Düsseldorf. Nach einer Sternfahrt auf Düsseldorf fordern 5000 Menschen eine Verkehrswende. Die „Autovorfahrtspolitik“ müsse enden. Aber auch ein Zug ärgert.
Selbst mit so einem Auto: nichts als Ärger. Verbraucht nichts, stößt nichts aus, ist ja nur ein riesiger Heliumballon in der Form eines umgekippten Geländewagens. Sechs Aktivisten der Organisation „Campact“ müssen das Auto an Seilen festhalten wie einen Fesselballon - und wissen es in den winddurchtosten Straßenschluchten von Düsseldorf doch kaum zu bändigen. Aber so ist es ja immer mit dem Autoverkehr.
5000 Menschen kommen zu Fuß, zu Rad, mit Sonderbussen und -zügen an diesem Sonntagnachmittag nach Düsseldorf, an den Landtag. Die angekündigte „Fußgängerdemo“ ist zunächst nichts Besonderes, bei Licht besehen sind Demonstranten ja fast immer Fußgänger. Aber hier ist das Laufen Programm: „Verkehrswende jetzt“ fordern sie, „Mehr Platz für Rad- und Fußwege“ sowie „zuverlässige, bezahlbare und gut getaktete Busse und Bahnen“. Ein Teilnehmer schreibt es so auf seinem Plakat: „Kommt Zeit, kommt Rad.“
„Alte Menschen oder Frauen mit Kinderwagen können nicht weitergehen“
Wenn das mal so einfach wäre! Ulrike Bick vom „Fuss e.V.“ hält ein selbstgemachtes Plakat hoch, auf dem steht „Parkt nicht auf unseren Wegen“. „Wir sehen es, wenn wir aus der Wohnung rausgucken“, sagt die Recklinghäuserin: „Alte Menschen oder Frauen mit Kinderwagen können nicht weitergehen, weil Autos auf dem Gehweg parken.“ Die ältere Tochter der Nachbarn ist sechs geworden und könnte mit dem Fahrrad zur Schule fahren. „Aber es ist alles zugeparkt. Jetzt bringt die Mutter sie mit dem Auto zur Schule. Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz.“
Die verbündeten Umwelt- und Verkehrsverbände, sie haben Stände auf der Landtagswiese aufgebaut. Attac, Fuss und VCD; der ADFC, Campact, Greenpeace, Radkomm ... Es geht ums Große und Ganze („Klimawandel stoppen“), um Mittleres und Straßenbau („Verkehrswende statt 361n. Rettet die Erftauen.“) und kleines Naheliegendes („Fahrrad Engel Service Mobil“).
„Wir alle verzichten heute auf saubere Luft und eine schöne Umwelt“
„Wir predigen nicht Verzicht“, sagt Ute Symanski von „Aufbruch Fahrrad“: „Wir alle verzichten heute auf saubere Luft und eine schöne Umwelt. In welcher Stadt können Kinder einfach so auf der Straße spielen, ohne sich in Lebensgefahr zu bringen?“ Und der Landesvorsitzende des BUND, Holger Sticht, fordert ein „Ende der Autovorfahrtspolitik“. Verantwortlich für diese sei der frühere Verkehrsminister und heutige Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). Man merkt es schon: In einer Woche ist die Wahl.
Die Fußgängerdemo vor der Kundgebung hatte sich übrigens um einige Zeit verspätet. Hunderte Teilnehmer saßen in einem Sonderzug aus Köln fest. Nichts als Ärger mit der Bahn.