Ruhrgebiet. Alles wird teurer, was macht das mit unserem Leben? Leser berichten von Verzicht, Frustration und ihren Sorgen vor dem sozialen Abstieg.
„Die finanzielle Schlinge um meinen Hals“ zieht sich zu, schreibt ein ehemaliger Finanzbeamter. Eine Hinterbliebene erklärt, warum sie keine Chance hat, ihre Situation zu verbessern. Viele sind frustriert von hohen Sprit- und Strompreisen. Das antworten Leser auf unsere Frage, was die Preissteigerung mit ihrem Leben macht.
„Ich leiste mir auch keine Currywurst mehr“
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Ich bin Frühpensionär und meine Frau hat nur einen Minijob. Schon vor zwei Jahren musste ich auf einmal wegen Corona 80 Euro im Monat mehr private Krankenversicherung bezahlen. Die Wohnungsmiete wurde um 70 Euro erhöht und der Strom für vier Nachtspeichergeräte verteuerte sich auch. Ich kündigte daraufhin meine monatlichen Spenden für die ganz Armen. Heute achte ich auf die Preise. Letztens kaufte ich keine Tomaten und kein sonstiges frisches Gemüse, weil zu teuer. Auf das Tierwohl (Eier, Fleisch, Wurst Milch) achte ich auch nicht mehr. Ich leiste mir auch keine Currywurst, Pizza oder Salat vom Imbiss mehr. Ich gehe auch nicht mehr in die Kneipe auf ein Pils. Die finanzielle Schlinge um meinen Hals als schwerbehinderter Frühpensionär zieht sich seit einiger Zeit immer dramatischer zu. Ich werde bald dem Staat auf der Tasche liegen und um Hilfen (Wohngeld etc.) bitten müssen. Und das als ehemaliger Finanzbeamter mit super-gutem Realschulabschluss. Ulrich Hübner-Füser, Bottrop
„Mehr Verdienst bedeutet weniger Hinterbliebenenrente“
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Meine Witwenrente wird wie bei allen jung Verwitweten mit meinem Gesamt-Einkommen verrechnet - mein Gehalt aus dem Öffentlichen Dienst und z.B. die Einnahmen von der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Mehr Verdienst bedeutet weniger Hinterbliebenenrente. Mir persönlich bietet sich also keine Möglichkeit der positiven Beeinflussung meiner Situation. Der seit dem Tod meines Mannes im Januar 2014 täglich geführte Kampf gegen die Windmühlen hat jetzt das Niveau eines Orkans angenommen. Die Heizkosten haben eine Steigerung in Höhe von 137,15% erfahren. Dagegen fühlt sich die Steigerung bei den Stromkosten mit lediglich 11,33% noch komfortabel an - wenn da nicht der Mehrverbrauch durch Homeoffice und Hybrid-Studium wäre … Ich fahre jetzt zwar weniger mit dem Auto, dafür sind die Kosten für meinen Weg zur Arbeit aufgrund der Sprit-Preise aber gleichbleibend hoch. Ich stehe fassungslos und kopfschüttelnd da. Birgit Reimann, Oberhausen
„Das ist Gestöhne auf hohem Niveau“
Auch wenn wir jetzt eine höhere Inflation haben muss ich persönlich als Rentner auf nichts verzichten. Wenn man sieht, was manche für ihr Auto, Reisen, elektronischen Schnickschnack und Genussmittel ausgeben, ist das Gestöhne auf hohem Niveau. Klaus Batkowski, Herne
„Man fühlt sich als Verbraucher nur noch dreist abgezockt“
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Mein Mann und ich sind beide voll berufstätig, er als Gärtner und ich als Pflegefachkraft im Krankenhaus. Es geht uns finanziell zwar gut, mit unserem Einkommen zählen wir zum sogenannten Mittelstand. Dafür arbeiten wir viel, aber die steigenden Kosten sind mittlerweile mehr als unverschämt. Unsere untätige Regierung könnte, wenn sie denn wollte, die Mehrwertsteuer senken als Beispiel. Will sie aber nicht, weil der Steuerzahler das größte Parlament seit Jahren finanzieren muss. Ich arbeite im Wechseldienst in Oberhausen und kann nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Abgesehen davon, fühlt man sich als Verbraucher nur noch dreist abgezockt, Strompreise steigen, mit fadenschneideigen Erklärungen von den Anbietern. Gleichzeitig liest man von hohen Gewinnen wie bei Eon. Kerstin Albuschat-Gemein, Gelsenkirchen
„Ich lasse unnötige Artikel einfach weg“
Es trifft die Ärmsten der Armen und auch die Kleinrentner müssen sich strecken um Mieten und Ernährung zu finanzieren. Für mich persönlich als Techniker und Sicherheitsfachkraft hat die Inflation auch einen positiven Effekt, denn ich versuche den Wertverlust des Geldes damit auszugleichen, dass ich bewusster einkaufe und unnötige Artikel einfach weglasse. Nach dieser Methode kann ich in punkto Ernährung und Kleidung locker zehn Prozent einsparen. Norbert Falkenhain, Gelsenkirchen
„Es fängt beim Essen an und endet bei Kultur“
Es ist mit wenigen Worten gesagt. Habe ich als Rentner früher den Euro einmal umgedreht, so muss ich es jetzt zweimal tun. Das fängt beim Essen an und endet bei Kultur. Hans Messling-Lins, Essen
„Was ich an der Tankstelle ausgebe, fehlt für andere Käufe“
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Ich lebe allein, meist versuche ich beim Kauf von Lebensmitteln Angebote zu bekommen. Bei Bekleidung bin ich sparsam, leiste mir nichts neues. Was mich als Autofahrer nervt, sind die Spritpreise, ich bin viel mit dem Wagen unterwegs. Inzwischen kostet mich eine Tankfüllung Diesel fast 100 Euro. Was ich an der Tankstelle ausgebe, fehlt für andere Käufe. Umsteigen auf das Fahrrad geht bei mir nicht. Die Entfernungen in normalem Zeitraum zu bewältigen, ist nicht möglich. Der ÖPNV kommt für mich nicht in Frage, ich finde, es ist eine Verschwendung, zusätzlich zu den Autokosten auch noch Fahrkarten zu kaufen. Name bekannt, Bochum
„Nur mein Einkommen hat schon seit Jahren keine Erhöhung mehr erfahren“
Sehe mich überall mit Preiserhöhungen konfrontiert, gern auch mal im zweistelligen Prozentbereich oder, wie gerade gestern, sogar mit einer Verdopplung (eprimo Gas, Vattenfall Strom). Nur mein Einkommen hat schon seit Jahren keine Erhöhung mehr erfahren. Ich würde es begrüßen, wenn sich eine Initiative entwickelt, die dass tun, was früher die Gewerkschaften getan haben. Auf die Straße gehen und die finanzielle Ungerechtigkeit anprangern. So hat man uns neben der EEG-Umlage nun auch die CO2-Abgabe verordnet. Die wenigsten haben mal eben 40.000€ oder mehr auf der Kante liegen, um ein E-Auto zu kaufen. Name bekannt, Oberhausen