Dortmund/Essen. Die Umwelthilfe hat appelliert, auf Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten. Wird es jetzt dunkel auf den Weihnachtsmärkten der Region?
Beleuchtete Tannengirlanden über den Straßen, illuminierte Marktstände und Weihnachtsbäume mit elektrischen Kerzen. In der Vorweihnachtszeit verwandeln sich auch die Innenstädte im Revier in hellleuchtende Weihnachtsmärkte. Nun hat die Deutsche Umwelthilfe angesichts der Energiekrise den Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung in Städten und Privathaushalten gefordert. Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch schwebt nur noch „ein beleuchteter Baum pro Gemeinde“ vor. Das könnte, glaubt Resch, „diese Weihnachtszeit sogar zu einer ganz besonderen machen“.
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Ja, sagen die Schausteller im Land. Zu einer besonders traurigen vor allem. „Das sind Forderungen, die sind so platt“, sagt Patrick Arens, Vorsitzender des Dortmunder Schaustellervereins Rote Erde, dass man sie nicht mehr ernst nehmen kann.“ Der Verband veranstaltet nicht nur die „Dortmunder Weihnachtsstadt, er sorgt auch für den Weihnachtsschmuck an und über den Einkaufsstraßen der City.
Schausteller sprechen von „Symbolpolitik“
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Alfred Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, spricht von „Symbolpolitik“. Bedrohlich für die durch Corona ohnehin gebeutelte Branche genau wie für die Innenstädte. „Was glauben Sie“, fragt Arens eher rhetorisch, „was ohne echte Weihnachtsmärkte in den Geschäften los ist?“
Es würde wieder mal die Falschen treffen, sagt Ritter und verweist auf aktuelle Studien. Nach denen verbrauchen Menschen, die auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs sind, pro Kopf weniger Energie, als sie es in der gleichen Zeit in den eigenen vier Wänden tun würden. „Wer draußen ist, sitzt nicht vor der Spielkonsole“, gibt Arens ein Beispiel.
Märkte sind schon lange auf LED-Technik umgestellt
Überhaupt, stellt Ritter klar, seien die Weihnachtsmärkte gar nicht die gigantischen Energieverbraucher, für die sie manche Menschen halten. Beispiel Bratwurst: Der angeblich beliebteste Snack auf den deutschen Weihnachtsmärkten, werde mit Holzkohle gebrutzelt, erinnert Ritter. „Ein nachwachsender Rohstoff.“ Wo keine Holzkohle für Hitze sorge, sei es meist Propangas. „Und das hat ja nichts mit Erdgas zu tun.“
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Bleibt die Beleuchtung. „Auch da haben die Schausteller ihre Hausaufgaben weit vor den meisten anderen Branchen gemacht“, sagt Ritter. Schon aus eigenem Interesse. Weil die Versorgung der Märkte durch sehr teuren Baustellenstrom erfolgt, sparen Buden- und Karussellbetreiber schon lange Energie, wo sie nur können. „Wir haben bereits seit Jahren komplett auf LED umgestellt“, sagt Arens.
Verbrauch wurde drastisch gesenkt
Der „größte Weihnachtsbaum der Welt“, das Symbol der Dortmunder Weihnachtsstadt, verbraucht deshalb in all den Wochen nur noch 8000 bis 9000 Kilowattstunden. Insgesamt wurde der Verbrauch von 998.000 Kilowattstunden auf 655.000 Kilowattstunden gesenkt „Und grün ist unser Strom auch.“
Zumindest Stand jetzt werden Buden und Fahrgeschäfte auf dem großen Dortmunder Weihnachtsmarkt dann auch festlich illuminiert sein. Erstmals aber beginnt der Markt täglich eine Stunde später (11 Uhr) und ab 22. Uhr am Abend werden die Deko-Elemente abgeschaltet. „Es ist ja nicht so, dass wir den Ernst der Lage verkennen würden“, sagt Arens. Irgendwann müsse dann aber auch mal gut sein, stellt er mit Blick auf die Forderung der Umwelthilfe klar.
Am Ende gehe es ja um das ganze Ambiente, sind sich die Schausteller einig. Darum, dass es gemütlich ist auf dem Markt, vielleicht sogar romantisch, auf jeden Fall weihnachtlich. „Sie glauben gar nicht“, erinnert sich Arens, „wie viele Menschen mir in letzter Zeit gesagt haben, wie sehr sie sich in diesen dunklen Zeiten auf einen hell beleuchteten Weihnachtsmarkt freuen.“