Düsseldorf. Der Flughafen Düsseldorf soll die Sicherheitskontrollen wohl bald selber steuern. Verdi erklärt, warum das womöglich nicht viel bringen wird.
Warteschlangen bis zu einem Kilometer Länge in der Abflughalle, entnervte Fluggäste, überlastete Gepäckkontrolleure: Werden sich die Bilder, mit denen die Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn vor allem in den Ferien unfreiwillige Antiwerbung betrieben, im nächsten Jahr wiederholen?
Die Chancen, dass die Airports künftig selbst die Sicherheitskontrollen steuern und nicht mehr die Bundespolizei, sind immerhin deutlich gestiegen. „Der Flughafenverband ADV wird hierzu in Kürze in entsprechende Gespräche mit dem Bundesinnenministerium einsteigen“, teilt ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel auf Anfrage aus Berlin mit. Mit Blick auf die Misere in diesem Jahr fügt er schriftlich hinzu: „Die Prozesse an den Sicherheitskontrollen müssen effektiver, wirtschaftlich effizienter und passagierfreundlicher gestaltet werden.“
Verkehrsminister Oliver Krischer setzt auf das Frankfurter Modell
Den Flughafen Frankfurt, der ab Januar 2023 die Regie bei der Security übernimmt, sieht er dabei als „wegweisendes Leuchtturm-Projekt.“ NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer hatte der WAZ in einem Interview im August signalisiert: „Ich könnte mir eine Regelung für NRW vorstellen, die es am Flughafen Frankfurt gibt.“ Man habe „im Sommer gesehen, wohin es führt, wenn man bei den Kontrollen auf privat vor Staat setzt“.
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Was Krischer ausblendet: Auch in Frankfurt arbeiten künftig kaum Angestellte des Airports oder einer Tochtergesellschaft des Landes wie in Bayern an den Sicherheitskontrollstationen. Fraport, die Frankfurter Flughafengesellschaft, hat nach einer Ausschreibung drei Dienstleister beauftragt – neben der 100-prozentigen Tochter Frasec zwei private Dienstleister. Auch die Bundespolizei delegiert, wo sie zuständig ist die Kontrollen an Unternehmen, zum Beispiel in Düsseldorf und Köln-Bonn. Warum sollte es künftig besser laufen, wenn nur der Auftraggeber ein anderer ist?
Flughafen verweist auf seine Erfahrung
Der Düsseldorfer Flughafen verweist darauf, dass er in anderen Bereichen die nötige Erfahrung bereits nachgewiesen habe: „Den Dienstleister bei den Personal- und Waren-Kontrollen steuert der Flughafen ja schon seit vielen Jahren geräuschlos, effizient und erfolgreich“, beteuert Sprecher Süleyman Ucar.
Verdi-Gewerkschafter Özay Tarim ist mindestens skeptisch, dass sich die Verhältnisse bessern: „Solange das Geschäft letztlich in der Hand eines gewinnorientierten Unternehmens bleibt, wird sich kaum etwas ändern können“, glaubt er. Tarim, für Verdi am Flughafen zuständig, kritisiert das System seit Jahren und dokumentierte das Chaos in den Ferien regelmäßig mit Fotos und Videos.
Verdi-Mann Tarim hält Arbeitsmodell für unattraktiv
Da die Dienstleister weiterhin Teilzeitverträge anböten, sei es trotz eines Stundenlohns von mittlerweile über 20 Euro für viele nicht attraktiv, an den Kontrollen zu arbeiten. Tarim: „Wenn 560 Leute an einem Tag gebraucht werden, die Firma aber nur 400 anbieten kann, was nützt es da, ob der Flughafen sie bestellt oder die Bundespolizei?“ Für ihn sei nur das bayerische Modell mit einer Sicherheitsgesellschaft des Landes überzeugend. „Die arbeiten nicht gewinnorientiert, und da stimmt die Personaldecke immer.“
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Dass der Passagier-Andrang – nicht nur – in Düsseldorf auch 2023 gewaltig sein dürfte, davon ist der Airport überzeugt. „Schon jetzt, mit rund 70 Prozent des Vorkrisen-Passagiervolumens, erreicht das Aufkommen etwa in den frühen Morgenstunden das Niveau von 2019“, bilanziert Ucar. Fluglinien weiten ihr Angebot aus, mit Qatar Airways begrüßt Düsseldorf einen weiteren Anbieter, andere wie Delta, das seine Flüge nach Atlanta wieder aufnimmt, kehren zurück.
Flughafen wartet noch immer auf Genehmigung des Ministeriums
Entsprechend ungehalten ist man am Flughafen darüber, dass immer noch die Entscheidung des NRW-Verkehrsministeriums darüber aussteht, ob der Airport künftig bis zu 60 statt 47 Starts und Landungen pro Stunde in den zwölf verkehrsreichsten Stunden des Tages abwickeln darf. „Verfahrensrelevante Rückfragen haben wir seitens des Ministeriums seit Januar 2022 nicht mehr erhalten“, sagt Ucar. „Aus unserer Sicht gibt es daher keinen Grund, das beantragte Vorhaben nicht zeitnah zu entscheiden.“
41.000 Einwendungen vor allem von Lärmschutzinitiativen gab es gegen die beantragte Kapazitätserweiterung, auch eine tagelange Anhörung in der Düsseldorfer Messe. „Das Verfahren läuft und ist noch nicht abgeschlossen. Zu konkreten Zwischenständen von Verfahren äußern wir uns grundsätzlich nicht“, teilt NRW-Ministeriumssprecher Frank Seidlitz in zwei dürren Sätzen mit.
Laut Verkehrsminister herrscht keine Eile
„Wir versuchen, in der Frage eine Win-Win-Situation herzustellen, die den Interessen des Flughafens nützt und die Belastungen der Anwohner reduziert“, hatte Minister Oliver Krischer der WAZ im August erklärt. Und hinzugefügt: „Im Moment herrscht am Flughafen keine große Not mit den Kapazitäten, es gibt also keine tagesaktuelle Dringlichkeit, jetzt zu entscheiden.“
Der Antrag des Flughafens stammt aus dem Sommer des Jahres 2015.