Dortmund. In Dortmund haben die Dreharbeiten für den nächsten Tatort aus dem Revier begonnen. So geht es nach dem Ausstieg von Anna Schudt weiter.
Abgeranzt der Parka, den er trägt zu einer Hose und Schuhen, die alle schon bessere Zeiten gesehen haben. Und struppig ist der Bart, der unter der FFP2-Mske zu sehen ist. Sagen wir mal so. Man würde diesem Mann wohl keinen Gebrauchtwagen abkaufen. Und wahrscheinlich würde man auch die Straßenseite wechseln, wenn er einem in der Dämmerung entgegenkommt. Dabei ist er von der Polizei, Kripo sogar. Peter Faber heißt er, ist zu Zeit aber krankgeschrieben. Psychisch angegriffen, weil seine Kollegen Martina Boenisch (Anna Schudt) vor seinen Augen erschossen worden ist.
Blutlache im Dortmunder Westpark
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„Er hat die denkbar schlimmste Tragödie erlebt, die passieren konnte“, beschreibt Jörg Hartmann in einer Drehpause vor dem Dortmunder U den Zustand des Tatortkommissars, den er seit mittlerweile zehn Jahren spielt. Und er ist nur noch am Leben, weil Boenisch ihm mit ihrem letzten Satz „Du bleibst hier“ das Versprechen abgerungen hat, keinen Selbstmord zu begehen. Deshalb heißt die neue Folge, die voraussichtlich im Januar 2023 über die Bildschirme flimmern soll, auch „Du bleibst hier“.
Darin geht es vordergründig um eine große Blutlache im Dortmunder Westpark zu der es keine Leiche gibt. Allerdings wird Andreas Richter, Chef einer Immobilienfirma, vermisst. Mit seinem Geschäftsmodell hat er sich in den letzten Jahren in der Stadt etliche Gegner gemacht: Er kauft Immobilien im Kreuzviertel auf und verwandelt Mietwohnungen in begehrte Luxusobjekte. Privat lässt er sich gerade von seiner Frau Natalia scheiden. Auch sie lässt kein gutes Haar an ihrem Noch-Ehemann.
Plötzlich taucht Fabers Vater auf
Ermitteln müssen Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) zunächst alleine. Denn Faber ist noch nicht dienstfähig, verwahrlost immer mehr und lebt quasi in seinem Opel Manta. Dann aber stoßen seine jungen Kollegen auf Fabers Vater Josef. Er und Faber hatten offenbar seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr. Was ist zwischen Vater und Sohn passiert und was hat Josef Faber mit dem Fall zu tun?
Folge 23 des Dortmunder Tatorts ist die erste, bei der der Herdecker das Drehbuch mitgeschrieben hat. Die Idee dazu, sagt Hartmann, habe er schon vor einigen Jahren gehabt. Boenischs Serientod sei eine gute Gelegenheit, sie umsetzen. So sehr ihn der Ausstieg Schudts persönlich geschockt habe, biete er auch eine Chance für einen Neubeginn des Dortmunder Tatorts. „Die muss man nutzen.“ Am besten „radikal“. Und längerfristig, wie der WDR immer wieder betont.
Idee zur Geschichte stammt von Jörg Hartmann
Hartmann jedenfalls ist dabei. Besonders in der aktuellen Folge. „Das ist meine Geschichte. Die habe ich entwickelt“, sagt er. Und wie er das sagt, merkt man, dass er sich auf die Herausforderung freut, sie umzusetzen. Zumal er sie von langer Hand vorbereiten konnte. Denn so plötzlich das Ende von Boenisch für die Zuschauer auch kam, so wenig überraschend kam es für Kollegen und den WDR. Schon vor gut zwei Jahren hatte Schudt den Sender über ihre Pläne informiert. Seitdem arbeitete die ganze Produktion über mehrere Episoden und ganz unauffällig auf das tödliche Finale hin.
Nun ist Faber wieder allein. Dafür taucht – wie geschrieben- sein Vater auf. Und mit ihm auch ein großes Stück der Vergangenheit seines Sohnes, die nicht zuletzt im Kreuzviertel der Stadt spielt. Das soll man der Folge auch ansehen. „Es gibt so viel Dortmund wie noch nie“, kündigt Hartmann an. Auch deshalb wird dieses Mal gleich neun Tage vor Ort gedreht – statt wie bisher üblich nur drei oder vier Tage.
Dreharbeiten noch bis zum 6. April
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Bis zum 6. April sollen die Dreharbeiten insgesamt noch laufen, wenn nichts dazwischen kommt. So wie am Freitag, als der morgendliche Corona-Schnelltest trotz strengster Sicherheitskontrollen am Set bei Reinsperger positiv ausfiel. Sie habe sich sofort in Isolation begeben, sagt Produzentin Lucia Staubach, es gehe ihr bisher aber gut. Man habe nun den Drehplan umgestellt, nehme erst Szenen auf, in denen Reinsperger nicht mitspiele. „Wir werden sehen, wie es weitergeht.“
Kann also sein, dass der seit Weihnachten wachsende Bart Hartmanns noch ein wenig länger sprießt. „Privat gefällt mir das nicht“, sagt er und will gar nicht an die langen, wirren Haare denken, die er später im Film trägt. „Ich sehe“, beurteilt der 52-jährige sein drehbuchgerechtes Äußeres, „aus wie ein Freak.“ Zumindest eine Episode lang.