Duisburg. Wie reagieren Duisburger auf das Ende der Maskenpflicht auch im Einzelhandel? Eine Stichprobe im Einkaufszentrum Forum – wo die Security staunte.
Einfach nur noch sprachlos sitzt der Sicherheitsdienst unten im Einkaufszentrum Forum. Und versteht die Welt nicht mehr. Über so viele Monate hat der Mann die Besucher immer wieder aufgefordert, eine Maske zu tragen. Weil es Pflicht war. Immer wieder hat er an die Vernunft und die eigene Verantwortung appelliert, einen Mundschutz aufzusetzen, um das Risiko für Ansteckungen mit dem Coronavirus – auch für andere – zu verringern. Jetzt aber „scheint der Druck von den Menschen abgefallen zu sein. An diesem Montagvormittag sieht man kaum jemanden, der ohne Maske im Forum herumläuft“, sagt ein Security-Mitarbeiter.
Dabei sollte im Forum eigentlich die Empfehlung ausgesprochen werden, ab Montag, 4. April, trotz der Lockerungen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Klépierre, Betreiber der Einkaufszentren Forum und Königsgalerie, will auch keine Maskenpflicht per Hausrecht durchsetzen – stattdessen an die Besucher appellieren, freiwillig eine Maske zu tragen (wir berichteten). Aber ausgerechnet jetzt sind diese Appelle anscheinend kaum noch nötig.
Mutter und Töchter setzen weiter auf den Schutz der Maske
Der Duisburger Günter Rauchfleisch kommt vom regnerischen, teils stürmischen Aprilwetter ins Forum. Sein erster Griff: Maske aufsetzen. Warum, das ist doch ab heute gar nicht mehr nötig? „Ich bin zwar geimpft, aber ich fühle mich einfach sicherer, wenn ich einen Mund-Nasen-Schutz trage“, sagt er freundlich und schlendert weiter.
Ein glühender Appell kommt von Susanne Niemann. Sie schlürft sich gerade vor dem Forum einen heißen Kaffee, den Mundschutz trägt sie deshalb am Kinn. Eine Maske zu tragen, bleibt für sie trotz der bundesweiten Lockerungen eine absolute Selbstverständlichkeit. „Dieses Virus wird uns ja noch Jahre begleiten. Dann kommt die nächste Mutation und irgendwann sind wir bei Corona-Variante 15 und 20. Ich geh’ davon aus, dass wir noch lange damit zu tun haben. Also schützen und Maske tragen“, sagt die Mutter dreier Mädchen.
Auf ihre Töchter ist sie besonders stolz. Zwei gehen auf die Gesamtschule in Mülheim-Saarn, weil sie nach dem Umzug nicht die Schule wechseln wollten. Die Kleine besucht das Abtei-Gymnasium in Hamborn. Beide Schulen hätten vor kurzem eine Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern zum Tragen des Mundschutzes gemacht. „Fast einstimmig fiel das Votum aus, auch freiwillig weiter eine Maske zu tragen. Das ist doch nur toll“, findet sie.
Selbst ihre elfjährige Tochter ist bereits dreimal geimpft. Weil sie es unbedingt wollte. Und trotzdem habe sie Corona mit sehr hohem Fieber bekommen. „Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn sie keine Impfung gehabt hätte“, sagt Susanne Niemann, deren Mann ebenfalls weiter ständig den Mund-Nasen-Schutz trägt.
Keine beschlagene Brille mehr
Das ganz neue Freiheitsgefühl genießen dagegen Mutter und Tochter Feike. Die 24-jährige Jacqueline hat ihre Mutter Petra (51) im Arm, und die beiden schlendern mit kleinen Einkaufstüten in der Hand durchs Forum und sind bester Laune.
Vor allem die 51-Jährige kennt die mitunter nervigen Auswirkungen des ewigen Maskentragens. „Wenn man von draußen in Innenräume kommt, beschlägt ständig die Brille und man steht im Nebel.“ Oder man kommt vom Kalten ins Warme und sofort läuft die Nase unter der Maske. „Jetzt ist doch alles wieder viel einfacher“, sagt sie und strahlt.
Mit Vorsicht und einem Kompromiss geht das Ehepaar Marianne und Werner Müller an diesem ersten Tag ohne Maskenpflicht mit der Situation um. Die beiden bummeln durchs Forum, haben den Mundschutz aber griffbereit. „Bei so extrem hohen Räumen wie hier kann ja eigentlich nichts passieren“, erklärt der 83-Jährige. Die beiden sind bereits 61 Jahre verheiratet und lassen sich schon seit 30 Jahren die Grippeimpfung geben. „Wir haben noch nie Grippe bekommen und wollen auch Corona nicht haben“, erklärt die 84-Jährige.
Also schützen sie sich, wann immer sie es für nötig halten. Wenn sie in öffentlichen Räumen mit niedrigen Decken sind oder in einer Schlange beim Einkaufen stehen, setzen sie ihre Masken auf. Im Forum oder jetzt draußen in der Einkaufszone darf sie auch gerne wieder in der Jackentasche verschwinden.
Bettenhaus Käthe Mandel: Erstmal weiter mit Schutz
Die „Nase komplett voll vom ewigen Maskentragen“ hat dagegen Giulia Gomez. Sie kommt gerade mit ihrem beiden Kindern vom Lebensmitteleinkauf und ist heilfroh, dass die Schutzmaßnahmen gelockert sind. „Ich bezahl überall mit meinem Handy“, erzählt die 36-Jährige. Und da hat sie die Gesichtserkennung eingestellt, um die Zahlung freizuschalten. „Das ist jetzt viel einfacher, denn mit Maske funktioniert das ja nicht. Ich war gerade beim Discounter, da liefen nur noch die Älteren mit einem Mundschutz herum.“ Sie ist zweimal geimpft und geboostert und froh über das Stück wiedergewonnener Normalität.
Beim Bettenhaus Käthe Mandel auf der Kö ist an diesem Vormittag noch kein Kunde ohne Maske erschienen. „Auch wir haben uns entschlossen, erst einmal weiterhin einen Mundschutz zu tragen“, sagt Inhaberin Stefanie Gebhardt, die mit ihren beiden Schwestern das Unternehmen führt. Man müsse jetzt erst einmal abwarten, wie sich die Lage weiter entwickelt.
>> NEUE CORONASCHUTZVERORDNUNG AB 3. APRIL
- Mit der seit dem 3. April gültigen Coronaschutzverordnung NRW werden die Schutzmaßnahmen zur Ausbreitung des Coronavirus erheblich reduziert.
- Die allgemeine Maskenpflicht ist bundesweit entfallen. Nur für Bereiche mit besonders hohen Risiken, zum Beispiel in Krankenhäusern, Arztpraxen und im ÖPNV, werden noch verbindliche Regelungen getroffen.
- Appelliert wird aber ebenfalls an alle Bürgerinnen und Bürger, „die allgemeinen Verhaltensregeln zu Abstand, Hygiene und Masken in allen Lebensbereichen angemessen eigenverantwortlich und solidarisch“ zu beachten. Jede Person sei angehalten, sich so zu verhalten, dass sie sich und andere keinen unangemessenen Infektionsgefahren aussetzt, heißt es in der NRW-Verordnung.