Ruhrgebiet. Auch Silvester 2021 soll möglichst ohne Feuerwerk gefeiert werden. Dazu rufen die Ruhrgebietsstädte auf. Und manche schreiten zu Verbotszonen.
Schade eigentlich, aber Feuerwehr-Leute taugen offenbar auch nicht für Voraussagen. So steht’s im Jahresbericht für 2020 der Feuerwehr Dortmund: „Es wird wahrscheinlich das ruhigste Silvester aller Zeiten gewesen sein.“ Aber ein Jahr später wird es noch ruhiger. Abermals ist Stille Nacht. Das darf man getrost voraussagen.
Silvester hat Corona, schon im zweiten Jahr. Bars geschlossen, Tanzvergnügen verboten, Gruppengrößen gedeckelt. Feuerwerk darf nicht mehr verkauft oder geliefert werden, manche Städte - aber nicht alle - verbieten es an zentralen Punkten ganz. Abseits dieser Punkte gilt der komplizierte Satz von Dortmunds Rechtsdezernent Norbert Dahmen: „Das heißt nicht, dass bestehende Feuerwerkskörper, die man schon besitzt, nicht gezündet werden dürfen.“
Das Ziel: Verletzungen verhindern, Kapazität der Krankenhäuser schützen
Man merkt an der doppelten Verneinung, wie ihm das widerstrebt. Wenn Sie also zu den vielen Menschen gehören, die noch Böller von 2019 gehortet haben: Die dürften sie zünden. In Ihrer Straße, in Ihrem Garten, mit einigen wenigen Gästen. Die Städte und die Feuerwehren halten das allerdings für ziemlich unvernünftig.
Sie appellieren, auch abseits der Sperrzonen auf Feuerwerk zu verzichten. Verzicht und Verbot sollen dazu beitragen, „dass sich an zentralen Plätzen möglichst keine Menschen versammeln, durch Silvesterfeuerwerk verletzt und in einer der Kliniken versorgt werden müssen“, sagt Bochums Stadtdirektor Sebastian Kopietz. Viele seiner Kollegen sagen das ganz ähnlich. Begründung: Corona und die Kapazität der Krankenhäuser.
„Eine leere Packung Wunderkerzen und 13 Luftschlangen“
Was also erwartet uns? Beim „wahrscheinlich ruhigsten Silvester aller Zeiten“ 2020 gab es tatsächlich in NRW deutlich weniger Unfälle, weniger Verletzte, weniger Notaufnahmen, weniger Polizeieinsätze als in normalen Jahren. Aber natürlich auch weniger Licht und weniger Freude, Die WAZ beschrieb danach so den Platz vor dem Bochumer Schauspielhaus, wo sonst immer der Bär böllert: „Und diesmal? Findet man genau zwei Schachteln von Konfettikanonen, eine leere Packung Wunderkerzen, 13 Luftschlangen und eine kleine Flasche Bier. Na, wenigstens ist sie leer.“ Ein bisschen Spaß muss sein.
Freilich gehen die Städte äußerst unterschiedlich damit um, Bereiche zu sperren. In Düsseldorf und Köln ist es jeweils - unter anderem - die komplette Altstadt, in Dortmund, Duisburg oder Bochum sind es immer einige Plätze, auch in Oberhausen, wo es heißt: „Damit haben wir im letzten Jahr gute Erfahrungen gemacht.“ Hattingen hat gleich 22 Sperrzonen ausgerufen, darunter pauschal alle „Sportplätze“ und alle „Parkplätze von Baumärkten und Lebensmittelmärkten“.
Essen verzichtet auf Sperrzonen: „Vielleicht für andere Städte sinnvoll“
Essen hat gar keine ausgerufen: Ws gebe in Essen nicht nur einen zentralen Platz wie in anderen Städten, wo sich Menschen versammeln könnten, sondern gleich mehrere. Man wolle kein Katz-und-Maus-Spiel. „Solche Sperrungen sind deshalb nicht sinnvoll für Essen, für andere Städte vielleicht schon“, ist die leicht nach Arroganz riechende Begründung des Ordnungsdezernenten.
Dazu werden überall im Ruhrgebiet verstärkt Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Ordnungsämter unterwegs sein, und auch die Polizei rüstet sich: „Wir haben in der Silvesternacht mehr Streifenwagen als sonst auf den Straßen“, sagt etwa Essens Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato. Hier und andernorts verstärkt die Polizei Dienstgruppen und hält Einsatzhundertschaften bereit.
Feuerwehr bereitet sich vor wie auf eine normale Silvesternacht
Und die Feuerwehr? Bereitet sich vor wie auf eine - Silvesternacht. „Wir planen immer vor, wir wissen ja nicht, was passieren wird“, sagt der Feuerwehr-Chef von Mülheim, sagt Sven Werner. Und so verstärken sie die Schicht, halten mehr Rettungswagen vor und mehr Kräfte in Bereitschaft. „Ein bisschen wird wohl auch in diesem Jahr von den Leuten geknallt werden.“
Schwarz-Pettinato, der Polizeisprecher, hat noch einen Warnhinweis für all jene, die es trotz der Verbote und der Aufrufe so richtig krachen lassen wollen: „Nachbarn“, sagt er, „sind in Corona-Zeiten oft besonders sensibel.“ Soll heißen: Wer so mit Lärm auffällt, dass die Polizei anrückt, muss auch damit rechnen, dass sie die Besucher nachzählt.
Die besondere Sensibilität zeigte sich beim „wahrscheinlich ruhigsten Silvester aller Zeiten“ 2020 auch noch an anderer Stelle: Sehr viele Anrufer jener Nacht wollten die Polizei auf Leute aufmerksam machen, die irgendwo böllerten. Die Anrufer dachten, es sei insgesamt verboten.