Duisburg. Filmteams schätzen die Kulisse des Landschaftsparks Duisburg-Nord. Die Führung „Hollywood im Hüttenwerk“ zeigt, wo für wen die Klappe fiel.

Und wieder ist Duisburg Schauplatz krimineller Umtriebe – diesmal auf dem Wasser: „WaPo Duisburg“ heißt die neue Vorabendserie, die die Mercator-Stadt prominent auf die Fernsehbildschirme der Nation bringt – jeden Dienstag schnappt die Wasserpolizei böse Buben. Filmstadt Duisburg – das ist allerdings nichts Neues. Zum Top-Drehort machte die Stadt an Rhein und Ruhr einst Knitter-Cop Horst Schimanski. Aber auch für viele andere Produktionen diente die Stadt als Kulisse – insbesondere der Landschaftspark Nord mit seinen Relikten der Stahlindustrie.

Auch interessant

Filmszenen auf dem Tablet

Wer wissen will, wo die Filmcrews dort ihre Kameras aufbauten, kann bei der Führung „Hollywood im Hüttenwerk“ auf den Spuren von Stars und Sternchen wandeln. Eindreiviertelstunde dauert der Gang durch die Film- und Fernsehgeschichte des Industriedenkmals, den der Anbieter „Tour de Ruhr“ hier neben diversen anderen Formaten im Programm hat.

Die wechselnden Führer – einer von ihnen ist Stephan Haas – haben ein Tablet dabei, auf dem sie an Ort und Stelle die dort gedrehten Szenen zeigen. „Es sind über 30, für alle reicht die Zeit gar nicht“, so Haas. „Die Führung kann man also auch zwei Mal mitmachen und dabei noch Neues erfahren.“

Tom Tykwer war begeistert

Auf keinen Fall fehlen dürfen Szenen einer der erfolgreichsten deutschen Produktionen der letzten Jahre: „Babylon Berlin“. Der gefeierte 20er-Jahre-Krimi spielt zwar in der Hauptstadt, gedreht wurde für die zweite Staffel des Serienhits aber auch im Landschaftspark.

2016 war das, Erfolgsregisseur Tom Tykwer hatte den Landschaftspark zuvor eigens selbst in Augenschein genommen – und war begeistert von der spektakulären Kulisse. Als solche diente sie u.a. für eine der dramatischsten Szene der zweiten Staffel, am Ende von Folge zwei (wer noch schauen will: Spoiler-Alarm!): die Ermordung von Kriminalassistent Stephan Jänicke (Anton von Lucke) durch Verschwörer Bruno Wolter (Peter Kurth).

„Babylon Berlin“: Tatort Hochofenstraße

Seinen Weg ins Verderben nimmt das angehende Mordopfer dabei durch eine Unterführung an der Hochofenstraße – in der Szene stimmungsvoll düster ausgeleuchtet. Und per Tricktechnik im Hintergrund ergänzt, wie Stephan Haas erklärt: „Am Ausgang des Tunnels sieht man Züge vorbeifahren, dabei liegen da nicht mal Gleise.“

Den überaus spröden Charme der Unterführung wusste aber schon ein ganz anderer zu schätzen: DJ BoBo tanzte hier einst für den Videoclip seines Song „Freedom“ zwischen den Betonwänden. Videos werden immer noch gerne im Landschaftspark gedreht, auch Werbeclips. Zum Beispiel der von WM-Goldschütze Mario Götze für einen Smartphonehersteller – auch den hat Stephan Haas auf seinem Tablet.

Ein Hochofen wird zur Bohrinsel

Auf dem Cowperplatz lenkt er die Blicke seiner Gruppe nach oben – zu eben jenen „Cowpern“. So heißen die großen Winderhitzer, die einst den Heißwind für den Hochofenprozess produzierten. Auf einer Bohrinsel begegnet man ihnen gemeinhin eher nicht. Dort aber spielt – zumindest in Teilen – der RTL-Katastrophenfilm „Bermudadreieck Nordsee“ mit Bundes-Bruce-Willis Hannes Jaenicke. Vielleicht weil’s auf echten Bohrinseln immer so zieht, drehte man 2011 lieber in Duisburg. So wurden aus den alten Winderhitzern – per Nebelmaschine wiederbelebt – die dampfenden Aufbauten einer Bohrplattform. Und als Hannes Jaenicke nebst Mitstreitern nach atemloser Flucht in die Tiefe springt, landet er nicht im Staub des Cowperplatzes, sondern – platsch! – in der Nordsee.

Dennis Hopper kam leider nicht

Das ist in der Tat filmische Illusion, wie man sie aus Hollywood kennt. Aber das echte Hollywood hat sich im Hüttenwerk dann doch noch nicht blicken lassen. 1999 war es fast ein bisschen soweit, schließlich drehte Jakob Vilsmaier auch im Landschaftspark seinen Thriller „Straight Shooter“ mit Hollywoodlegende Dennis Hopper. Leider stand beim Dreh in Duisburg keine Szene mit Hopper im Plan ...

Der Crash des Super-Mantas

Als der Landschaftspark noch gar keiner war, sondern nur ein stillgelegtes Hüttenwerk, hatte hier allerdings ein automobiler Star aus deutschen Landen seinen großen Auftritt: der Opel Manta. 1991, drei Jahre vor Eröffnungs des Landschaftsparks, drehte Regisseur Peter Timm sein Zeitgeist-Epos „Manta, der Film“. „Ein schreckliches Machwerk“, findet Stephan Haas und lacht. Dennoch zeigt er auf seinem Tablet natürlich das spektakuläre Rennen, an dessen Ende der dreiachsige Super-Manta krachend an einer Mauer des Werks zerschellt.

Ohne Schimmi geht es nicht

Noch viele weitere Beispiele präsentiert der 56-Jährige im Rahmen der Führung – vom „DSDS“-Halbfinale über den Kinderfilm „Monty Spinneratz“ bis zu einem chinesischen Dokumentarfilm („Dafür wurde in Duisburg nachgestellt wie, die Chinesen Anfang der 2000er das Stahlwerk Phönix-Ost in Dortmund abgebaut haben.“). Und natürlich dürfen auch Beispiele des berühmten Film-und-Fernseh-Duisburgers nicht fehlen: Ohne Schimmi kann diese Drehorte-Führung nicht zu Ende gehen – schließlich drehte Götz George hier u.a. die Folge „Schicht im Schacht“, eine der letzten überhaupt.

Auch interessant

Die „Tatort“-Geschichte war damit in Duisburg jedoch nicht beendet, denn auch für den Dortmunder „Tatort“ um Jörg Hauptmann alias Kriminalhauptkommissar Peter Faber wurde schon in Duisburg gedreht. Was, so Stephan Haas, zu einem pikanten Missverständnis führte: „Der Dortmunder Oberbürgermeister hatte sich damals darüber beschwert, dass wieder nur die Dortmunder Schmuddelecken gezeigt würden. Er hatte wohl nicht gemerkt, dass seine Stadt überhaupt nicht im Bild war.“

>>> Die Infos zur Führung:

Hollywood im Hüttenwerk im Landschaftspark Duisburg-Nord (Emscherstr. 71). Nächste Termine: 5.3. (17.30 Uhr), 3.4. (14.30 Uhr). Info: www.tour-de-ruhr.de. Gutscheine für die Führung gibt’s für 27 € online auf: www.wir-lieben-tickets.de