex-Video, das bei ihm gefunden wurde, weiß er auch zu erklären. Sein früherer Anwalt habe ihm dazu geraten, um die Einvernehmlichkeit zu beweisen. Das sei reiner Selbstschutz vor falschen Vorwürfen. Sieben weitere Sitzungstage hat die XXIV. Jugendstrafkammer angesetzt.