Essen. Die Inflation macht vielen Angst. Oder jammern wir in Deutschland nur auf hohem Niveau? Das sagen die Menschen im Ruhrgebiet.
Wo soll man noch sparen?
Wo soll der Normalbürger denn noch sparen? Ich bin Rentner und 67 Jahre. Das Auto bleibt überwiegend stehen. Der Diesel-Preis für mein Auto, viel zu teuer. Daher benutze ich für Strecken bis 10 km das Fahrrad. Meine Frau, 68, benutzt das 9-Euro Ticket. Bei Lebensmitteln wird verschärft auf Angebote geschaut. Freizeit findet überwiegend in den eigenen Wänden statt. Wie lange ich dusche, lass ich mir nicht vorschreiben. Beim Stromsparen – Mann, wir haben Sommer, da brauche ich bis spät abends kein Licht. Fragt mal bei unseren Politikern nach, denen wir das zu verdanken haben, wo und wie die sparen. Siehe bei Herrn Lindner, wie abgehoben die immer noch leben. Udo Schulz, Moers
Weniger jammern!
Ich fürchte die Inflation nicht. Im Handel regelt das Angebot und die Nachfrage den Preis, die Verbraucher werden kritischer, das zwingt die Händler, die Preise zu drosseln. Ebenso habe ich keine Furcht vor einer Energieverknappung. Nach ein paar Scharmützeln wird Russland weiter Gas liefern, ansonsten wird die Pipeline Nordstream 1 beschädigt. Folglich muss aus diesem Grund Gas fließen. Man sollte weniger jammern, sondern nach Lösungen suchen. Bei aller Kritik unterstützt auch der Staat, der aktuell noch die Rentner benachteiligt, kräftig mit. Wir sind keine Entbehrungen gewohnt, deshalb kommt uns die aktuelle Situation so schlimm vor. Die Lage am Arbeitsmarkt spricht eine ganz andere Sprache, überall herrscht Mangel. Darum sollten wir uns kümmern und nicht, ob wir uns vorübergehend oder mittelfristig einschränken müssen. Deutschland würde heute noch in Trümmern liegen, wenn die mittellosen Menschen damals genauso gejammert hätten, anstatt anzupacken. Ich bin bereit, ein paar Nachteile hinzunehmen. Shlomo Weiss, Essen
Vorbildliche Wirkung
Auch wenn Inflation und Energieversorgung Sorgen auslösen, ihre Wirkung auf ein sparsameres und verhältnismäßigeres Verhalten ist geradezu vorbildlich. Jürgen Dressler, 75, Mülheim
Wir werden immer ärmer!
Die Angst währt schon lange! Wir kleinen Rentner mit wenigem Einkommen, ohne Unterstützung, wie soll das gehen? Wir sind zu zweit mit netto 2050 Euro, welche Vorsorge oder sparen damit? Kein Eigentum. Aber unsere Politiker machen sich die Taschen voll, der Bundestag wird immer größer, alles von unserem Geld. Und wie sie mit unserem Geld umgehen, ist eine Unverschämtheit! Mein Mann und ich haben zusammen 87 Jahre gearbeitet, und wir können uns keine vernünftige Seniorenwohnung oder je ein Heim leisten, wie soll das weitergehen? Man sollte mit einem niedrigen Einkommen Unterstützung erhalten, und eine Grenze setzen von ca. 2500 bis 3000 Euro! Das wäre gerechter! Wir werden immer ärmer! Ute Kubis, 67, Bottrop
Denken eher an Gesundheit
Als älteres Ehepaar ohne Auto, keine Kinder oder Enkelkinder, machen wir uns eher Gedanken über unsere Gesundheit als über steigende Preise. Wenn man keine teuren Urlaubsreisen oder Anschaffungen für überflüssigen Schnickschnack macht, kommt man einigermaßen über die Runden. Übrigens rauchen wir beide nicht, was auch zu einer gewissen Entlastung des Budgets führt. Klaus Batkowski, Herne
Der Staat haut das Geld raus
Die Sparer erleben zur Zeit eine Geldschmelze, die mit der Gletscherschmelze vergleichbar ist. Hält das Tempo an, kann man in ein paar Jahren 50-Euroscheine auf die Toilettenrolle klemmen statt Papier. Die Sorge ist berechtigt, der Staat haut das Geld raus. Alle Verbände schreien nach Staatsgeldern und werden bedient. Die Bundesbank, die auf Wertstabilität achten soll, ist machtlos. 7,6% Geldentwertung wird hingenommen, das scheint noch in der Toleranz zu liegen, die immer größer wird. Auf 10 Jahre gerechnet kann jeder Volksschüler ausrechnen, dass bei nur 2% Inflationsrate aus 100 Euro 80 Euro geworden sind. Wer nicht rechnen kann und nur bei den Wählern punkten will durch Geldausgaben, hat in der Regierung nichts zu suchen. Martin Probst, Bottrop
Panikmache kontraproduktiv
Nach 35 Jahren Erfahrung in der freien Wirtschaft und als selbstständige Unternehmerin habe ich gelernt, vorausschauend zu agieren. Seit 2021 wird unser Privathaus (Altbau 1907) energetisch saniert: neue Fenster, Dämmung, Wärmepumpe und PV-Anlage. Somit schauen wir positiv in die Zukunft – trotz Gaskrise. Mein Ziel: in jedweder Hinsicht möglichst autark zu werden, da ich nicht von einer Regierung abhängig sein möchte, die nur an die nächsten Wahlen denkt. Die negative Berichterstattung/Panikmache ist kontraproduktiv und fördert nur eine Rezession. Stichwort: self-fulfilling prophecy. Elise Märkisch, 58, Bochum
Es brennt an allen Ecken
Selbstverständlich macht sich wohl jeder Sorgen um die gestiegenen Lebenskosten, denn gefühlt brennt es ja im Moment an allen Ecken. Ob Versicherungen, Strom, Gas, Tanken, es wird doch überall kräftig an der Preisschraube gedreht und man steht dieser Spirale machtlos gegenüber. Im Dunkeln sitzen und frieren will man ja nicht, und essen und trinken muss man ja auch. Wenn man noch beruflich auf das Auto angewiesen ist, hat man das Rundum-Teuer-Paket zusammen. Man kann nur zuschauen und staunen. Uwe Lehmann, 63, Essen
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Der Situation anpassen
Tatsächlich versuche ich mir nicht so viele Sorgen zu machen, sondern mich der Situation anzupassen. Denn ändern kann ich ja nichts an den Umständen. Beim Einkaufen schaue ich mehr auf Angebote und Eigenmarken. Kaufe immer nur das Nötigste und versuche, nicht verschwenderisch zu sein. Innerstädtische Fahrten werden durch den ÖPNV ersetzt. Das 9-Euro-Ticket hat diese Entscheidung deutlich erleichtert. Allerdings gebe ich zu, dass ich die Ersparnisse nicht nachhalte. Letztlich sehe ich ja, wie viel Monat am Ende des Geldes noch da ist. Dennoch stellen sich mir einige Fragen: Müssen Konzerne sämtliche Kosten zu 100% weitergeben? Müssen Gewinne in solchen Zeiten so hoch sein? Wieso ist Diesel immer noch teurer als Benzin? F.G., 60, Essen (Name bekannt)
Jammern auf höchstem Niveau
Ich mache mir keine Sorgen wegen der aktuellen Preissteigerungen. Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt, da sollten ein paar Prozent Inflation doch wohl keine Rolle spielen – und zwar für alle. Das ist Jammern auf allerhöchstem Niveau. Es werden Jahr für Jahr Millionen Tonnen Lebensmittel vernichtet und weggeworfen, vielleicht schaut man sich auch mal die Autos an, die vor den Discountern geparkt sind. Grundsätzlich sollte jeder beim Geldausgeben seinen Verstand benutzen, dann ist schon sehr viel gewonnen. Ich hätte diese Mail vor 50 Jahren genauso formuliert. Dietmar Schubring, 69, Witten
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Umsatzsteuer senken
Unsere Gasrechnung steigt demnächst um 150%. Die darin enthaltene Umsatzsteuer steigt dann natürlich auch um 150%. Der Staat kann sich also freuen. Könnte man nicht (befristet) die Umsatzsteuer senken, um die von hohen Energiekosten Betroffenen direkt zu entlasten? Für die Autofahrer*innen haben sich unsere Politiker*innen eingesetzt, warum nicht auch für Strom- und Gas-Endkund*innen?
Kurt Schmied, 64, Bochum
Wir sind finanziell am Ende
Alles wird teurer, die Mittelschicht weiß nicht mehr, wie sie das stemmen soll. Meine Familie (und bestimmt viele andere auch) kann das Haus bald nicht mehr halten! Wir haben eine Gasheizung, eine Fotovoltaik-Heizung würde für unser Haus nach Abzug der staatlichen Unterstützung noch 35.000 Euro kosten. Erhöhung der Grundsteuer, Nahrungsmittel, Spritpreise… Mein Mann ist Elektriker und ich bekomme eine kleine Rente. Wir sind finanziell am Ende und haben Angst vor der Zukunft! Die überbezahlten Politiker/innen wissen doch gar nicht was ein einfacher Arbeiter verdient. Claudia Bergmann, 56, Duisburg
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Tatenlos zugesehen
Ich stelle fest, dass die Politik dieser inflationären Entwicklung schon seit längerer Zeit tatenlos zusieht. Natürlich sollte man für einen eventuellen Ernstfall, wenn möglich, angemessene Rücklagen gebildet haben. Eine erste und leicht umsetzbare Maßnahme wäre, die MWST auf alle Grundnahrungsmittel auszusetzen! Was ist die Realität? Bei jeder Preiserhöhung „verdient“ der Staat mit! Politiker dürfen ja nichts annehmen, aber wie sieht es denn mit VERNUNFT aus? Den Optimismus lasse ich mir nicht nehmen, so dass ich weiterhin an eine lebenswerte Zukunft glaube! Rudolf Schonhoff, 69, Gladbeck
Aktienverluste sind ärgerlich
Wir als Rentner-Ehepaar habe noch nicht bemerkt, dass die meisten Lebensmittel bei den Discountern wesentlich teurer geworden sind. Auf Sonderangebote wird schon immer geachtet, und in der Vergangenheit wurden auch größere Mengen an Reis, Nudeln, Konserven usw. eingekauft, auf die man jetzt zurückgreifen kann. Ärgerlich ist der hohe Wertverlust meiner Aktien durch die Panikmache in den Medien und durch die Politiker. Da es keine Zinsen auf Sparguthaben gibt, war das die einzige Möglichkeit Geld an den Börsen zu verdienen, dass wir für ein neues Auto und für Reisen ausgeben konnten. Die Erde ist kaputt. Durch Plastikmüll in den Ozeanen, durch Abholzung der Urwälder usw. Auch durch die Überbevölkerung. Das macht uns große Sorgen. Erwin Buschmann, Gelsenkirchen
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Viel Monat am Ende des Geldes
Die Inflationsrate von z. Zt. 7,6%, die uns das Statistische Bundesamt auftischt, ist nur die halbe Wahrheit. Hierin werden nur etwa 650 Güter und Dienstleistungen in einem sogenannten Warenkorb erfasst. Bei der großen Mehrzahl von Produkten, die dort nicht enthalten sind, liegen die Teuerungsraten im hohen zweistelligen Bereich bzw. kratzen in Einzelfällen sogar an der 100%-Marke. Das ist mehr als besorgniserregend, da die Einkommenszuwächse der Bürger mit der galoppierenden Inflation nicht mehr Schritt halten können. Viele Menschen in Deutschland sagen sicherlich immer öfter: „Was ist doch noch viel Monat am Ende des Geldes“! Darum mein Tipp an die Verbraucher beim täglichen Einkauf: „Augen auf oder Portemonnaie auf“! Theodor Straberg, 83, Herne
Uns geht es doch gut
Was soll das Gejammere – uns geht es doch materiell gegenüber den ärmeren Nationen viel zu gut. Die Fakten sind doch u.a. überfüllte Kleider und Schuhschränke (nicht bei allen), dazu die notwendigen riesigen Mülltonnen. Das allgemeine maßlose, verschwenderische Konsumverhalten ist gegenüber den ärmeren Ländern verwerflich. Da ich 1942 geboren bin, habe ich über viele Jahre in meiner Kindheit und Jugendzeit in Armut und Elend gelebt und schätze es daher, wie gut es uns trotz einiger Einschränkungen momentan doch noch geht. Mit entsprechender (genügsamer) Einstellung könnte der Klimawandel gestoppt werden – doch solange wir nicht alle von den Folgen betroffen sind, wird sich leider kaum etwas ändern. Nach dem Motto, nach mir die Sintflut. Joachim Maleesa, Dortmund
Sehr kurzsichtig
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Dass die Mehrheit der Deutschen laut einer Umfrage die Inflation als größte Sorge bezeichnen, ist ein Zeichen dafür, dass diese Deutschen sehr kurzsichtig sind, also nur an das Heute denken. Haben diese Menschen keine Angst vor Energiemangel und Klimakatastrophe? Ferdinand Bonsen, Essen
Politiker haben geschlafen
Deutschland drohen Gasnotstand und eine tiefe Rezession. Die verantwortlichen Politiker haben jahrelang geschlafen, haben die Abhängigkeit von Russland hinsichtlich Gas und Öl vorangetrieben und sich nicht um alternative regenerative Ersatzmöglichkeiten gekümmert. Dabei predigen die Umweltschützer seit Jahren die Abkehr von den fossilen Brennstoffen. Nach neuesten wissenschaftlichen Studien wird sich die Menschheit in wenigen Jahren selbst abschaffen. Die Einkommensentwicklung kennt beim „Normalbürger“ nur den Trend nach unten, während die „oberen 10.000“ Gewinne einfahren. Peter Wilhelmi, 79, Mülheim