Ruhrgebiet. Die Freiwilligen Feuerwehren in NRW erleben nicht nur in der Silvesternacht Attacken. Die Ehrenamtlichen hält das nicht ab - im Gegenteil.

Angriffe auf Helfer häufen sich zu Silvester und Karneval, aber auch im Alltag haben sie zugelegt. Macht dies die helfenden Organisationen unattraktiv, gerade im Ehrenamt? „Leichter wird es sicher nicht“, sagt Christoph Schöneborn, Geschäftsführer des Verbandes der Feuerwehren in NRW (VdF). Früher hätten sich deutlich mehr Menschen auf eine Stelle beworben. Aber der Beruf erfreue sich immer noch einer hohen Attraktivität.

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In Bezug auf Ehrenamtliche gebe es „eine leichte Entwarnung“, sagt Schöneborn. „Die Angriffe konzentrieren sich auf ein paar sehr urbane Zusammenhänge und meist auf die ersteintreffenden Einsatzkräfte, auf den Rettungsdienst. In den großen Städten ist das Ehrenamt aber oft nicht als erstes vor Ort. Die persönliche Betroffenheit ist also erstmal überschaubar.“

Das bestätigt Christoph Riße, Sprecher der Essener Feuerwehr. Die Angriffe seien an einigen wenigen Schwerpunkten erfolgt. Es habe auch Vorfälle mit Raketen und Böllern im gesamten Stadtgebiet gegeben. Dabei sei aber oft nicht klar gewesen, ob es sich um Querschläger handelte oder ob gezielt geschossen wurde. „Wir können es nicht mit Berlin vergleichen, wo Einsatzkräfte mit Feuerlöschern beworfen wurden.“ Sicher werde es Gesprächsbedarf etwa bei den Kollegen in Essen-Kray geben, aber Auswirkungen auf die Motivation der Ehrenamtlichen könne man bislang nicht feststellen.

Angehörige machen sich Sorgen

In Bewerbungsgesprächen kommen mögliche Angriffe nur sehr selten zur Sprache, erklärt auch Schöneborn für die Feuerwehren in NRW. „Aber dass es geschieht, zeigt, dass die Menschen sich Gedanken machen.“ Es komme auch vor, dass Angehörige von ehrenamtlichen Helfern Sorgen äußern: „Worauf lässt du dich da ein?“ „Wir können oft die Sorgen mindern, wenn wir erklären, wie Einsätze genau ablaufen“, sagt Schöneborn. „Es kann aber keinen Sinn machen, dieses Amt auszuüben, wenn sich zuhause immer jemand Sorgen macht. Ein Restrisiko gibt es auch bei uns, wie bei jeder Tätigkeit. Im Zweifel sind Ehrenamtliche über die Unfallkassen sehr gut abgesichert.“

Es sei „unbedingt notwendig, die Möglichkeiten des Strafrechts auszuschöpfen“, so Schöneborn. „Denn Angriffe auf Rettungskräfte können auch das Leben von Patienten gefährden, weil sie Einsätze verzögern“, gleiches trifft auf Löscharbeiten zu.

Mehr Menschen helfen bei der Feuerwehr

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Gegen den Bundestrend ist die Zahl der ehrenamtlichen Einsatzkräfte in NRW gestiegen, im Zehnjahresvergleich von 83.000 auf 90.000 freiwillige Feuerwehrleute, den Nachwuchs und die Musikzüge nicht eingerechnet. „Für viele Menschen ist diese Tätigkeit sinnstiftend“, sagt Schöneborn. „Nach der Hochwasserlage im Ahrtal hatten wir eine regelrechte Eintrittswelle.“

Auch Marco Schauff, Kommunikationschef der Johanniter in NRW, glaubt nicht, dass das Ehrenamt leidet. „Vielleicht ist es ein bestimmter Typ Mensch, der sich nicht abschrecken lässt. Die wollen helfen.“ Die Vorfälle der Vergangenheit jedenfalls hätten keine Auswirkungen gezeigt. Notfallsanitäter wie Feuerwehrleute werden übrigens mittlerweile in Deeskalation geschult.