Düsseldorf. Rund 200.000 Reisende starten dieses Wochenende vom Flughafen Düsseldorf in den Urlaub. So lief es am Freitag.
Um kurz nach 7 Uhr ist knapp vor Chaos. Hunderte Meter ziehen sich die Schlangen durch den Terminal des Düsseldorfer Flughafens. Die einen vor dem Check-In, die anderen vor den Sicherheitskontrollen. Und dann sind da noch die vor dem Einlass zur Sicherheitskontrolle. „Wahnsinn“, sagt Frank (45) aus Dortmund, als er die Abflughalle betritt.
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Aber einer mit Ankündigung. Dass es voll werden würde an diesem Freitag, das war klar. Erster Ferientag in NRW, Personalknappheit an den Schaltern der Fluggesellschaften und bei den Sicherheitsfirmen – all das hatte schon in den vergangenen Tagen für viele Verzögerungen gesorgt. „Kommen sie so früh wie möglich“, hatte der Flughafen deshalb immer wieder geraten.
100 Meter Schlange vor der Sicherheitskontrolle
Viele Passagiere haben sich daran gehalten. „Die ersten waren schon um kurz nach drei Uhr in der Nacht hier“, erzählt ein Mitarbeiter des Flughafens. Für die wenigen, die den Ratschlag in den Wind geschlagen hatten, ist der Urlaub am Freitag manchmal aber tatsächlich bereits zu Ende, bevor er begonnen hat. Mit langen Gesichtern schlurft ein Trio aus dem Rheinland aus der Halle. Nach Griechenland sollte es für ein Woche gehen, aber nun geht es wieder nach Hause. „Zweieinhalb Stunden waren irgendwie zu knapp“, sagt einer.
So etwas soll Marco, Tom, Ali und Leon nicht passieren. Seit Jahren fahren sei zusammen in Urlaub, dieses Mal sollen es nach Faro gehen. Das Gepäck ist längst aufgegeben, doch vor dem Eingang zur Sicherheitskontrolle am Gate A ist die Schlange um halb acht gut 100 Meter lang. „Kein Problem“, sagt Marco. Wir fliegen ja erst um 14:30 Uhr.“ Ja, sind sich alle einig, das sei tatsächlich etwas früh, jetzt schon am Flughafen zu sein, „aber sicher ist sicher“. So kommt wenigstens keine Hektik auf. „Alles ganz entspannt.“
Flug wurde ganz kurzfristig annulliert
Genau das ist es für Jil, Katharina und Anna im Augenblick gerade nicht. Seit einiger Zeit schon stehen sie in der Schlange vor der Sicherheitsschleuse, dabei sollten sie jetzt eigentlich schon im Anflug auf Mallorca sein. „6 Uhr ab Köln“, berichtet Jil. „Aber eine Stunde vor Abflug ist der Flug ohne Bekanntgabe von Gründen annulliert worden.“ Nach Düsseldorf hat die Fluggesellschaft sie umgebucht, „eigentlich kaum zu schaffen“, weiß Katharina. Klappt auch nur, weil die Maschine in Düsseldorf Verspätung hat. „Eng wird es trotzdem werden“, fürchtet Jil.
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Prognosen über Wartezeiten an diesem Morgen sind schwierig. Die Lage ist durchaus dynamisch. Wo es gerade voll ist, herrscht 15 Minuten fast Leere – und umgekehrt. Manchmal reicht eine Diskussion mit dem Sicherheitspersonal über die Größe des Handgepäcks, um die Schlange anwachsen zu lassen. Und Diskussionen gibt es immer wieder. „Manche begreifen es einfach nicht“, ärgert sich ein Mann, der weiter hinten in der Reihe wartet.
Bloß nicht vordrängeln in der Schlange
Noch mehr Unmut zieht sich nur zu, wer sich als Drängler versucht, der vorher nicht gefragt hat. Binnen Sekunden wandelt sich die Schlange dann von einer Zwangs- in eine Solidargemeinschaft. Einer beginnt mit einem kurz gemurrten „Ey“, es folgt ein Zweiter mit der Frage „Was soll denn das?“ und der Feststellung eines Dritten „Wir warten alle hier!“ Wird das ebenso ignoriert wie die zahllosen Hinweise und Fingerzeige auf das Ende der Schlange, wird der Ton ganz schnell rauer: „Bekloppt oder was?“
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Zumeist aber bleibt die Konfrontation dann doch aus, weil sich Polizisten oder Sicherheitsleute einschalten, die zahlreich in der Halle patrouillieren. Und wer tatsächlich auf den letzten Drücker dran ist, der wird mit ihrer Hilfe auch schon mal vorgelassen. „Im Großen und Ganzen“, sagt ein Beamter am Morgen, „sind die Leute angesichts des Trubels sehr friedlich.“
„Ich glaube, die Zahlen stimmen längst nicht mehr“
Eine der wenigen Konstanten an diesem Morgen ist die Länge der Schlange vor den Kontrollen am Flugsteig C. „Eine Stunde“, antwortet ein Engländer auf die Frage, wie lange er schon ansteht. Selbst für einen an lange Wartereihen gewohnten Briten ist das „unbelievable“ – unglaublich.
Zumal der eigentliche Sicherheitscheck anschließend noch einmal 15 bis 20 Minuten dauert, wie elektronische Tafeln in der Halle anzeigen. Verlassen sollte man sich auf diese Zeitangabe nicht. „Ich glaube, die Zahlen stimmen längst nicht mehr“, sagt ein Flughafenmitarbeiter. „Das dauert viel länger“, bestätigt Olli Pryzklenk, der einen Kumpel an der Schleuse verabschiedet hat. „Fast 45 Minuten hat er gebraucht, bis er durch war“, hat Olli bei einem Anruf erfahren. „Hat aber noch gereicht.“ Ob es das für ihn und seine Familie auch tut, kann Martin Ketzer (41) um 8.45 Uhr noch nicht sagen. „Vier Stunden vor Abflug waren wir da“, sagt der Familienvater. Bereits am Check-In hat er zwei Stunden gewartet. Warum er den nicht am Vorabend gemacht hat? „Weil wir 70 Kilometer entfernt wohnen.“
Gegen Mittag entspannt sich die Lage in der Abflughalle. Aber es ist wohl nur die Ruhe zwischen dem Sturm. „Spätestens Samstag“, ahnt ein Info-Mitarbeiter, „wird es wohl noch schlimmer werden.“