Essen. Die Pkw werden immer größer, der Parkraum knapper. Da lässt der Vorschlag aufhorchen, dass Fahrer großer Autos fürs Parken mehr bezahlen sollen.

Der Duisburger „Autoprofessor“ Ferdinand Dudenhöffer fordert, Fahrer großer Pkw in Parkhäusern stärker zur Kasse zu bitten, um so die schrumpfende Zahl der Besitzer kleinerer Pkw vor Benachteiligung zu schützen.

„Von Fahrern großer Autos höhere Parkgebühren zu verlangen, ist nichts Unanständiges. Sie zahlen ja auch mehr für Sprit“, sagte Dudenhöffer gegenüber dieser Redaktion. Der Professor an der Universität Duisburg-Essen schlägt vor, an den Einfahrten zu Parkhäusern Scanner aufzustellen, die die Größe eines Fahrzeugs messen und auf dieser Basis die Höhe der Parkgebühr berechnen.

Dudenhöffer sieht Handlungsbedarf, weil einer Studie seines Car-Instituts zufolge die Maße der Einstellplätze in älteren Parkhäusern und Tiefgaragen nicht mehr ausreichen, um die immer breiter werdenden Autos darauf abzustellen. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die Breite der Neuwagen seit dem Jahr 1990 im Durchschnitt um 12,3 Zentimeter auf inzwischen knapp über 1,80 Meter angewachsen ist.

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Die Bemessung eines Einstellplatzes orientiert sich aber seit Jahrzehnten an den Breite eines VW Käfer und muss nur 2,30 Meter betragen. Das Land NRW hat auf den Trend zu großen Autos reagiert und schreibt seit Anfang des vergangenen Jahres vor, dass Einstellplätze in neu gebauten Tiefgaragen und Parkhäusern 2,45 Meter breit sein müssen.

Größter „Wachstumsschub“ bei den Kleinwagen

Dudenhöffer kritisiert die Hersteller, die bei nahezu jedem Modellwechsel größere Autos auf den Markt bringen. „Um Airbags und Fahrassistenzsysteme in den Pkw unterzubringen, braucht man diese Breiten nicht“, sagt der Professor. Eine Trendumkehr in der Industrie vermisst er und rechnet damit, dass neu zugelassene Autos im Jahr 2025 im Schnitt breiter als 1,83 Meter sein werden. Den größten „Wachstumsschub“ der vergangenen drei Jahrzehnte beobachtet Dudenhöffer allerdings nicht bei den oft kritisierten SUV, sondern auch bei Kleinwagen. So sei der Opel Corsa mit 1,75 Meter inzwischen breiter als der meistverkaufte Kompaktwagen VW Golf vor 27 Jahren. „Breitenweltmeister“ unter den deutschen Herstellern sei jedoch Ford, dessen Modelle es im Schnitt auf 1,85 Meter bringen.

Da breite Pkw auch für Radfahrer und auf engen Spuren in Baustellen eine Gefahr darstellten, fordert Dudenhöffer die Versicherer auf, höhere Prämien für breite Autos zu prüfen.

Auto-Professor spricht von „Lemminge-Effekt“

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Ein Beispiel für das permanente Wachstum ist der VW Golf, der meist verkaufte Kompaktwagen in Deutschland. Mit seiner Beliebtheit stiegen allerdings auch die Maße des Autos. Nach einer Studie des Car-Instituts der Universität Duisburg-Essen ging der Golf seit seiner Markteinführung im Jahr 1974 von 1,610 auf inzwischen 1,799 Meter in die Breite.

Den Trend zu immer größeren Autos beobachtet Studienleiter Ferdinand Dudenhöffer aber nicht nur bei VW. „Breitenwachstum ist keine Domäne etwa der Premiumhersteller. Nahezu alle Marken bauen ihre Autos breiter“, sagt der Professor. Zwischen den Jahren 1990 und 2017 registrierte sein Team bei den deutschen Autobauern ein durchschnittliches Plus um 7,4 Prozent auf 1,80 Meter. Am stärksten in die Breite ging Ford mit plus 10,2 Prozent auf knapp 1,85 Meter.

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Dudenhöffer spricht von einem „Lemminge-Effekt“, den er so beschreibt: „Einer läuft in eine Richtung – und alle anderen hinterher, auch wenn’s in den Abgrund geht.“ Dabei gibt es aus seiner Sicht gar keinen technischen Grund, die Autos so breit zu machen, dass sie nur schlecht einen Parkplatz finden oder die Überholspur in Baustellen nicht nutzen dürfen. „Der größere Komfort, die höhere subjektive Sicherheit“ seien wichtige Kaufargumente bei Autos. Darauf reagiere die Industrie. Und so geht der Duisburger Experte nicht davon aus, dass E-Autos deutlich kleiner werden als konventionelle. Der Tesla Model X misst immerhin auch zwei Meter Breite.