NRW. . Gewitterfront richtet an Rhein und Ruhr viele Schäden an. Starkregen, Sturmböen und Blitzeinschläge sorgen für mehr als 1650 Feuerwehreinsätze.
Eine heftige Unwetterfront mit Starkregen und Gewitter ist am Donnerstagabend über die Region gezogen – vom Rheinland und Niederrhein über Ruhrgebiet und Münsterland bis Niedersachsen. Die Gewitterfront über Nordrhein-Westfalen hat bis weit in den Freitag hinein mindestens 1650 Feuerwehreinsätze ausgelöst und mehrere Menschen verletzt. Dies sei die Bilanz allein in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Münster, teilte das NRW-Innenministerium am Freitag mit.
Unwetter in NRW: 670 Feuerwehreinsätze in Duisburg
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Besonders heftig war es in Duisburg. 300 Feuerwehrleute seien im Dauereinsatz – wohl noch bis Freitagfrüh, schätzte die Leitstelle. Ingesamt wurden in der Stadt rund 670 Einsätze gemeldet. Viele Bäume stürzten um und Keller liefen voll. Auf der Ruhr kenterte ein Boot, die Feuerwehr rettete drei Personen aus dem Wasser. Verletzt wurde niemand. Unwetterfolgen waren im ganzen Stadtgebiet zu sehen – am stärksten betroffen war aber der Westen. Im Stadtteil Baerl fiel für eine halbe Stunde das Telefon (Festnetz) aus. Der Schaden war aber schnell behoben.
Unwetter in NRW: Blitz spaltet Eiche in Mülheim
Im Kreis Wesel wurde die Feuerwehr zu rund 350 Einsätzen (Hier können Sie mehr dazu lesen) gerufen, bei denen es zu Sachschaden kam. Die Polizei registrierte 125 Einsätze wegen des Unwetters, meist durch umgestürzte Bäume auf Straßen, überflutete Fahrbahnen oder ausgefallene Ampeln. In Hünxe wurde ein Traktorfahrer schwer verletzt: Ein umstürzender Baum traf den Trecker auf der Wilhelmstraße – der Mann wurde am Kopf getroffen. Lebensgefahr bestehe nicht, bestätigt die Feuerwehr. Ebenfalls in Hünxe musste die Feuerwehr zu einem Getränkemarkt an der Dinslakener Straße ausrücken: Bei Sturm und Regen war das halbe Dach zusammengekracht. Es entstand erheblicher Sachschaden.
In Mülheim brachte die heftige Gewitterfront "nur" wenige Feuerwehreinsätze. Von der Rathaus-Fassade stürzte aus etwa 15 Metern Höhe ein etwa 50 bis 60 Kilo schweres Ornament auf die Friedrich-Ebert-Straße. Die Feuerwehr vermutet einen Blitzeinschlag als Ursache (Mehr Informationen lesen Sie hier). Im Stadtteil Saarn spaltete ein Blitzeinschlag eine 20 Meter hohe Eiche. Eine Baumhälfte stürzte auf ein Wohnhaus und ein Auto. Im Stadtteil Speldorf wurde ein vollgelaufener Keller gemeldet, teilte die Feuerwehr mit. Verletzte gab es keine.
Die Feuerwehr Moers berichtet von 100 Einsätzen. Unter anderem standen Keller unter Wasser. Im Süden der Stadt wurden viele Bäume entwurzelt. In der Stadtmitte an der Homberger Straße stand ein Geschäft unter Wasser. Einsätze dauerten bis spät in die Nacht, teilte die Feuerwehr mit. (Mehr zur Lage in Moers finden Sie hier)
Unwetter in NRW: Umgestürzte Bäume blockieren Bahnstrecken
Äste und Bäume stürzten auch in Mönchengladbach auf die Straßen. Ein Traktor wurde von einem Baum getroffen, mehrere Straßen zudem überspült. Aufmerksamkeit in den sozialen Medien erregte ein junger Mann, der kurzerhand mit einem Kanu über die überflutete Straße paddelte.
Feuerwehr Dinslaken zählte 146 Einsätze - Bäume auf Straße gestürzt
Auch in Wesel, Schermbeck, Dinslaken und Voerde gab es jede Menge Einsätze, alleine in Dinslaken zählte die Feuerwehr 146, nachdem das Unwetter gegen 19 Uhr über die Stadt zog. "Die Willy Brandt Straße, Voerder Straße, Augustastraße, Ziegelstraße und die Hünxer Straße waren durch umgestürzte Bäume teilweise nicht passierbar", berichtete die Feuerwehr Dinslaken in der Nacht. Bis 1.45 Uhr seien "die notwendigsten Einsatzstellen" abgearbeitet worden. 89 Kräfte der Feuerwehr Dinslaken waren im Einsatz, unterstützt von zwei Löschfahrzeugen und einer Drehleiter mit Besatzung der Feuerwehr Voerde. Ein Auto-Fahrer wurde in Dinslaken durch einen umstürzenden Baum leicht verletzt, teilte die Feuerwehr mit. In Wesel schlug ein Blitz in ein Haus ein und löste einen Brand aus. Zwei Personen wurden durch Rauchgas leicht verletzt. Meist aber waren Bäume umgestürzt oder Äste herabgefallen. Dabei wurden mehrere Autos beschädigt. Zudem musste die Feuerwehr mehrfach wegen vollgelaufener Keller ausrücken. Im gesamten Kreis Wesel hatte die Feuerwehr fast 360 Einsätze zu bewältigen.
Ein Blitz hatte in Goch im Kreis Kleve einen 30 Meter hohen Laubbaum gespalten. Eine Hälfte stürzte auf ein Baugrundstück, die andere drohte auf eine Scheune zu kippen. Die Feuerwehr entschärfte die Lage und sägte Teile des Baumes ab. Insgsamt wurden nur zwei Einsätze wegen des Gewitters am Donnerstagabend registriert. In einem Haus lief Regenwasser wegen einer verstopften Dachrinne in ein Gebäude und lief in die Zuluftöffnung der Zentralheizung. Die Feuerwehr konnte den Schaden beheben.
Feuerwehr lobt Bürgerinnen und Bürger: Straßen selbst freigeräumt
In Bottrop zog aus dem Süden ab etwa 19 Uhr ein schweres Gewitter über das gesamte Stadtgebiet - mit Starkregen und heftigen Sturmböen. Die Feuerwehr teilte mit, sie sei zu mehreren Einsätzen wegen umgestürzter Bäume gerufen worden.
Die Leitstelle der Feuerwehr Oberhausen meldete bis 22 Uhr 43 Unwetter-Einsätze, meist umgestürzte Bäume und lose Äste. Grund war "ein kurzes, aber heftiges Gewitter gegen 18.45 Uhr", berichtete die Feuerwehr. Drei Fahrzeuge wurden von Bäumen beschädigt. Verletzt wurde niemand – größere Sachschäden blieben aus.
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In Krefeld wurden Straßen und Keller überflutet, Bäume stürzten um – einer traf ein mit mehreren Personen besetztes Auto. Verletzt wurde niemand. Betroffen durch umstürzende Bäume war auch die A57. Die Feuerwehr lobte ausdrücklich den Einsatz vieler Krefelderinnen und Krefelder: Schon vor Eintreffen der Einsatzkräfte waren viele Sägen und starke Hände am Werk, um die Straßen schnell freizuräumen.
In Köln meldete die Feuerwehr via Twitter 32 Einsätze. Auch dort waren Bäume umgestürzt, berichtet dpa. Ebenso heftig tobte das Unwetter in Aachen.
Im Kreis Borken hatte das Unwetter ein Zeltlager mit 260 Kindern bedroht. Sie wurden kurzerhand in einem Vereinsheim untergebracht. Kein Kind sei verletzt worden. Das Zeltlager wurde abgebrochen und alle Kinder wurden von den Eltern abgeholt.
Nur wenige Einsätze in Bochum und Essen
In Bochum, Düsseldorf und Essen gab es zwar eine handvoll Einsätze, etwa wegen abgebrochener Äste auf der Straße, aber alles in allem sei es nicht dramatisch gewesen, berichten die Leitstellen. Allerdings kam teils heftiger Hagel runter, wie diese Bild aus Bochum zeigt:
In Essen bilanzierte die Feuerwehr am Freitagmorgen insgesamt 35 Einsätze nach dem Gewitter am Donnerstagabend. Ein paar Bäume seien umgestürzt, einige Keller liefen mit Wasser voll. Letztlich habe es bei den Einsätzen "nichts dramatisches" gegeben, sagte ein Feuerwehrsprecher. (Mehr Infos lesen Sie hier)
Auch im Sauerland gab es Gewitter-Schäden. Vorübergehend war der Bahnverkehr zwischen Wickede und Neheim gesperrt, nachdem um 20.45 Uhr ein Baum auf die Strecke gestürzt war, berichtete die Feuerwehr. (Mehr Infos hier)
Auch im Bahnverkehr führte das Unwetter zu Störungen, meldete das Portal zuginfo.nrw (externer Link):
- Zwischen Oberhausen-Sterkrade und Wesel konnten bis zum Freitagnachmittag keine Züge fahren, wegen umgestürzter Bäume und Ästen in der Oberleitung. Betroffen waren die Linien RE5 und RE19.
- Die Sperrung der Bahnverbindung zwischen Duisburg Hbf und Emmerich betraf auch den Fernverkehr: ICE-Züge von und nach Amsterdam wurden umgeleitet, die Halte Düsseldorf, Duisburg, Oberhausen und Arnhem entfielen.
- Zwischen Duisburg und Moers kam es ebenfalls zu Verspätungen und Teilausfällen. Grund waren Unwetterschäden zwischen Rheinhausen und Trompet. Betroffen hier: die Linien RE44 und RB 31.
- Zwischen Krefeld Hbf und Duisburg Hbf war die Bahnverbindung bis zum Freitagmorgen gesperrt.
- Zwischen Neuss und Mönchengladbach fuhren die Nacht über keine Züge.
(kafi/dae/mit dpa)