Essen/Duisburg/Oberhausen. Der Herbst hat gerade erst begonnen, da steht schon die fünfte Jahreszeit vor der Tür? Doch wie können die Narren in diesem Jahr feiern?

Die Stimmung ist vorsichtig optimistisch. „Wir sind zu allem bereit“, sagt Michael Jansen, Präsident des Hauptausschusses für den Duisburger Karneval. „Ob wir aber in vollem Umfang feiern können, das ist fraglich.“ Und das ist es nicht nur in Duisburg.

Zumindest für den Start in die Session laufen die Vorbereitungen überall auf Hochtouren. Das Festkomitee Essener Karneval etwa lädt am 11.11. um 17.11 Uhr zum Hoppeditz-Erwachen ins Uhlenkrugstadion. Die Reuber und auch Peter Wackel sind gebucht. „Wir haben einiges investiert ins Programm“, findet Volker Saßen, 1. Vorsitzender des Festkomitees Essener Karneval und hofft auf 500 bis 600 Leute. Der Eintritt ist frei, es gilt – Stand jetzt – die 3G-Regel. „Und wir haben den Zugang personalisiert“, sagt Saßen. „So wissen wir genau, wer da ist.“

Der Hoppeditz wird wieder wach

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In Oberhausen geht es ebenfalls am Elften im Elften los. „Aber erst am Nachmittag“, sagt Ludger Decker, Präsident des Hauptausschusses Groß-Oberhausener Karneval. „Wir sind ja nicht in Köln.“ Im Freien soll am Friedensplatz gefeiert werden, „mit Bühne, Pavillons und Bierwagen“. „Es gilt 3G, das Ordnungsamt wird Kontrollen machen.“ Bei der Prinzenkürung zwei Tage später gilt allerdings 2G. „Das ist ja eine Saalveranstaltung.“

In Duisburg, wo der Hoppeditz 2020 nur via Internet geweckt wurde, soll die Schelmenfigur in diesem Jahr am 13. November wieder vor Publikum aufwachen. „Unter den dann geltenden Regeln“, sagt Jansen. Am liebsten in der Innenstadt, zur Not auch an anderer Stelle. „Wir haben mehrere Locations reserviert.“ Dazu zählt auch die Schauinsland-Arena.

„Man kann ja nicht erst zwei Wochen vorher planen“

Kann man Rosenmontag schon wider so feiern? Die Vereine wissen es noch nicht.
Kann man Rosenmontag schon wider so feiern? Die Vereine wissen es noch nicht. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Auch sonst machen die Vereine in der Stadt Nägel mit Köpfen, egal, ob sie im Saal des örtlichen Pfarrheims feiern oder in einer großen Halle. „Man kann ja nicht erst zwei Wochen vorher anfangen zu planen.“ Dabei, auch das sagen die Jecken im Revier, könne natürlich niemand wissen, wie sich die Infektionszahlen in den kommenden Wochen entwickeln und wie die Corona-Schutzverordnung am 11. November genau aussieht.

Kurzfristige Absagen hält aber nicht nur Jansen in diesem Herbst für unwahrscheinlich. „Es sind ja doch viele geimpft.“ Volker Saßen blickt ebenfalls mit Zuversicht auf den Start in die närrische Zeit. „Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist 2G als Auflage. Damit würden wir aber klar kommen. Wir halten uns auf jeden Fall an die offiziellen Vorgaben.“

Bisher keine Austrittswelle bei den Vereinen

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Finanziell haben die meisten Vereine die ausgefallene Session 2020/21 einigermaßen verkraftet. „Im Essener Stadtverband sind jedenfalls noch alle Vereine da“, hat Saßen festgestellt. Man habe zwar nichts eingenommen bei Veranstaltungen, habe aber auch keine Kosten gehabt, heißt es in der närrischen Szene. Und auch von Austrittswellen sind die Karnevals-Gesellschaften in der Corona-Zeit verschont geblieben. „Normale Fluktuation“, sagt Decker. „Mehr nicht.“

Ein einsames Funkenmariechen am 11.11. 2020 in Köln. Feiern war  verboten
Ein einsames Funkenmariechen am 11.11. 2020 in Köln. Feiern war verboten © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die eigentlich für 2020 engagierten Künstler haben offenbar auch mitgespielt. Saßen kennt jedenfalls keinen, der auf Einhaltung seines Vertrages bestanden hat. „Die wollen ja alle wiederkommen.“ Und mittlerweile, weiß Jansen, „sind die Verträge ohnehin angepasst worden.“ In jedem gibt es eine Corona-Ausstiegsklausel.

Prinzenpaare hängen ein Jahr dran

Diese Möglichkeit gibt es für die Tollitäten nicht. Sie ist andererseits nicht nötig: Überall wollen die Prinzenpaare ein Jahr dranhängen. „Die haben bisher ja auch nichts erlebt“, sagt Decker. In Essen will Prinz Andreas I nicht nur, er muss es auch. „Es hat sich keiner gefunden, der das Amt in diesem Jahr unter Coronabedingungen übernehmen wollte. Auch Kinderprinz- und Kinderprinzessin machen weiter, sind aber mittlerweile aus dem Ornat herausgewachsen. „Aber da helfen unsere Sponsoren.“

So konkret die Pläne für den 11.11. sind, so vage sind sie für die Umzüge zu Rosenmontag im Februar 2022. „Mir fehlt noch die Fantasie, wie man die Zuschauer eines Umzuges kontrollieren will“, muss Saßen passen. So genau kann das der Hauptausschuss in Oberhausen auch nicht sagen, man sei aber „bemüht, einen Zug zu organisieren“ – möglicherweise mit veränderter Streckenführung.

Hungrig auf Veranstaltungen

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Zunächst aber zählen sie überall die Tage bis zum Beginn der „Fünften Jahreszeit“. „Der Wunsch zu Feiern ist da“, hat Decker festgestellt. „Die Leute sind hungrig auf Veranstaltungen“, weiß auch Saßen. Und Michael Jansen bestätigt: „Wir haben alle richtig Bock auf Karneval.“